Energie von oben Zürcher Kirche schützt das Klima
Die neue Anlage der Kirchgemeinde St. Konrad wurde im Beisein von Stadtrat André Odermatt eingeweiht und erbringt eine Leistung von rund 62'000 KWh Solarstrom pro Jahr. Die so erzeugte Energie deckt künftig einen Grossteil der benötigten Menge für Kirche und Pfarreizentrum und entspricht dem Jahresbedarf von 18 Haushalten. Damit produzieren acht der insgesamt 23 Stadtzürcher Kirchgemeinden auf Dächern ihrer Liegenschaften Solarstrom mit einer Gesamtsumme von jährlich gut 190'000 KWh. Sie können so die Treibhausgas-Emissionen um 30 Tonnen reduzieren. Die katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich haben das Ziel, bis ins Jahr 2030 all ihre Liegenschaften ohne fossile Brennstoffe zu betreiben.
Beitrag auf Tele Z ab Minute 7'
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Photovoltaik-Anlagen sind gross im Kommen
Im ganzen Kanton verfolgen Kirchgemeinden seit Jahren einen nachhaltigen Klimaschutz oder machen damit vorwärts. Die konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Renovation von Kirche und Zentrum St. Franziskus Ebmatingen stiess international auf Beachtung, was der Kirchgemeinde Egg den europäischen Solarpreis 2019 der EUROSOLAR einbrachte. Der gesamte Energiebedarf hat sich um 35% verringert, CO2-Emissionen im Umfang von 21 Tonnen konnten reduziert werden, und mit der eigenen Stromproduktion wird mehr als 220% des Eigenbedarfs produziert. Projektiert für kommendes Jahr ist der Heizungsersatz für die Gebäude in Egg durch Wärmepumpen und Photovoltaik.
Seit 2020 reduziert in der Kirchgemeinde Urdorf eine PVA den Gasverbrauch um 40 Prozent und senkt den Bezug von Strom aus dem Netz merklich.
In der Kirchgemeinde Affoltern am Albis produzieren seit Juli 80 Module einer PVA jährlich 30’000 KWh. Durchaus denkbar, dass hier schon bald Besucher des Pfarreizentrums ihr Elektroauto mit «gesegneter Energie» laden können.
In der Schlussphase sind die Renovations- und Erneuerungsarbeiten im Kirchenzentrum der Kirchgemeinde Embrachertal. Die neue PVA mit einer Leistung von 44 KWh liefert den Strom, die Ölheizung hat ausgesorgt. Künftig wird nur noch Wärme von Energie 360° Embrach Nord bezogen.
Geplante Grossprojekte in zwei Kirchgemeinden
An der Kirchgemeindeversammlung vom November haben die Stimmberechtigten der Kirchgemeinde Dübendorf einen Baukredit in der Höhe von knapp 2,4 Millionen Franken bewilligt. Damit soll beim Pfarreizentrum St. Katharina von Siena in Fällanden die Gebäudehülle saniert sowie eine Erdsonden-Wärmepumpenheizung und eine PVA installiert werden. Damit kann die zum Betrieb der Kirche nötige Heizleistung von heute 90 KWh auf unter 20 KWh gesenkt werden.
An der Kirchgemeindeversammlung in Opfikon haben die Stimmberechtigten einstimmig beschlossen, dass die Kirchgemeinde bis 2030 klimaneutral und bis 2035 klimapositiv werden soll. Die Kirchenpflege unterstützte die Initiative und zeigte auf, wie sie dies realisieren will: durch energetische Optimierung der Gebäudehülle, der Belüftung und der Beleuchtung, die Beheizung der Gebäude durch regenerative Energien sowie die Nutzung von Dach- und Fassadenflächen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Ebenfalls im Blickfeld bleibt für die Kirchenpflege das Label «Grüner Güggel».
Achtsamkeit bei Papier, Biodiversität und Lebensmittel
Beim kirchlichen Klimaschutz geht es nicht nur um Grossprojekte. Viele kleinere Anstrengungen sind ebenso wichtig. Als erste katholische Kirchgemeinde mit dem Label «Grüner Güggel» zertifiziert, hat Pfungen beim Papier auf das Label «Blauer Engel» umgestellt und den Verbrauch stabilisiert. Zudem präsentiert sich die Umgebung der Kirche mit deutlich grösserer Vielfalt an Pflanzen und Tieren, nachdem nur noch ein kleiner Teil der Rasenfläche intensiv gepflegt und ein biologisch vielfältiger Garten eingeweiht wurde. Nicht zuletzt werden bei der Beschaffung aller Materialien, inklusive Nahrungsmittel und Getränke, auf deren Herkunft geachtet und primär lokale und biologische Produkte bevorzugt.
Ähnliches gilt auch für die Kirchgemeinde Bülach, die ebenfalls mit dem Label «Grüner Güggel» ausgezeichnet ist. Für alle Einkäufe der Pfarrei gilt nach Möglichkeit Bio und Fairtrade, in der Osternacht gibts nur Bio-Eier. Beim Pfarrhaus wird das Berufskraut entfernt, um im Frühling eine Blumenwiese zu säen. Sämtliche Leuchtmittel im und um das Kirchengebäude sind LED-Produkte. Schliesslich obliegt der neugewählten Kirchenpflege (2022), bauliche Pläne für eine bessere Isolation, eine PVA und eine Erdsonde zeitnah umzusetzen.
Die Kirchgemeinde Hinwil hat schon mal Parkplätze durch einen biodiversifizierten Gartenplatz ersetzt, wird im Frühjahr und Herbst 2022 zu ökologischen Feierabendmärkten einladen und künftig ausschliesslich Solarstrom beziehen. Und mit dem Projekt «Food Love» rettet eine Gruppe Engagierter in der Pfarrei an die 10 Tonnen Lebensmittel pro Jahr, die sonst weggeworfen würden.
Anfang November ist die katholische Kirchgemeinde Uster mit ihren drei Pfarreien Greifensee-Nänikon-Werrikon, Uster und Volketswil von der Fachstelle «oeku Kirchen für die Umwelt» für ihr umweltgerechtes Handeln mit dem «Grünen Güggel» zertifiziert worden. Die offizielle Übergabe der Plaketten und Zertifikate an die Kirchgemeinde findet am 22. Januar um 15.00 Uhr im Städtli Greifensee statt.
«Grüner Güggel» und Nachhaltigkeitsstrategie
Insgesamt fünf der 74 katholischen Kirchgemeinden im Kanton Zürich – Bülach (2019), Embrachertal (2021), Dübendorf (2017), Pfungen (2017) und Uster (2021) – sind mit dem Label «Grüner Güggel» zertifiziert, 4 Kirchgemeinden sind auf dem Weg dazu. «Grüner Güggel» ist ein Umweltmanagementsystem des Vereins oeku, das Kirchgemeinden bei der Optimierung des Ressourcenverbrauchs unterstützt.
Erst kürzlich hat der Synodalrat zusammen mit dem Generalvikar ihren Bericht zur Nachhaltigkeitsstrategie der Katholischen Kirche im Kanton Zürich verabschiedet. Erklärtes Ziel der laufenden Legislatur (2019-2023) ist der Weg zu einer klimaneutralen Kirche. Unter anderem startet im kommenden Jahr in den Kirchgemeinden eine breit angelegte Treibhausgas-Bilanzierung.
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