Beraterin des Papstes Theologieprofessorin Eva-Maria Faber in Päpstlichem Rat bestätigt
Eva-Maria Faber, Sie sind soeben von Papst Franziskus als Beraterin des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen bestätigt worden. Können Sie diesen Päpstlichen Rat kurz erklären?
Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen ist ein kompliziertes Gebilde: er bindet rund 15 verschiedene Dialoge zusammen, nicht zuletzt auch den Dialog mit dem Judentum. Bei den Vollversammlungen werden sehr unterschiedliche Themen und Anliegen dieser Dialoge präsentiert. Bei der letzten Vollversammlung lag zum Beispiel der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung der Pfingstbewegung, der charismatischen und evangelikalen Strömungen.
Wo steht denn die Entwicklung der Ökumene mit einem Blick auf die weltweite Situation?
Die Ortskirchen sind nicht überall gleich betroffen, und sie sind nicht überall gleich erfahren in ökumenischer Arbeit. Das macht das Ganze sehr komplex und manchmal entmutigend.
Wenn es zuweilen schwierig wurde, habe ich mich damit motiviert, dass die Arbeit sich wenigstens lohnt, um zu verhindern, dass das Rad wieder rückwärtsgedreht wird …
Tiefpunkte sind für mich jeweils, wenn in Diskussionen auf die Probleme bei anderen Kirchen hingewiesen wird, ohne erkennbare Bereitschaft, unsere eigenen Probleme anzugehen.
Was hat Sie in den vergangenen fünf Jahren ermutigt?
Ein Höhepunkt war die Eröffnung des Reformationsjubiläums in Lund. Die lutherische Kirche war bereit, zu dieser Eröffnung den Papst einzuladen; der Papst war bereit, zu dieser Eröffnung zu kommen! Es war möglich, zuerst gemeinsam für die Errungenschaften der Reformation zu danken, und es war möglich, gemeinsam den Riss in der Kirche zu beklagen.
Wer sich, wie Sie, jahrelang in einem solchen Gremium engagiert, trägt Herzensanliegen mit in die Arbeit. Verraten Sie uns zwei davon.
Mein erstes Anliegen hat mit dem 2. Vatikanischen Konzil zu tun. Das Dokument Unitatis Redintegratio mahnt, zuerst bei sich selbst zu fragen, wo es einer Erneuerung bedarf (Nr. 4). Dies kommt leider immer noch zu kurz. Neben den (sehr wichtigen) Dialogen wäre die Ökumene wirklich als prioritär anzuerkennen. Papst Johannes Paul II. schreibt in Ut unum sint (Nr. 20): Ökumene ist nicht nur bloss irgendein Anhängsel! Ökumene ist als Orientierungspunkt für kirchliches Handeln auch im Binnenraum zu sehen. Viele innerkirchlichen Stolpersteine erweisen sich auch in der Ökumene als Hindernis. Darum zählen für mich Themen wie Umkehr und Erneuerung zu den wichtigsten Punkten des ökumenischen Arbeitens. Kurz: Ökumene muss konkret werden!
Mein zweites Anliegen hat ebenfalls mit dem Konkretwerden zu tun.
Wir ringen um Zielvorstellungen der Ökumene. Weil der Blick auf ein letztes Ziel fixiert, bleiben wir stecken, denn es ist nicht absehbar, wohin der Weg führt. Darum braucht es Zwischenschritte, und zwar auch in der Überzeugung, dass die christlichen Kirchen unwiderruflich aneinander gebunden sind.
Selbst wenn eine gänzlich versöhnte Zukunft noch aussteht, können und müssen wir von dieser Zukunft her Schritte tun.
Wechseln wir vom Kopf zum Herz: was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie gefühlsmässig zurückblicken?
Ich habe in diesen Jahren viele wundervolle und mit ganzem Herzen engagierte Menschen kennengelernt, in verschiedenen Konfessionen und aus verschiedenen Nationen. Wir haben zusammen gelacht und wir haben zusammen geweint. Dass die Trennung weh tut, ist nicht nur eine emphatische Redeweise.
Wir haben konfessionsübergreifend Spannungen ausgehalten, und konfessionsübergreifend am zitternden Leibe erfahren, wie sich solche Spannungen entladen. Die konkreten Begegnungen machen für mich immer unerträglicher, dass es nicht schneller voran geht, bzw. dass wir nicht fähig sind, konkrete Schritte zu tun.
Der Synodalrat und Generalvikar Josef Annen gratulieren Eva-Maria Faber zur Bestätigung als Beraterin des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und danken ihr für die viele stille und wichtige Arbeit im Hintergrund.
Interview: Arnold Landtwing
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