Kirche aktuell

Auszeit im Kloster Mariazell Kopf frei für Entscheidungen

Statt Mädcheninternat junge Menschen als Gäste auf Zeit: Das Kloster Mariazell in Wurmsbach am oberen Zürisee geht neue Wege. Ab Oktober können bis zu 10 Personen das Klosterleben teilen und Hilfe bei Entscheidungen zu Berufswahl, Studium und persönlichen Anliegen erhalten.
23. Juli 2021 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Die Schwesterngemeinschaft freut sich auf die jungen Menschen. Äbtissin Monika Thumm und Schwester Andrea Fux hatten die Idee für das neue Angebot. Die 55jährige ehemalige Schulleiterin verbringt nun den Sommer damit, interessierte junge Frauen und Männer zu finden. Dies vor allem über Facebook und auch Instagram. Kerstin Lenz hat Schwester Andrea Fux im Kloster Wurmsbach getroffen.

Wie kam es zur Idee einer «Auszeit für junge Menschen» bis 35 Jahren?

Durch die Schliessung der Schule haben wir wieder Ressourcen frei. Wir stellten fest: Viele junge Menschen haben das Bedürfnis nach einem Ort, an dem sie einfach sein dürfen und weniger abgelenkt sind. Wir bieten eine Zeit der «Standortbestimmung» an – wenn nötig auch über eine längere Zeit. Es ist das Alter, in dem so viel im Umbruch ist. Wir glauben, dass es gut ist, bei oft weitreichenden Entscheidungen eine Begleitung zu erhalten.

Wie läuft so eine Auszeit praktisch ab?

Es gibt klare Überschneidungen mit der Klostergemeinschaft. Unsere Gäste arbeiten im Kloster mit, zum Beispiel im Garten oder in der Bibliothek. Sie sind auch eingeladen, an drei Gebetszeiten teilzunehmen, um dem Tag Struktur zu geben. Wir planen wochenweise, nehmen aber auch die Bedürfnisse und Talente der Menschen auf, die zu uns kommen. Wir möchten uns auch wöchentlich zu einem Impuls austauschen, über die Benediktsregeln zum Beispiel. Dieser Impuls kann aber auch etwas Psychologisches sein, darüber etwa, wie ich zu guten Entscheidungen komme. Vieles kann in Gesprächen in einen hilfreichen Zusammenhang gestellt werden. Die intensive geistliche Begleitung bietet unsere Äbtissin Monika Thumm an.

Was sind das für Menschen, die sich für das Angebot interessieren?

Wir führen derzeit viele Gespräche per Zoom mit Interessentinnen und Interessenten. Zum Beispiel mit einer 27jährigen Frau aus dem Südtirol, die schon lange in einem Hotel arbeitet. Durch Corona ist sie ins Grübeln gekommen, ob dies die Arbeit ist, die sie weiterhin machen möchte. Ich hatte auch Kontakt mit einer Maschinenbau-Ingenieurin, die ihre Stelle gekündigt hat und überlegt, sich neu zu orientieren. Sie ist kirchlich sehr beheimatet und auch politisch engagiert. Sie fragt sich ernsthaft: Was will ich? Viele brauchen eine Auszeit, um herauszufinden, wohin die berufliche und die persönliche Reise gehen soll.

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Wie profitieren die Schwestern?

Wir sind in einem lebendigen Austausch, wir können Anteil nehmen. Wir kommen von der kleinen, geschlossenen Welt weg, erweitern den Horizont und kreisen nicht um uns. Mit unserem offenen Ohr können wir einen kleinen Beitrag leisten, dass Menschen etwas mutiger starten, weil sie sich dafür Zeit nehmen konnten. So möchten wir die «Zeichen der Zeit» verstehen: einen Ruheort zu bieten, aus der Zeit zu gehen. Benediktinische Klöster waren immer Orte der Begegnung, das möchten wir mit dem Angebot beibehalten. Wir freuen uns, wenn junge Menschen herausfinden, wo ihr Platz ist, wo sie sich einbringen können und wo sie glücklich sind.

 

«Auszeit für junge Menschen» Die Auszeit im Kloster Mariazell dauert zwischen 3 und 12 Monaten und ist kostenlos. Der erste Monat wird als eine Art Probemonat vereinbart und kostet 200 Franken für Kost und Logis. Danach ist das Angebot kostenlos gegen Mithilfe an verschiedenen Orten im Kloster wie zum Beispiel im Garten oder in der Bibliothek.  Auskunft gibt Schwester Andrea Fux vom Kloster. Alle Informationen sind hier zu finden.