Prominenter Widerstand gegen die Schliessung Petition für Erhalt des Lassalle-Hauses
Der Schliessungsentscheid traf tausende Menschen wie der Blitz: Schon per Ende Juni soll der Hotellerie- und Gastrobereich des traditionsreichen Bildungshauses oberhalb von Zug dicht gemacht werden, 40 Angestellte verlieren ihren Job, eine ganze Generation von «Lassalle-Haus-Begeisterten» ihre spirituelle Heimat.
Der Entschluss wurde von der zentraleuropäischen Leitung des Jesuitenordens gefällt, der das Lassalle-Haus führt, und mit wirtschaftlichen Problemen des Hauses begründet. Zwar können Tageskurse auch in Zukunft stattfinden, mehrtägige Kurse fallen aber weg beziehungsweise sollen «an anderen Orten» stattfinden, wie es in der Mitteilung der Ordens heisst. Wo, ist völlig offen. Auch was mit dem imposanten Gebäude mit rund 80 Gästebetten, den grosszügigen Seminar- und Meditationsräumen geschehen soll, ist unbekannt. Das Haus steht zudem wegen seiner eindrücklichen Architektur unter Denkmalschutz.
Dabei sind es genau diese mehrtägigen Exerzitien, Fasten-, Meditations- und Spiritualitätskurse, die den Ruf des Hauses ausmachen und die tausende Besucherinnen und Besucher während der letzten Jahrzehnte in ihrer spirituellen Suche begleitet und befruchtet haben. Die Verbindung von christlicher Mystik und östlichen Meditationspraxen wie Zen oder Yoga waren denn auch das Grundanliegen des «geistigen Vaters» des heutigen Lassalle-Hauses, des Jesuiten Niklaus Brantschen, der Anfang der 90er Jahre das Kursangebot entsprechend ausrichtete und damit zu einem Pionier des interreligiösen Dialogs und der Neuentdeckung mystischer Traditionen in Ost und West wurde. Gerade Menschen, die sich von traditionell-kirchlicher Spiritualität nicht mehr angesprochen fühlten, fanden hier ein neues Zuhause, das sie sich auch nicht nehmen lassen wollen.
Petition mit prominenter Unterstützung
Eine «Petition zur Rettung des Lassalle-Hauses» wurde bisher in nur zwei Tagen von fast 3000 Menschen unterzeichnet. Darunter auch etlichen Prominenten wie dem Schauspieler Anatol Taubman, dem Publizisten Roger de Weck, der HEKS-Direktorin Karolina Frischkopf, dem ehemaligen Zuger Nationalrat Peter Hess, der Philosophin und Autorin Barbara Bleisch, dem Herz-Chirurgen Thierry Carrel, der Sängerin Susan Schell, dem geistlichen Autor Pierre Stutz, dem Philosophen und Zen-Lehrer Peter Widmer oder dem früheren Abt von Einsiedeln, Martin Werlen. Sie alle rufen die Ordensleitung auf, ihren Entscheid zu überdenken und mit externen Kooperationspartnern eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu suchen. «Es ist verantwortungslos, dass der Jesuitenorden einsam solch eine Entscheidung trifft, ohne altivernative Optionen zu prüfen», sagt auch Lukas Niederberger, der ehemalige Jesuit und Nachfolger Brantschens in der Leitung des Hauses bis 2007. Er hat die Petition mit initiiert. Alle Bildungshäuser müssten ihr Profil schärfen und sich den heutigen Gegebenheiten anpassen. Warum der Orden nicht eine Verbreiterung der Trägerschaft versucht, ist für ihn unverständlich. Er mahnt auch die Verantwortung des Ordens für die rund 80 Kursleitenden an: «Sie haben während Jahrzehnten zu bescheidenen Honoraren das Lassalle-Haus mitgetragen und wurden trotz verbindlicher Vereinbarungen vor die vollendete Tatsache gestellt, dass sie für ihre Kurse ab Juli andere Orte suchen müssen.»
Ob die Petition bei der Ordensleitung Gehör findet, wird sich bald zeigen. Sicher ist schon heute, dass die Kirche Schweiz ohne das «spirituelle Experimentierfeld Lassalle-Haus» ärmer wird.
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