Kirche aktuell

Kirchenjubiläen im Kanton Zürich Gaudete et exultate!

In diesem und den nächsten Jahren feiern viele der Pfarreien im Kanton Zürich Jubiläen. Dass es so viele in kürzester Zeit sind, fällt auf. Eine Spurensuche, wie die Katholiken nach Zürich zurückkamen.
01. Juli 2024 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Im Laufe der Reformation schlossen sich alle Klöster und Kirchen in Zürich der Reformation an, die Minderheit der Romtreuen vertrieben. Seit dem 12. April 1525 war die römische Messe in Zürich endgültig verboten. Erst unter der Herrschaft von Napoleon, 275 Jahre später, wurde wieder eine katholische Gemeinde in Zürich gegründet.

In dieser Zeit wurde der urreformierte Kanton Zürich durch Napoleon bereits etwas katholischer. Im Zuge der Umstrukturierung nach der Helvetischen Republik wurden katholische Gebiete dem Kanton Zürich zugewiesen. Dazu gehörten die paritätische Gemeinde Dietikon, die sowohl eine katholische wie auch eine reformierte Kirchgemeinde beheimatete, sowie das Benediktinerkloster Rheinau.

Ab dieser Zeit liessen sich wieder römisch-katholische Gläubige im ganzen Kantonsgebiet nieder, oft Handwerker, Hausbedienstete aus der Innerschweiz. Allerdings durften sie in der Stadt keine Gottesdienste feiern. Die Zürcher Katholiken mussten also den Weg der Limmat entlang ins Kloster Fahr (liegt im Kanton Aargau) unter die Füsse nehmen, um ihre Sonntagspflicht zu erfüllen.

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Im Vorfeld der Tagsatzung ab 1. Juni 1807 wurde der erste katholische Gottesdienst in der Stadt Zürich nach der Vertreibung der Katholiken gefeiert. Er fand im Chorraum des Fraumünsters statt, in erster Linie für die Ratsherren der katholischen Stände. Man stellte schnell fest, dass ein Gottesdienst nicht mehr ausreichte, da die Menschen es viel bequemer fanden, ins Fraumünster «Zürich» zu gehen, als den langen Weg nach Fahr auf sich zu nehmen.

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Diese provisorische Lösung wurde dann vom Kleinen Rat Zürichs als Übergangslösung aufrechterhalten. Am 10. September des gleichen Jahres entschied der Kleine Rat, auf Bitten der Katholiken:

«Die Ausübung des katholischen Gottesdiensts soll in der Stadt Zürich, unter den nachfolgenden Bedingungen und näheren Bestimmungen, für so lange gestattet sein, wie sich der Kleine Rat durch keine wichtigen Gründe zu einer Rücknahme dieser erteilten Bewilligung wird bewogen finden.»

Mit diesem Toleranzedikt war die Grundlage für das Wiederaufleben der katholischen Gemeinde in Zürich gelegt. Die Gottesdienste fanden damals in der Kapelle St. Anna statt.

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1863, zehn Jahre vor der Abspaltung der Christkatholischen Kirche, wurde das erste katholische Kirchengesetz im Kanton verabschiedet. Nochmals 100 Jahre ging es, bis die römisch-katholische Kirche im Kanton Zürich zu einer öffentlich-rechtlich anerkannten Körperschaft wurde.

Die erste katholische Kirche in der Stadt Zürich war die Augustinerkirche. Sie wurde ab 1841 von den Katholiken für die Gottesdienste genutzt. Aber schon 1873 mussten die romtreuen Gläubigen die Kirche wieder verlassen, da sich die Mehrheit der Zürcher Katholiken der christkatholischen Reform zuwandte. Die Kirche nun neu gebaute  Kirche Peter und Paul am damaligen Stadtrand wurde in der Folge zur Mutterkirche aller späteren 25 Zürcher Pfarreien. Die zugewanderten Menschen, meist Arbeiter aus katholischen Gegenden der Welt, brauchten neue Kirchen. Damals entstanden die meisten katholischen Kirchen im Kanton.

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Eine weitere prägende Zeit für Kirchenneubauten war die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die neugeordnete Liturgie und Beteiligung der Gläubigen wurde in Kirchenbauten konkret umgesetzt. Kirchen, die in diesen Jahren ihr 50-jähriges Jubiläum feiern, wurden unter diesem Einfluss errichtet.

Die jüngste katholische Kirche im Kanton Zürich ist die 2016 eingeweite Kirche in Bonstetten.

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Und heute feiern viele Pfarreien ihr hundertstes oder fünfzigjähriges Jubiläum und gedenken einer konfliktreichen Geschichte, die durch schmerzhafte Spaltungen geprägt war. Freuen dürfen wir uns dafür heute für das ökumenische Miteinander, das den früheren Grabenkämpfen gewichen ist. Nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass heute beide grossen Kirchen nicht mal mehr die Hälfte der Kantonsbevölkerung ausmachen, also aus der einst stolzen reformierten Landeskirche wie auch der traditionsverbunden römisch-katholischen Kirche religiöse Minderheiten geworden sind.

Einige ausgewählte Jubiläen, die in der nächsten Zeit - 2024-  gefeiert werden:

150 Jahre - Horgen

60 Jahre - Uster

50 Jahre Leimbach

100 Jahre Wallisellen 

50 Jahre St. Urban Winterthur

60 Jahre Zollikerberg

Und nicht nur Kirchen, auch katholische Gruppen feiern Jubiläen:

100 Jahre Pfadi Distrikt St. Georg