Missbrauchsprävention Grossandrang bei Präventions-Veranstaltungen
Seit dem 1. Oktober ist Stefan Loppacher mit einem 50%-Pensum als Präventionsbeauftragter offiziell von der katholischen Körperschaft im Kanton Zürich angestellt und hat den Auftrag, im ganzen Bistum Präventionsarbeit zu leisten. In einem ausführlichen Interview in Infoblatt der Zürcher Kirche hat er kürzlich über seine Aufgabe informiert.
Die Weiterbildungskurse «Prävention sexuelle Gewalt» gestaltet er gemeinsam mit Karin Iten, der Geschäftsführerin von Limita, der Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung . Für die Fachfrau zeigen die vielen ehrlichen, engagierten und besorgten Diskussionen zu Macht in der katholischen Kirche und den Risiken im eigenen Arbeitsalltag, wie wichtig es ist, solche Reflexionsräume zu schaffen. So freut sie sich auch auf die weiteren Kurse, weil diese einem echten Bedürfnis vieler kirchlich Tätigen entsprechen. Prävention heisst, für sie «eine gemeinsame Sprache zu finden - zu Macht und Machmissbrauch, zu Sexualität und zu sexueller Gewalt und auch zu Nähe und Distanz im Berufsalltag.»
Befragt auf seine ersten Eindrücke und Erfahrungen antwortet Stefan Loppacher: «Es ist sehr erfreulich, meine neue Aufgabe mit drei ausgebuchten Veranstaltungen zu beginnen. Die Präventionsarbeit kann von den vielen engagierten Statements, den Fragen und den kritischen Anmerkungen nur profitieren. Für nächstes Jahr sind durch das Ressort Personal des Synodalrats bereits sechs weitere Veranstaltungen in diesem Rahmen fest eingeplant. Dank der Zusammenarbeit mit Limita, der Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung, können wir hier vor Ort, auf kirchliche Angestellte zugeschnittene Weiterbildungsangebote auf hohem Niveau anbieten.»
Prävention auch ein Medien-Thema
In der ausgezeichneten Radiosendung Perspektiven «Sexuelle Übergriffe jahrelang totgeschwiegen» geht Norbert Bischofberger anhand eines konkreten Falls im Bistum Chur dem Versagen der Kirchenleitung bei Missbräuchen nach und beschreibt die Mechanismen, welche die jahrzehntelange Vertuschung ermöglichten. Gleichzeitig würdigt die Sendung auch die heutigen Bemühungen zur Aufarbeitung und vor allem zur Prävention.
Toni Brühlmann, Präsident des Fachgremium "Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld", fordert in der Sendung die Schweizer Bischofskonferenz auf, eine unabhängige, wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag zu geben, wie der Bund dies bei den Opfern fürsorgerischen Zwangsmassnahmen getan hat. Neben der Aufarbeitung ist für ihn jedoch die Prävention zentral: Umgang mit Sexualität soll in der Ausbildung bereits ein Thema sein, bei Anstellungen angesprochen werden und eine Teamkultur gefördert werden, die auf problematisches Verhalten hinweist.
Die aktuellen Präventionsveranstaltungen sind ein Meilenstein bei den Anstrengungen der Zürcher Kirche, künftig Übergriffe und Missbräuche wo immer möglich zu verhindern, auch im spirituellen Bereich.
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