Hilfe für Angehörige von Inhaftierten «Extramural» - für die, die draussen bleiben
Seit dem ersten April kümmert sich Ivana Mehr (40) um Angehörige von Strafgefangenen. Die studierte Religionswissenschaftlerin und bisherige Migrationsbeauftragte der Reformierten Landeskirche bringt ihre langjährige Erfahrung in die von den Zürcher Kirchen neu geschaffene Stelle «Extramural» ein. In der begleitenden Steuergruppe wirken auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften wie Muslime und Orthodoxe mit.
«Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Angehörigen. Hier können sie Verständnis finden, Mut gewinnen, Gleichgesinnte treffen und Unterstützung erhalten.»
So umschreibt Ivana Mehr ihre neue Arbeit. Das Angebot ist vertraulich und kostenlos und steht allen Betroffenen offen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Religionszugehörigkeit.
Während die Inhaftierten eng im Regelwerk des Justizsystems eingebunden sind, bleiben die zurückgebliebenen Angehörigen «draussen» (extramural) mit ihren emotionalen, sozialen und finanziellen Sorgen und Nöten oftmals alleine. Häufig plagen sie grosse Scham- oder Schuldgefühle, aber sie können mit niemandem darüber reden. Vielleicht fragen sie sich auch, ob sie als Angehörige der Täterseite überhaupt Anspruch auf Unterstützung haben.
Angebote von Extramural
Bei der Fachstelle werden Angehörige von Inhaftierten beraten und begleitet; persönlich vor Ort bei der Fachstelle oder an einem anderen gewünschten Ort, am Telefon oder via E-Mail, SMS und WhatsApp.
Die Fachstelle:
- hat ein offenes Ohr, hört zu und wertet nicht
- hilft, sich in den Zuständigkeiten des Justizsystems zurechtzufinden
- informiert über Besuchsregelungen in den Gefängnissen und über die Rechte und Möglichkeiten von Angehörigen
- steht bei sozialen Fragen zur Seite, begleitet die Angehörigen persönlich oder vernetzt sie mit den entsprechenden Angeboten
- unterstützt in administrativen Belangen, beim Ausfüllen von Formularen und Gesuchen, bei der Begleitung zu Ämtern und Behörden
- leistet in Notlagen punktuelle finanzielle Unterstützung
- betreibt ein online-Austauschforum für Angehörige
- organisiert Gesprächsrunden für Angehörige
- auf Wunsch werden die Angehörigen an einen Seelsorger, eine Seelsorgerin ihrer Glaubensrichtung vermittelt.