Priester, Synodalrat, Supervisor Von A(rabien) bis Z(ürich)
In der Synodensitzung vom November 2021 wurde Martin Stewen auch als Synodalrat gewählt und räumt, etwas demütig, ein: «Ich war immer ein Mensch des Pastoralen, von Verwaltung habe ich wenig Ahnung.» So fragte er überall nach, in seiner Pfarrei, beim Dekan von Zürich, um vor seiner Wahl eine Frage beantworten zu können: Kann ich das überhaupt? Stewen nahm die Herausforderung an und freut sich auf die neue Aufgabe. Und eins ist ihm jetzt schon klar: «Ich kann und möchte die Seelsorger-Schuhe nicht ausziehen und sagen: ab jetzt nur noch Bürogummi.»
Sein Wunschressort war von Anfang an die Migrantenseelsorge. Dieses Ressort übernahm er nun von Luis Varandas, der seit Mai 2021 Generalvikar für die Bistumskantone Zürich und Glarus ist. Nach den ersten Besuchen in den Migrationsgemeinden, nach Sitzungen mit Leitungsgremien und Treffen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Synodalrat ist Martin Stewen bewusst geworden: «Auch in der Verwaltung geht es als erstes um die Menschen in den Missionen.»
«Melting Pot» Arabien
Gut vorbereitet für die neue Aufgabe in den Migrantenseelsorgen ist Martin Stewen allemal. Fünf Jahre lebte er am Bischofssitz von Paul Hinder in Abu Dhabi als Auslandspriester, erlebte dort den Papstbesuch und viele Begegnungen mit Katholikinnen und Katholiken aus aller Welt, besuchte die Gemeinden, um dort Grundlagen für Katechese und Bildung zu legen. «Reibereien sind das tägliche Brot. Verschiedene Gruppen wollen sich positionieren. Die ältere Generation möchte zurück nach Hause, die Jungen wollen bleiben und kennen ihr Heimatland gar nicht». Die Katholikinnen und Katholiken in Arabien stammen aus den Philippinen oder Indien.
«Ein Melting Pot (Schmelztiegel)», so Martin Stewen. «Das gibt es hier im Kanton Zürich im Kleinen ganz genau so, ebenso die Fluktuation und Volatilität.»
Die fünf Jahre in Arabien haben Stewens Leben nochmal über den Haufen geworfen. Erstmals lebte er in einer Kommunität: mit festen Gebetszeiten, einem kleinen Einzelzimmer, aber gemeinsamen Mahlzeiten. «Nach 20 Jahren, in denen ich allein in einer Wohnung lebte, ging dies viel besser als ich dachte: Da steckt eine Botschaft für mich drin», schmunzelt er. Besser als erwartet gelang ihm auch der Umgang mit den heissen Temperaturen von bis zu 50 Grad und Englisch als Alltagssprache. «Mein Englisch ist wirklich nicht brillant, und ich schwitze sehr schnell. Freunde haben sich über den Schritt nach Arabien gewundert», gesteht Stewen. Aber der Wunsch, den er für sich einst formuliert hatte nach einer «hervorragenden Zeit» in der Pfarrei Embrach, war klar: «Ich möchte mal weg.» Jemand gab ihm Bischof Hinders E-Mail-Adresse. Der Besuch bei einem Freund, der eine Hongkonger Auslandsgemeinde leitete sowie einige Reisen als Seelsorger auf einem Kreuzfahrtschifft taten ihr Übriges. Stewen packte seine Koffer und ging nach Abu Dhabi. «Das Arabische hat mich sehr fasziniert, auch wenn es schwer war, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.»
Zurück zu den Wurzeln
2001 erhielt der gebürtige Deutsche Stewen, der es durch die Vermittlung eines Studienkollegen in die Schweiz gebracht hatte, die Priesterweihe – in der Mutterkirche St. Peter und Paul Zürich. Umso mehr freute er sich, nach Jahren in den Emiraten, dort als Priester zum Einsatz zu kommen. Ebenfalls für ihn «altbekannt»: der Gottesdienst zu Gay Pride Zürich, der im Mai stattfindet. «2004 habe ich diesen zum ersten Mal angeboten. Die Community ist interessiert an Kirche, wir müssen da einfach ins Gespräch kommen und präsent sein. Es gibt keinen Grund, sich zu drücken.»
Wichtig für ihn: Der Gottesdienst sollte in einer Kirche stattfinden, damit klar ist, wer diesen veranstaltet. Die Kirche solle Präsenz zeigen, sie sei auch Teil der «Gay Pride» in Zürich. Stewen nahm auch schon an Sitzungen bei der Vorbereitung der Pride teil. «Natürlich haben auch Leute gesagt: Wie kannst Du? Aber da muss man dann durch. Es waren immer sehr fruchtbare Begegnungen.» Am Dienstag, 10. Mai, ist er Euch beim «Segen für alle» engagiert: Paare erhalten in der Kirche St. Peter und Paul den Segen von Stewen, Meinrad Furrer und Veronika Jehle.
Es geht los!
Nach Ostern stehen nun für Martin Stewen weitere Besuche bei den Migrantenseelsorgen an. Um auf Neues zuzugehen, hilft Stewen die Ausbildung zum Supervisor, die er absolvierte. Er geht auf neue Situationen bewusst zu, hört hin, schaut, was auf einen zukommt und denkt den Hintergrund des Gegenübers mit – in der Haltung der kritischen Distanz. Synodalrat Stewen: «Ich finde es sehr interessant und herausfordernd, in diesem Bereich Verantwortung zu übernehmen. Aber eine politische Agenda möchte ich gemeinsam mit dem Leitungsgremium der Migrantenseelsorge entwickeln. Vor Ort wird bereits exzellente Arbeit geleistet.»
Martin Stewen (ganz rechts) mit den Kolleginnen und Kollegen des Synodalrats: Peter Brunner, Daniel Otth, Raphael Meyer, Petra Zermin, Franziska Driessen-Reding (Präsidentin), Tobias Grimbacher, Vera Newec Frigerio, Barbara Winter-Werner. (v.l.n.r)
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