Kirche aktuell

50 Jahre Behindertenseelsorge Happy Birthday mit «Fahne in Wind»

Rockig-poppiger Sound und tiefgründige Texte: Das ist die Band Finn's Finale aus dem Zürcher Oberland. «Fahne in Wind» heisst der neuste Song, den sie zum 50-jährigen Jubiläum der Behindertenseelsorge geschrieben haben. Bandleader Thomas Weber erzählt, wie es dazu kam.
08. April 2022 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Das Engagement von Finn's Finale an einem Nachmittag für Menschen mit Behinderung im Werkheim in Uster war für alle Beteiligten sehr eindrücklich. Die Musik packte das Publikum und bereitete so anhaltende Freude, dass aus dieser Begegnung die Idee und Zusammenarbeit für einen Inklusionssong zum 50-Jährige Jubiläum der Behindertenseelsorge der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entstand. Am 8. April geht der Song «Fahne in Wind» auf verschiedenen Streamingdiensten online. Den Link dazu findet man hier.
Arnold Landtwing hat mit Bandleader Thomas Weber über das doch ungewöhnliche Projekt des Inklusionssongs gesprochen.

Thomas Weber, was löst der Song «Fahne in Wind» aus, wenn ihn jemand zum ersten Mal hört?

Als erstes versprüht der Song pure und ansteckende Lebensfreude. Als Inklusionssong erzählt der Text, dass alle Menschen dazugehören, überall und jederzeit. Und wer sich berühren lässt, zwischen den Zeilen liest und zwischen den Notenlinien hört, nimmt wahr, dass jeder und jede von uns «perfekt denäbe» ist.

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Cover des neuen Songs von Finn’s Finale

Warum heisst es «in Wind» und nicht «im Wind»? Habt ihr euch vertippt?

(lacht) Im Gegenteil! Das haben wir mit voller Absicht so geschrieben! Man soll beim Titel zweimal aufmerksam hinschauen. Und beim Text zweimal hinhören. Unser Song will zum Nachdenken einladen. Mit «Fahne in Wind» stehen wir für eine Sache ein, halten für ein Anliegen die Fahne in den Wind, beziehen Stellung. Oder anders gesagt; Wir zeigen Flagge. Auf unsere Fahne haben wir die Inklusion geschrieben. Für sie und alle, die es aus irgend einem Grund nicht selber tun können, halten wir die Fahne in den Wind.

In drei Sätzen: Was ist die Botschaft eures Songs?

Wir wollen alle Menschen ins Boot holen, betonen und aufzeigen, dass wir alle gleichwertig sind. Wir wollen mit Lebensfreude anstecken und sie fördern, gleichzeitig aber auch Mitgefühl und Verständnis für Menschen aufbringen, die es nicht so einfach haben.

Ihr habt den Song in enger Zusammenarbeit mit der Behindertenseelsorge komponiert. Seid ihr eine fromme Band? Habt ihr eine religiöse Botschaft?

Wo beginnt Religiosität? Und wo hört sie auf? Das ist schwierig zu beantworten. Für mich bedeutet Religiosität eine innere Verbundenheit, sie zeigt sich in Mitgefühl, innerer Stille beim Meditieren und muss nichts mit Kirche zu tun haben. Wenn der Song Reichweite annimmt und Menschen berührt, ihnen Freude macht, dann haben wir unser Ziel erreicht, denn dann ist unsere Botschaft angekommen: Wo einer für den anderen die Fahne in den Wind hält, gehören alle dazu.

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Finn’s Finale: Domi Dettling, Thomas Weber, Alessandro Marson, Jan Abegg. Foto: Dave Honegger

Hand aufs Herz: Es ist nicht alltäglich, dass eine Band einen Inklusionssong komponiert. Welchen Bezug habt ihr zum Thema Menschen mit Behinderung?

Es ist tatsächlich kein Zufall. Ich habe 10 Jahre lang als Betreuer von Menschen mit einer geistigen Behinderung gearbeitet. Das waren sehr schöne und menschlich bereichernde Jahre. Diese Menschen sind so ehrlich, offen und direkt, da weisst du einfach gerade, woran du bist. Von ihnen können wir viel lernen und oftmals zur Erkenntnis gelangen, dass eben gerade wir «perfekt denäbe» sind. Aus dieser Lebenserfahrung und aus dem Kontakt mit der Behindertenseelsorge ist dann das Projekt mit dem Song entstanden.

Was hat beim Erarbeiten und Komponieren des Songs überrascht?

Das Gerüst des Songs stand schnell, ebenso zügig habe ich den Bass eingespielt. Besonders herausgefordert hat mich diesmal das Texten, das mir sonst leichtfällt. Zwei Personen der Behindertenseelsorge haben mir geholfen, auszubrechen und die Wohlfühlzone zu verlassen. Konkret heisst das: Sie haben mir die Augen für andere Sprachbilder geöffnet und zum ersten Mal konnte ich nicht mehr einfach drauflossingen, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Die Auseinandersetzung mit der Frage, was meine Wortwahl mit meinem Gegenüber macht, war anspruchsvoll. Daraus ist aber etwas Wunderbares entstanden.

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Thomas Weber im Studio. Foto: Ueli Abt

Der Song ist seit dem 8.April online auf verschiedenen Streamingdiensten zu hören. Ist damit der Auftrag erledigt? Wie geht es für euch als Band weiter?

Irgendjemand hat mal gesagt: "Es gibt nichts Schlimmeres, als einen erfüllten Wunsch». Das gilt in gleicher Weise für einen komponierten Song. Im Entstehungsprozess prickelt es, plötzlich ist er fertig und dann hat man keine Ahnung, wie er ankommen wird. Ein Teil des Auftrags, das Komponieren eines Inklusionssongs, ist erledigt. Durch die Kontakte mit der Behindertenseelsorge sind ganz viele neue Kontakte entstanden und bisher unbekannte Türen haben sich geöffnet. An dem wollen wir unbedingt weiterarbeiten. Wir sind selber gespannt, wo es uns noch hinführen wird.

Und was ich auch entdeckt habe: Die katholische Kirche macht mit der Behindertenseelsorge eindrucksvolle Arbeit, von der ich bisher nichts gewusst habe. Mit dem Blick hinter die Kulissen, was da an Inklusionsarbeit alles geleistet wird, wie sie sich für alle einsetzen, kann ich nur sagen: Hut ab! Diese Arbeit ist zukunftsweisend.

Hinweis: Mehr Informationen zu Finn«s Finale gibt es auf der Homepage der Band. Und: kathch hat Finn's Finale im Studio besucht, als die letzten Takte eingespielt und der Text eingesungen wurde. Den Bericht darüber gibt es hier.