Synode in Rom: Für eine Kirche der Jugend
Fünf Forderungen gibt Frank Ortolf, Leiter der Jugendseelsorge Zürich, den Synodenvätern mit auf den Weg, die sich bis zum 28. Oktober an der Jugendsynode dem Thema widmen: „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“.
Was erwarte ich Leiter der Jugendseelsorge Zürich von der Jugendsynode? Schwierig zu beantworten!
Zunächst möchte ich kurz zurückschauen: Im Januar 2017 lud Papst Franziskus junge Menschen in der ganzen Welt via einer Online-Umfrage ein, ihre Meinungen und ihre Sorgen mitzuteilen. Mir gefiel die Herangehensweise von Franziskus. Er stellte die jungen Menschen und ihre Anliegen in den Mittelpunkt. Ihre Glaubens- und Lebenserfahrungen sollten als Basis des Dialogs dienen. Ein wahrlich subjektorientierter und partizipativer Ansatz, den ich als Leiter der Jugendseelsorge damals in einem Blog „Papst will von der Jugend lernen“ würdigte.
Authentische Akteure wirken überzeugend
Zwanzig Monate später frage ich mich: Kann die Jugendsynode tatsächlich die Erwartungen einlösen, die sie damals weckte? Zugegeben, in der sogenannten Vorsynode im Frühling 2018 wurden auch junge Menschen nach Rom eingeladen, um mit den Bischöfen zu diskutieren und ihre Anliegen zu deponieren.
Die Jugendseelsorge Zürich veranstaltete im Herbst 2017 mit einem sympathischen Hippiebus die Aktion namens Sag’s dem Papst. Auf diese Weise versuchten wir Jugendliche im Kanton Zürich vor Ort aufzusuchen und ihre Meinungen einzuholen.
Als Fazit der Aktion „Sag’s dem Papst“ konnten wir festgehalten, dass junge Menschen sehr wohl offen sein können für Gott und Kirche. Dann nämlich, wenn sie ihre eigene Lebenswelt in Beziehung zu Gott setzen und wenn Begleitpersonen jungen Menschen Raum für Gotteserfahrungen ermöglichen.
Kirche wird dann als positiv wahrgenommen, wenn darin Gemeinschaftserleben möglich wird und Akteure der Kirche authentisch sind. Junge Menschen wünschen sich eine tolerante, offene und solidarische Kirche.
Bittere Erkenntnis und grosse Chancen
Wie bitter ist aber die Erkenntnis, wenn Kirche von jungen Menschen als ausschliessend, intolerant und gar menschenverachtend wahrgenommen wird? Der Umgang mit Frauen, Homosexuellen, dem beschämenden sexuellen Missbrauch und der systematischen Vertuschung bieten allen Grund dazu!
Dabei haben wir in der Kirche mit den vielen engagierten pastoralen Mitarbeitenden, den Räumlichkeiten und finanziellen Ressourcen so grosse Chancen, ein anderes, ermutigendes Zeichen für die jungen Menschen zu setzen.
Wie hoch können meine Erwartungen sein, wenn alte Männer – die meisten 60 Jahre und älter – vier Wochen lang über die junge Generation debattieren?
Fünf Konkrete Forderungen an die Synodenväter
Meine Hoffnung ist, dass die Synodenväter und Papst Franziskus mit den Auditoren, den vielen jungen Menschen und Jugendorganisationen, die vor Ort in Rom sind, in einen echten Dialog eintreten.
Sie müssen erkennen,
- dass die Kirche für junge Menschen bedingungslos da sein muss.
- dass die Kirche ehrlich zuhören muss und die Jungen ernst nimmt mit all ihren Anliegen, Fragen und Sorgen
- dass Jugendliche eine echte Chance erhalten müssen, sich in der Kirche zu engagieren und sie zu mitzugestalten.
Daher fordere ich zusammen mit weiteren deutschsprachigen Jugendorganisationen* die Synodenväter auf:
1. Erkennt Lebensrealitäten an!
2. Teilt Leitungsverantwortung!
3. Geht voran!
4. Seid solidarisch!
5. Seid authentisch Kirche!
Wenn junge Menschen erkennen, dass diese Forderungen ernst genommen und umgesetzt werden, bin ich überzeugt, dass sie sich gerne für und in der Kirche engagieren und dass von der Jugendsynode sehr wohl starke und ermutigende Impulse ausgehen können!
*Das gesamte Positionspapier der deutschsprachige Jugendorganisationen zur Jugendsynode findet sich hier: „Mit einer Stimme: Für eine Kirche der Jugend“
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