Kirche aktuell

Gottesdienst zur Street Parade Wenn der DJ predigt

In der Wasserkirche wurde vor der Streetparade ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Ziemlich underground und sehr stimmig.
12. August 2019 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Auch die Streetparade hat einmal klein angefangen. Und so war der erste ökumenische Gottesdienst kurz vor dem Start der Technoparade am 10. August noch ziemlich underground. Vielleicht 50 Menschen versammelten sich in der Wasserkirche, wo Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist, die katholische Wort-zum-Sonntag-Sprecherin und Spitalseelsorgerin Veronika Jehle und der Theologe und Beauftragte für Spiritualität von Katholisch Stadt Zürich Meinrad Furrer einen Gottesdienst gestalteten. In einem kurzen Dialog mit Christoph Sigrist sagte Joel Meier, Präsident des Vereins Streetparade, oft habe es ja geheissen, die Parade habe «Zürich von Zwingli befreit». Mit dem Zwingli-Film zum Reformationsjubiläum sei ihm aber bewusst geworden, dass Zwingli ein freiheitlicher Revolutionär gewesen sei.

«Er stand für die gleichen Werte ein, die auch uns wichtig sind: Freiheit, Gemeinschaft, Solidarität.»

Und so fuhr an der 28. Streetparade, die 500 Jahre nach der Reformation die Stadt Zürich in Beschlag nahm, auch der Klima-Zwingli mit.

Zwingli mit DJ-Tönen und einem Regenbogen

15 Reproduktionen des Zwingli-Denkmals bei der Wasserkirche liess Sigrist für sein Projekt Zwingli-Stadt giessen. Der Klima-Zwingli war bereits an der Erst-August-Feier am Bürkliplatz im Einsatz.

Jehle und Furrer stellten in ihrem Beitrag die Geschichte von der Arche Noah ins Zentrum. Die alttestamentliche Geschichte zeuge vom Lernprozess Gottes, dass nicht Zorn und Zerstörung die Welt verändern, sondern Liebe und Respekt, sagte Jehle.

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Furrer baute die Brücke vom Regenbogen, der am Ende der Geschichte für den Neuanfang und das Versprechen Gottes, nicht mehr von den Menschen zu lassen, steht, hin zu einer Zeile im Song «Anthem» von Leonard Cohen: «There is a crack in everything / That's how the light gets in». Wer sich in Angst verschliesse, bleibe im Dunkeln. «Erst wenn wir offene Grenzen riskieren und Risse zulassen, wird das Licht gebrochen, und ein Regenbogen kann entstehen», sagte Furrer. Sigrist betonte, dass die Welt unter Gottes Regenbogen von allen Menschen mit all ihren Talenten und Defiziten mitgestaltet werde. «Dieses Boot ist nie voll.»

Die stimmige Feier im wunderbaren Raum der Wasserkirche war neben den Wortbeiträgen insbesondere von famosen DJ-Tracks von Erhan Yücesan geprägt. Noch fristete sie ein Schattendasein. Aber sie war ein Versprechen.

 

FELIX REICH // reformiert.info