Wallfahrt der Zürcher Katholiken Hunderte Zürcher Katholiken pilgerten nach Einsiedeln
Das Motto der diesjährigen Wallfahrt blieb nicht einfach ein Spruch in der Sakristei des Grossmünsters, sondern musste sich bereits beim Hinpilgern zum Wallfahrtsort als Tat bewähren. Auf verschiedensten Routen - ob kurz vom Bahnhof Einsiedeln in die Klosterkirche, stundenlang über den steilen Anstieg zum Etzel, mit dem Velo oder mit Kindern – forderte die trotz bedecktem Himmel sommerliche drückende Hitze den Pilgernden einiges an Durchhaltvermögen und Schweiss ab. Da war der gemeinsame Gottesdienst in der erfrischend kühlen Klosterkirche eine Wohltat. Die Bildergalerie unten auf der Seite vermittelt einen Eindruck der Wallfahrt.
In seiner Predigt zählte der Apostolische Delegierte für die Bistumsregion Zürich/Glarus, Josef Annen, verschiedene Bewegungen auf, die sich engagiert für etwa Tapferes einsetzen. Er verwies auf Bewegungen, die für Gleichberechtigung der Geschlechter einstehen und veraltete Machtstrukturen beseitigt haben wollen, Pfarreien und Missionen, die, ob der sexuellen Missbräuche entsetzt, Recht und Gerechtigkeit für die Opfer fordern oder Priorin Irene, die im Kloster Fahr das Donnerstagsgebet ins Leben gerufen hat. In entwaffnender Ehrlichkeit sagte Josef Annen auch:
«Ich weiss nicht, wie kreativ unsere weltweite Kirche den Reformstau anpacken und abbauen wird. Aber etwas weiss ich: Es braucht beides: Den Mut, die Dinge beim Namen zu nennen und aufzutreten. Und dafür bin ich allen dankbar, die auf diese Weise „um Gottes Willen etwas Tapferes tun“».
Die Predigt endete nicht mit einem gewohnten «Amen», sondern mit der Übergabe des Wortes an eine Frau. Amanda Ehrler, Präsidentin des Katholischen Frauenbundes Zürich, signalisierte in aller Klarheit, Tapferes tun zu wollen. «Weil wir unsere Kirche lieben, darf dieses innerliche Aufgewühltsein nicht verstummen.» Sie ist auch davon überzeugt, dass die Krise der Kirche überwunden werden könne «im Aufbrechen und Überwinden schädlicher Machtstrukturen (…) Wir lassen nicht zu, dass die Hoffnung auf ein gemeinsam gestaltetes Kirchesein uns weiter entschwindet. Wir werden laut. Wir werden lästig. Wir stehen ein für ein gerechtes Miteinander von Frau und Mann auf allen Ebenen kirchlichen Handelns.»
Ein krachendes Gewitter setzte dem gemütliche Zusammensitzen im Abteihof ein Ende - und für viele den Startschuss für das ZüriFäscht. Und so zogen die Zürcher Katholiken - wie damals Zwingli - von Einsiedeln hinunter nach Zürich, aber nicht um zu reformieren, sondern um tüchtig zu feiern.
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