Synodalratspräsidentin dankt Benedikt XVI. «Möge er bei Gott Erfüllung finden»
Ich bin Benedikt XVI. für zwei Dinge sehr dankbar: Er musste als Papst erkennen, dass die von ihm als Theologen beschworene Vorstellung einer heiligen und makellosen Kirche mit der Realität nicht übereinstimmt, dass die Wirklichkeit im Vatikan und der weltweiten Kirchenleitung eher ein Zerrbild denn ein Abbild dieses Ideals darstellt. Sein Bild von Kirche hat sich als Wunschtraum eines idealistischen Klerikers entpuppt. Vor den grauenhaften Abgründen des Missbrauchsskandals und dessen weltweiter Vertuschung konnte er seine Augen nicht länger verschliessen. Daraus hat Benedikt seine Konsequenz gezogen und trat vom Amt zurück. Dafür gebührt ihm Respekt.
Es gehört viel dazu, ein Amt freiwillig abzugeben, wenn man angesichts der eigenen Schwäche feststellen muss, ihm nicht gewachsen zu sein. Erst recht, wenn man glaubt, der Heilige Geist selbst habe ihn für dieses Amt auserwählt. Benedikt hat diese Grösse gezeigt. Er hat dadurch auch das Papstamt an sich entsakralisiert. Ein Papst ist kein unfehlbarer Übermensch mehr, sondern ein Mann mit all seinen Stärken und Schwächen. Als abtretender Papst ist Benedikt ganz Mensch geworden, die Einsicht siegte über den heiligen Schein. Möge er bei Gott seine Erfüllung finden, die er in der realen Kirche schmerzlich vermisst hat.
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