Maria weist den Weg Zürcher Wallfahrt nach Einsiedeln
«Salve, Regina, mater misericordiae
Sei gegrüsst, Königin, Mutter der Barmherzigkeit»
Das Salve Regina stimmen die Mönche von Einsiedeln jeden Abend vor der Gnadenkapelle an. Es ist sicher der emotionalste Moment jeder Wallfahrt ins Klosterdorf. Für mich ist es das schönste Marienlied, das ich kenne. Ich singe es gern für mich allein in einer der vielen Mutter-Gottes-Kapellen meiner Heimat im Freiburgerland.
Nicht nur die Melodie berührt mich, sondern auch der Text: «Mutter der Barmherzigkeit». Wenn Maria die «Mutter der Kirche» ist, wie die Päpste und Bischöfe nicht müde werden zu betonen, dann ist der tiefste Sinn der Kirche auch die Barmherzigkeit. Trost spenden, Bedürftige unterstützen, Kranke pflegen, Gefallene aufrichten, den Menschen dienen, das ist der Sinn von Kirche. Kirche ist kein Selbstzweck. Daran erinnert mich das Salve Regina. Was in der Kirche niemandem dient, gehört ausgemustert. Wo die Kirche nicht dient, da hat sie ausgedient!
«Gegrüsset seist du Königin, oh Maria»
So sagt es ein anderes Marienlied. Eine Frau als Königin in dieser von ausschliesslich männlichen Fürsten regierten Kirche? Ein Widerspruch in sich. Maria als die weibliche Seite Gottes? Die aber in der realen Kirche nichts zu sagen hat? Eine unglaubliche Provokation. Gerade für uns heute, wo wir auf dem «Synodalen Weg zur Erneuerung der Kirche» darum ringen, überholte und überhöhte Geschlechterrollen in der kirchlichen Ämterfrage zu überwinden.
Jede Wallfahrt nach Einsiedeln müsste auch eine Buss-Wallfahrt sein für all die Sünden und Herablassungen, die männliche Kirchenregenten den Frauen und der «Königin Maria» angetan haben und leider noch immer antun. «Oh Maria».
«Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus»
Das Lieblingslied meiner Kindheit. Ich kann nachvollziehen, dass Frauen unsere Kirche verlassen. Nicht nur junge, sondern immer häufiger auch Frauen in reifem Alter, die sich lange in der Kirche engagiert hatten, aber angesichts der Reformunwilligkeit des klerikalen Apparats enttäuscht und nicht selten wütend den Bettel hinschmeissen. Der Rücktritt der Präventionsbeauftragten Karin Iten ist nur der Gipfel eines Eisbergs aus Frust, Kränkung, Ausschluss und Erniedrigung.
Auf der anderen Seite frage ich mich aber auch, warum sich Kirchenfrauen all das noch immer gefallen lassen. Wenn eine beliebte Gemeindeleiterin am «Tisch des Herrn» ein Gebet spricht, das gemäss geltender Ordnung den Priestern vorbehalten wäre und sie dafür des «Missbrauchs» bezichtigt wird, dann würdigen wir den «Tisch des Herrn» zu einem «Tisch der Herren» herab. Wer wäre geeigneter, dem «Mahl der Liebe Gottes» vorzustehen und das «Brot des Lebens» zu verteilen, als Frauen? Aber, um Mariens Willen, warum fehlt uns der Mut, neue Wege zu gehen, wenn doch der Mantel Mariens uns allen «Schirm und Schild» ist?
Doch, eine Wallfahrt zur Mutter Gottes kann segensreich sein. Gerade in unseren Zeiten. Möge sie alle Teilnehmenden ermutigen und stärken, um Schritt für Schritt, aber zielgerichtet, unsere Kirche zur grösseren Ehre Gottes und Mariens zu vermenschlichen.
«Oh, Maria, hilf!»
Detaillierte Informationen finden sich hier im Flyer zur Wallfahrt. Ebenso steht ein Plakat zum Ausdrucken zur Verfügung.
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