Reformierte im Laboratorium „Wir reden über Glaube und Religion.“
Das Reformierte Laboratorium (kurz: RefLab) ist ein neues Projekt der Zürcher Landeskirche und setzt voll auf digital: Homepage, Twitter, Instagram und Facebook werden regelmässig mit den unterschiedlichsten Inhalten bespielt. Stephan Jütte hat das RefLab entwickelt und leitet dies. Er ist promovierter Theologe und mit seinen Mitte 30 noch mitten drin in der Zielgruppe. Stephan Jütte: „Viele Menschen sind nicht abgeneigt, über Spiritualität oder Ethik nachzudenken, würden das aber nie in einem "Verein wie der Kirche" machen. Das RefLab soll dies ändern und genau diese Zielgruppe ansprechen: urbane, jüngere Menschen, und auch Menschen, die nach Werten jenseits von Materiellem und Konsum suchen. „Jeder kann in den Social Medias selbst die gewünschte Nähe und Distanz zu unseren Angeboten wahren,“ so Jütte.
Die Community als neue kirchliche Gemeinschaft
Um Menschen zu erreichen, setzt RefLab-Leiter Jütte auf die Online-Community: auf der Homepage reflab.ch, in der der Blog diesseits.ch integriert ist, sind Videos und Audio-Podcasts zu finden. Seit Anfang Jahr läuft das Angebot – produziert aus einem Grossraumbüro unterm Dach am Hirschengraben 50, im Gebäude der reformierten Kirche. Ein kleines Studio ist für die Produktion von Audios und Videos eingerichtet. „Wir wollten kein analoges Angebot wie eine weitere Beratungsstelle, sondern wir wollten ein Angebot machen, das überall verfügbar und kommentierbar ist.“ Eine „Community“, Gemeinschaft, soll entstehen – im besten Fall auch mit ganz unterschiedlichen Menschen unterschiedlichen Alters:
„Ja, wir wollen auch provozieren.“
Ob das gelingt, wird sich noch zeigen.
Coronakrise als Chance
Eine neue Situation für das RefLab ist auch die aktuelle Corona-Krise: „Die Zugriffszahlen im RefLab haben sich verdoppelt,“ so Jütte, derzeit aus dem Homeoffice. Die "Performance" also die Wahrnehmung von jedem Beitrag wird verfolgt und kontrolliert. Zweidrittel der Nutzerinnen und Nutzer stammen aus dem Kanton Zürich, der Rest aus der gesamten Schweiz. „Wir erhalten jetzt mehr Rückmeldungen, die sich mit unseren Inputs befassen. Die Leute nehmen sich oder haben mehr Zeit für unser Angebot. Sie setzen sich inhaltlich sehr auseinander. Das motiviert uns natürlich.“ Klassische Seelsorge-Gespräche führen die RefLab-Leute aber auch in der Krise nicht.
Das Redaktions-Team ist vom Alter und Background her bunt durchmischt, über 50jährige Pfarrpersonen sind dabei, aber auch die junge, ehemalige Radio-Life-Channel-Journalistin Evelyne Baumberger, die inzwischen Theologie studiert. „Das Team zusammenzustellen, war sehr wichtig, denn wir haben vorher einzelne Gebiete und Gefässe festgelegt, die wir bespielen. Dafür haben wir die richtigen Leute gefunden." Jeden Tag in der Woche erscheint ein neuer Beitrag auf der Homepage – parallel dazu werden die Sozialen Medien mit jeweils angepassten Inhalten bespielt.
Ein Wort, das RefLab beschreibt, nennt Jütte im Gespräch: „Wir sind eine Spielwiese. Wir erreichen mit manchen Podcasts 500 Leute. Kaum eine kirchliche Veranstaltung kann so viele Menschen anlocken.“ In diesen Corona-Zeiten schon gar nicht.
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