Zum Tod von Weihbischof und Generalvikar Peter Henrici «Er war lösungsorientiert unterwegs»
Was Martin Heidegger formuliert hat, «dass alles Gediegene nur gedeiht, wenn der Mensch gleich recht beides ist: bereit dem Anspruch des höchsten Himmels und aufgehoben im Schutz der tragenden Erde», hat der am 6. Juni verstorbene Peter Henrici praktiziert. Er ist 1928 in Zürich geboren und in einer Akademikerfamilie aufgewachsen, verwurzelt im katholischen Glauben und offen für andere Überzeugungen. Die Liebe zur eigenen Kirche und die Offenheit für die Welt hat dem jungen Jesuitenpater Türen geöffnet. Mit reichen Gaben des Geistes ausgestattet wollte er den Glauben so darstellen, dass er für den heutigen Menschen einsichtig wird. Philosophische Weitsicht und spirituelle Tiefe kennzeichnen sein Wirken. Er war Theologe, Professor der Philosophie der Neuzeit, Seelsorger und Bischof in einem.
Theologe, Seelsorger und Bischof in einem
Die Diözese Chur und die katholische Kirche im Kanton Zürich sind Peter Henrici zu grossem Dank verpflichtet. Vom weltweiten Rom kam er 1993 nach Zürich, um zusammen mit seinem Mitbischof Paul Vollmar im krisengeschüttelten Bistum Chur einen Neuanfang zu setzen. Als Weihbischof und Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus und zeitweise auch für den Kanton Schwyz hat er pastorale Impulse hinterlassen. Schon im ersten Jahr besuchte er sämtliche Pfarreien und Missionen und feierte mit ihnen Gottesdienste. Schnell erkannte er, was die Gläubigen heute erwarten: eine dienende Kirche. Aus dieser Einsicht ist der Pastoralplan I «Für eine geschwisterliche und offene Kirche. Anregungen für die Seelsorge im Kanton Zürich» entstanden. Zusammen mit der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich setzte sich Peter Henrici für die «Flughafenseelsorge» ein. Ein Herzensanliegen war ihm die Errichtung der Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich. Eine «Geh hin-Kirche» sollte neue Glaubwürdigkeit schaffen.
Ökumenebrief als Höhepunkt
Als Diasporakatholik war Peter Henrici der Umgang mit der reformierten Schwesterkirche eine Selbstverständlichkeit. Schnell fand er im damaligen Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich einen verständigen Gesprächspartner. Der am Bettag 1997 veröffentlichte Ökumenebrief ist bis heute ein Höhepunkt der ökumenischen Beziehungen. Durch Herkunft, Glaube und Taufe sind sich Katholiken und Reformierte nahe. Kooperation soll zur Norm werden, Alleingang zur Abweichung. Mit Leichtigkeit knüpfte Peter Henrici auch Kontakte zu den in Zürich zahlreich vertretenen orthodoxen Kirchen und beteiligte sich mit ihnen gerne am «ökumenischen Kreuzweg» am Karfreitag in der Innenstadt von Zürich.
Spuren hinterlassen hat Peter Henrici auch in der Neuausrichtung der Theologischen Hochschule Chur, des Priesterseminars St. Luzi und der damit verbundenen Ausbildung der künftigen Seelsorger und Seelsorgerinnen. Als Präsident der von Bischof Amédée Grab ins Leben gerufenen «Ausbildungskommission» und der «Expertenkommission für die Theologische Hochschule» war er massgeblich an der Ausarbeitung tragfähiger Lösungsvorschläge beteiligt.
Peter Henrici war nicht zuletzt geschätztes Mitglied in der Schweizer Bischofskonferenz. Hier hat er mit Freude mitgearbeitet und leitete unter anderem die Kommission für Glaubensfragen und die Kommission für Medien und Kommunikation.
Nach seinem Rücktritt als Generalvikar im Jahr 2003 und als Weihbischof 2009 fand Peter Henrici Zeit für Seminare und Vorlesungen an der Theologischen Hochschule Chur wie auch für philosophische und spirituelle Publikationen. Die Aufgabe des Koordinators der «Internationalen katholischen Zeitschrift COMMUNIO» verschaffte ihm Kontakt zu nicht wenigen philosophisch-theologischen Kollegen. Im Jahr 2015 zog Peter Henrici als Hausgeistlicher zu den Ursulinenschwestern nach Brig. Hier sagte er im Blick auf sein Lebensende in einem Interview: «Es muss eine grossartige, einmalige Erfahrung sein. Wenn man plötzlich, mit ganz anderen, geistigen Augen, Jesus Christus und seinen Vater und die ganze Schöpfung sieht.» Im Glauben an den Auferstandenen erweist sich für den lieben Verstorbenen das Ende als strahlender Beginn.
Die Erdbestattung findet am kommenden Mittwoch, 14. Juni 2023, um 13.30 Uhr auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich statt. Die Auferstehungsfeier ist dann am selben Tag um 15.00 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul.
Das Requiem zu Ehren von Weihbischof Peter Henrici wird am kommenden Mittwoch um 15 Uhr auch im Internet übertragen. Dazu diesen Link benutzen.
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