Stellungnahme zum "Grüss Gott Zürich" "Marsch fürs Läbe" ist nicht gottlos
Stellungnahme von Josef Annen als Delegierter des Apostolischen Administrators für die Bistumsregion Zürich/Glarus zum Newsletter "Grüss Gott Zürich" vom 20. September 2019.
21. September 2019
Katholische Kirche im Kanton Zürich
Im Newsletter "Grüss Gott Zürich" vom 20. September 2019 ist zu lesen: "Der 'Marsch fürs Läbe' war mehr als eine Demonstration, er war eine Provokation der hetzerischen, ja gottlosen Art." Ich distanziere mich in aller Form von dieser Aussage. Als katholische Kirche treten wir für den Schutz des ungeborenen Lebens ein. Es lässt sich durchaus darüber streiten, welche Massnahmen mehr zum Lebensschutz beitragen. Doch die Bewegung "Marsch fürs Läbe" ist nicht gottlos. Die Aussage ist falsch und verletzt die journalistische Fairness.
Josef Annen
Delegierter des Apostolischen Administrators für die Bistumsregion Zürich/Glarus
Nun, die Frage ist die Frage nach dem Ziel dieses Marsches – das leider nicht definiert ist. Soll auch eine politische Einflussnahme auf die Gesetzgebung erfolgen – das scheint in weiten Teilen durchaus intendiert – so ist die Gesetzgebung genau zu beachten. Abtreibungen sind in der Schweiz verboten (StGB 118,1) StGB 119 regelt, unter welchen Umständen ein solcher Eingriff STRAFFREI bleibt – (übrigens: auch das deutsche Recht spricht von Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs StGB 218a).
Eine Einflussnahme auf die Rechtsprechung kann also nur fordern, dass Personen, die einen Schwangerschaftsabbruch begehen, fortan bestraft werden. Und hier stellt sich die Frage sehr wohl, ob ein Verlangen nach Bestrafung nicht in sich gewiss nicht gottgewollt (verkürzt gesprochen: «gottlos» ist. Die Bewegung «Marsch fürs Läbe» täte also gut daran, ihre politischen und juristischen Forderungen klar zu benennen und die Kirche muss dann entscheiden, ob diese Forderungen dem christlichen Evangelium entsprechen.
Also wer nicht dem Zeitgeist und dem Mainstream frönt, wird in die konservativ-katholische Ecke gestellt! Deshalb habe ich mich bei Herrn Josef Annen für die überfällige und deutliche Stellungnahme bedankt.
Balsam für meine aufgewühlte (konservativ?)-katholische Seele war dann das gestrige "Wort zum Sonntag" von Veronika Jehle.
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