Lange Nacht der Kirchen in Zürich Winterthur - Rapper teilt Liebe aus
Zensur findet nicht statt. Diakon Zeljko Calusic vertraut seinem Oberministranten, der auch Hip-Hop macht: Am morgigen Freitagabend wird Matteo Keller als Teil der Gruppe «RäpZäp» in der Kirche St. Laurentius in Winterthur auftreten. Rap folgt auf Agnus Dei – das gab es hier zuvor noch nicht.
«Der Heilige Geist wird mit uns sein», sagt Zeljko Calusic beruhigend. Es werden sicher keine Worte benutzt, die das Klima im Altarraum nachhaltig aus dem Gleichgewicht bringen können.
Wenn der Diakon von seinem Plan für die diesjährige Lange Nacht der Kirchen erzählt, ist die Vorfreude in seinen Worten nicht zu überhören. Es ist alles perfekt organisiert – nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt: «Ich habe Matteo auch einen Text geschickt. Leider hat der es nicht in seine Songs geschafft», lacht Zeljko Calusic.
Der 21-jährige Rapper – Künstlername «Krosis» textet lieber selbst – bei aller Verbundenheit zu seiner Heimatgemeinde. Im Duo «RäpZäp» singt er auch nicht nur über originäre Kirchenthemen. «Wir behandeln in unseren Songs Themen der modernen Gesellschaft aus der Perspektive junger Leute», erklärt Matteo Keller. «Natürlich spricht der Heilige Geist dabei mit uns, das ist aber nicht unsere primäre Botschaft. Wir möchten Liebe verteilen.»
Gott sei ein Teil von ihm, der Glaube präge seine Musik. Als katholischer Rapper möchte er aber nicht gesehen werden: «In meiner Musik geht es um Liebe und Leidenschaft. Es geht darum, Probleme zu lösen und Antworten zu finden. Damit spreche ich nicht nur Christen an.»
Auch wenn Matteo Keller in St. Laurentius gross geworden ist, der Auftritt in der Kirche mit RäpZäp ist für ihn eine Premiere. Genauso wie für seinen Diakon. Bisher habe es auf die Konzertankündigung nur positives Feedback gegeben, erzählt Zeljko Calusic. Besonders von den Jugendlichen in seiner Gemeinde habe er viel Zuspruch erfahren. «Mich hat sogar ein reformierter Pfarrer angerufen. Er fragte mich, ob er auch zum Hip-Hop-Abend kommen dürfte.» Natürlich darf er das, sagt der 51-jährige. Er sei gespannt, wie viele und was für Gäste morgen Abend den Weg nach St. Laurentius finden.
Er selbst spiele als Geistlicher im morgigen Gottesdienst «Pfingsten 2.0» bewusst nur eine untergeordnete Rolle – ein kurzer Impuls zum Tagesevangelium, das ist alles. Den Rest soll die Gemeindejugend selbst gestalten. Es gehe vordergründig um das Erfahren des Heiligen Geists. Sie feiern Pfingsten hier noch einmal, weil das originäre Fest für viele in unserer Gesellschaft nur noch mit Staus vor dem Gotthardtunnel verbunden ist. Sie feiern ein zweites Mal, um die Botschaft des Heiligen Geistes zu verkünden.
Matteo Keller trägt einen Grossteil dazu bei, dass die Lange Nacht der Kirchen in Winterthur Wülflingen ein Erfolg wird. Wenn es gut läuft, kann er sich auch weitere Auftritte dieser Art vorstellen: «Diese Kirche ist mein Zuhause. Wenn ich eine Bereicherung für sie sein kann, dann bin ich immer bereit dazu.» Am besten wäre es, wenn von seinem Auftritt die Botschaft ausgeht: Auch ein gläubiger Jugendlicher, der oft in die Kirche geht, hat ganz weltliche Probleme, die er zu Gott tragen kann.
Mehr zu Pfingsten 2.0 und Hip-Hop am Altar hören Sie im Podcast «Glaube bewegt» der Kath. Kirche Winterthur.