Kirche aktuell

Weltjugendtag in Portugal Lissabon wird Hauptstadt der Jugend

Antworten wird es geben - Überraschungen auch, da ist sich Claire Jonard sicher. Sie koordiniert die Reisegruppen zum Weltjugendtag aus der Westschweiz. An das Treffen in Lissabon im August setzt sie hohe Erwartungen.
12. Juli 2023 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Du hast rund 25 Jahre Weltjugendtags-Erfahrung. Auf welches Ereignis blickst Du besonders gerne zurück?

Claire Jonard: Da muss ich nicht lange nachdenken. Besonders berührt hat mich der Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro: der herzliche Empfang, den unsere Gastgeber uns bereitet haben, das vereinte Engagement der brasilianischen Kirche für die Armen und dann war es der erste Weltjugendtag mit Papst Franziskus gleich am Strand der Copacabana.

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Claire Jonard in ihrem Büro in Lausanne. Bild: Magdalena Thiele

Und stimmt, ich bin nicht mehr «Jugend», aber seit 1997 habe ich fast keinen Weltjugendtag verpasst. Zuerst als normale Teilnehmerin, dann habe ich immer mehr organisatorische Aufgaben übernommen. Heute koordiniere ich die Jugendgruppen der Westschweiz, die sich nach Lissabon aufmachen.

Nur nach Toronto und Sydney konnte ich leider nicht fliegen. Dafür habe ich mich hier in den «en live»-Gruppen engagiert. Das lief begleitend für alle, die nicht zum Weltjugendtag anreisen konnten.

Welche Erwartungen hast Du an Lissabon?

Claire Jonard: Ich freue mich, dass die Jugendlichen trotz der Krisen, die unsere Welt durchziehen, zusammenkommen können. Die Stadt Lissabon ist ein großartiger Ort dafür und wird zur Hauptstadt der Jugend, die, wie einst schon die Entdecker, eine neue Welt erkunden! Ich denke, uns erwartet ein unbekanntes Abenteuer.  

Was sind die dringendsten Probleme der Kirchenjugend?

Claire Jonard: Junge Christinnen und Christen unterscheiden sich nicht von anderen jungen Menschen in der Welt: Sie machen sich Gedanken über ihre Zukunft, in der man sich ein wenig besser um das «gemeinsame Haus» kümmern sollte: Das betrifft sozioökonomische Fragen, Identitätsfragen oder Fragen nach ihrem Weg zum Glück. «Was gibt meinem Leben Sinn, wo kann ich mich realistisch engagieren und hingeben, um auf innere Rufe, Rufe von anderen, der Welt oder von Gott zu hören?» Dies sind einige der Fragen, die junge Menschen oft mutig werden lassen!

Wird es in Lissabon/nach Lissabon Antworten geben?

Claire Jonard: Wird es Antworten geben? Ja, zweifellos! Überraschungen auch, wir wissen nie, wenn wir zum Weltjugendtag aufbrechen, auf welche Wege er uns führen wird. Das ist ein Teil seines Geheimnisses. Ich bin mir auch sicher, dass sich die zahlreichen Gruppen (525 Teilnehmende) in der Westschweiz, die sich seit November vorbereiten, diese Dynamik einer kleinen Gemeinschaft, die gemeinsam in Freundschaft unterwegs ist, auch nach dem Weltjugendtag fortführen. Am Christkönigsfest 2023 sind Jugendversammlungen pro Kanton geplant: Herzlich willkommen an alle, die am Weltjugendtag in Lissabon teilgenommen haben oder nicht; gemeinsam gehen wir weiter, um dem Ruf Christi zu folgen.

Warum braucht es einen Weltjugendtag, wenn die Jugend weltweit heute ohnehin 24/7 vernetzt ist?

Claire Jonard: Nichts geht über persönliche Treffen. Sicher, junge Menschen sind rund um die Uhr online, aber das sagt auch etwas über ihren großen Wunsch nach Beziehungen und dem Aufbau von Netzwerken aus. Der Weltjugendtag ist wie ein grosses Netzwerk von globalem Ausmaß, in dem Gemeinschaft und Verbindungen in Freundschaft, Gebet und Begegnung der Völker hergestellt werden. Ein solches Treffen ist für die Gegenwart und die Zukunft der Welt sehr wichtig: Hier wird durch Begegnung und Zusammensein auch ganz nebenbei eine Kultur des Friedens aufgebaut.

Warum spüren wir in der Deutschschweiz noch so wenig Weltjugendtagseuphorie? Viel Werbung wurde hier nicht gemacht.

Ich kann nicht für die Deutschschweizer antworten. Wir haben im Vorfeld eine breite Vernetzungs- und Kommunikationsarbeit geleistet, um ein gemeinsames Projekt für dieses große Abenteuer in Portugal auf die Beine zu stellen. Der letzte Weltjugendtag in Europa war 2016. Dort traf sich eine ganze neue Generation von jungen Menschen. Sie auf den Geschmack für den Weltjugendtag zu bringen, war nicht einfach. Wir haben seitdem viel an der Kommunikation und den persönlichen Kontakten in den verschiedenen Kantonen gearbeitet.

Um sich für Lissabon anzumelden ist es zu spät, aber wo kann ich hier in der Schweiz noch teilnehmen?

Claire Jonard: Gemeinsam mit der Jugendpastoral betreut die Association JMJ Suisse romande verschiedene Reisegruppen. Die Anmeldungen sind geschlossen und es gibt schon eine Warteliste - allerdings übertragen wir live vom Weltjugendtag auf www.jmj.ch.

Claire Jonard ist Koordinatorin für das Zentrum für Berufspastoral in der Westschweiz (Centre romand des vocations) und Projektbeauftragte für die Jugendpastoral. Seit über 20 Jahren engagiert Sie sich in der kirchlichen Jugendarbeit - zunächst in Belgien, dann in der Schweiz. 2018 war sie Präsidentin des Weltjugendtag-Komitees (WJT) in der Romandie.