Kirche aktuell

URBN.K und underkath Zürcher Kirche gleich zweimal auf YouTube

Zwei katholische YouTube-Kanäle, beide für junge Menschen, bei beiden ist die Zürcher Kirche finanziell engagiert: Teurer Luxus oder sinnvolle Ergänzung?
13. Januar 2021 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Letzte Woche startete mit URBN.K der neue YouTube-Kanal der katholischen Kirche in der Stadt Zürich. Projektleiter Simon Brechbühler erklärt im Trailer: „Kirche muss irgendwo im digitalen Raum Fuss fassen. Wir sehen, dass sich ganz viele unserer Leute in den Social Media bewegen, wir dort aber überhaupt keine Präsenz haben.“ Das solle nun mit URBN.K anders werden.

Die etwas vollmundige Ankündigung übersieht allerdings, dass es längst andere kirchliche Akteure in den sozialen Netzen gibt. So auch auf Youtube, auch in Zürich. Schon 2018 startete das Video-Projekt des deutschschweizer katholischen Medienzentrums Underkath. Dies in enger Zusammenarbeit mit der Zürcher Jugendseelsorge, dem jenseits im Viadukt und der Jubla sowie anderen kirchlichen Jugend-Stellen der Deutschschweiz. Verantwortlich für Underkath ist der junge Filmemacher Silvan Hohl (u.a. Habemus feminas). Sein Erfolg lässt sich sehen: Erreichte Underkath im 2019 rund 100'000 Nutzer, waren es 2020 bereits 400'000.

Stadt-Zürcher Sololauf

In der Jugendseelsorge wusste man nichts vom neuen Projekt. Auch Hohl erfuhr erst vor kurzem davon: „Als ich ein paar Tage vor Weihnachten zum ersten Mal vom Zürcher Projekt URBN.K hörte, war ich schon etwas irritiert. Ich denke, dass ein Kanal für die Deutschschweiz Sinn macht. Ob es wirklich auch einen Kanal für die Stadt Zürich braucht, weiss ich nicht. Mehrere Kanäle sind nur sinnvoll, wenn sie nicht dasselbe anbieten.“

Tatsächlich gibt es Unterschiede zwischen beiden Projekten. Einmal betont Brechbühler, URBN.K wende sich an ein Publikum zwischen 18 bis 45 Jahren, also fast die gesamte sogenannte „werberelevante“ Bevölkerung. Underkath hingegen hat ein klares Profil als Kanal für junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren. „Die Interessen eines 18- und eines 45-Jährigen unterscheiden sich doch sehr stark“, so Hohl.

Weiter wendet sich URBN.K explizit an kirchenferne Menschen und will gar nicht primär als kirchlicher Kanal wahrgenommen werden. «Wir machen kein Geheimnis daraus, wer wir sind. Aber wir wollen auch keine katholische Werbesäule sein auf YouTube», erklärt Brechbühler dazu dem kirchlichen News-Portal kath.ch.

Underkath hingegen arbeitet bewusst mit kirchlich engagierten jungen Menschen aus den Jugendstellen zusammen und will mit ihnen gemeinsam dann auch andere ansprechen. Diese jungen Leute produzieren die Videos fast immer selbst und werden durch Filmemacher Hohl dabei unterstützt. URBN.K kauft hingegen das Knowhow bei einer deutschen Produktionsfirma ein, welche die Videos dann in Zürich produziert. „Die Firma stellt uns in der Startphase alles, was wir brauchen, zur Verfügung. Geplant ist mittelfristig der Aufbau einer Struktur vor Ort in Zürich“, so Brechbühler.

Kirche oder „Wohlfühl-Religion“?

Das schlägt sich auch im Budget nieder: URBN.K darf mit 125'000 Franken für das erste Jahr klotzen, während Underkath mit jährlich 40'000 nur kleckern kann. Die Zürcher Jugendseelsorge hat jeweils 10'000 Franken im Jahr beigesteuert. Für die Folgejahre rechnet Brechbühler dann mit einem reduzierten Budget von 50'000 Franken.

Der entscheidende Unterschied liegt aber wohl im inhaltlichen Ansatz. Raphael Rauch, Redaktionsleiter des katholischen Medienzentrums, erklärt dazu: „Wir verfolgen mit underkath einen journalistischen Ansatz und greifen die Themen auf, welche die jungen Menschen selbst einbringen. URBN.K will mit hippen Influenzern und Wohlfühl-Religion Leute emotional anlocken, die irgendwie ‚spirituell interessiert’ sind, aber mit Kirche wenig am Hut haben.“

Ob das Konzept funktioniert, muss sich erst zeigen, noch steht URBN.K am Anfang. Eine unmittelbare Konkurrenz der beiden kirchlichen YouTube-Kanäle bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung gibt es also nicht, wohl hingegen bezüglich der zur Verfügung stehenden Gelder. Erfolg ist beiden Kanälen zu wünschen. Eine konstruktive Zusammenarbeit mindestens ebenso.

Ob Stadt-Zürcher junge Menschen in den per Definition grenzenlosen digitalen Netzwerken tatsächlich so komplett anders ticken als junge Menschen in Winterthur, Uster, St. Gallen oder Basel, wäre auch noch eine interessante Frage.