Neues TV-Format Botschaft der Jugend: Kirche hat Potenzial
«Blut, Busen und Büsi» lautet die uralte Formel für erfolgreichen Boulevardjournalismus. Mittlerweile haben sich beim Blick das barbusige Seite-3-Girl und das Chäferli verabschiedet, dafür starten online neue Formate wie Blick TV. Begehrtes Zielpublikum sind junge Leute – schliesslich zählt im Zeitalter auch beim Blick jeder Klick – und die will man mit Beiträgen aus der eigenen Peer-Group bei Laune und auf der Homepage halten.
Warum ausgerechnet Jugend und Kirche im Blick-TV?
So lässt Blick TV im neuen Format «Wie findsch du…?» Jugendliche zu aktuellen Themen zu Wort kommen. Ganz persönlich. Ungefiltert. Und zu aktuellen Themen wie Leistungsdruck, Handykonsum, Stimmrechtsalter 16, Ehe für alle… und, man höre und staune... Kirche!
Sie sind selber in der Kirche aktiv als Ministrant, kirchenfern oder glauben gar nichts. Trotzdem haben sie alle eine klare Meinung zur Kirche und die überrascht: Der Grundtenor ist durchs Band positiv. Mehr noch: Die jungen Menschen haben noch Erwartungen an die Kirche und orten ein grosses Potenzial.
Jugendliche orten für Kirche Potenzial
Lukas ist Jungpolitiker aus Olten und stellt fest, dass die den Menschen Hoffnung geben und soziale Gemeinschaft geben kann und sagt: «das finde ich sehr positiv.»
Andere wie der 17-jährige Gregory ringen mit der Kirche und finden, dass sie «wie sie im Moment noch ist, ist nicht mehr so kompatibel mit der modernen Welt» sei. Trotzdem gesteht er der Kirche grosses Potenzial zu, wenn man sich von traditionellen Vorstellungen von Kirche verabschiedet.
Zwischen den Zeilen wird in etlichen Meinungsäusserungen klar, wo dieses Potenzial der Kirche zu finden ist: überall dort, wo Kirche für Menschen in Not da ist, sich um Menschen am Rand kümmert und in schwierigen Lebenssituationen ein Ort ist, wo man Kraft und Hoffnung tanken kann. Neben dem Sozialen spielt auch der Faktor Gemeinschaft eine wichtige Rolle.
Differenzierte Sicht der Jugend
Erstaunlich differenziert legen die jungen Menschen aber auch den Finger präzis auf die Wunden und kritisieren die Kirche.
«Katholisch ist halt, dass Homosexuelle nicht willkommen sind, Frauen nicht Pfarrer werden dürfen und Pfarrer keine Familie gründen dürfen. Finde ich «chli strittig». Wo es ganz aufhört, ist, wenn man wegen Kirche oder Religion tötet, das geht gar nicht.» Henrik (13 Jahre)
Warum hat Blick TV ausgerechnet das Thema Kirche gewählt? Ist Kirche bei Jugendlichen wirklich ein Thema? Nadine Sommerhalder ist die Projektleiterin Entwicklung Formate Blick TV und betreut «Wie findsch du…?». Vor sechs Wochen wurde das Format lanciert. Sie war selber sehr neugierig und gespannt, wie die Jugend Kirche sieht. Vermutet hätte sie viel kontroversere Meinungen und war dann sehr überrascht, wie reflektiert und auch differenziert die Jugendlichen sich äussern:
«Das hat Vorurteile der Jugend gegenüber widerlegt. Das ist das Schöne an diesem Format, dass wir Einblick bekommen, wie unsere Jugend aufwächst, welche Meinung die Jugendlichen vertreten, was sie denken. Das regt die Zuschauenden selber auch zum Denken an.»
Ein Format von Jugendlichen für Jugendliche
«Wie findsch du…?» gibt nicht nur Jugendlichen eine Stimme, sondern auch im Hintergrund wirkt ein Jugendlicher in der Produktion: Der 21-jährige Janik Blum ist Praktikant im Formate-Team von Blick TV, realisiert die einzelnen Sendungen mit Unterstützung der Projektleiterin und ist dafür verantwortlich, dass die Beiträge professionell geschnitten pünktlich auf Sendung gehen. Auf einen Aufruf auf verschiedenen Plattformen haben sich Jugendliche gemeldet. Per Mail bekommen sie die Fragen zu einem Thema und filmen sich in ihrer Umgebung und schicken ihre Antwort zurück. Nach einer ersten Staffel von zehn Folgen wird ein Feedback eingeholt und ausgewertet.
Gretchenfrage: Hören die Bischöfe die Botschaft der Jugend?
Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren, Stellung der Frau in der Kirche, Glaubwürdigkeit im Umgang mit Übergriffen, Zölibat. Das Potenzial der Kirche als Ort der Kraft, eine lebendige Gemeinschaft, die an sozialen Brennpunkten anzutreffen ist und sich um Menschen am Rand kümmert. Konkrete Taten mitten im Leben statt salbungsvolle Worte von oben herab.
Die Jugendlichen schauen genau hin – und sie haben Erwartungen. Da kann man unseren Bischöfen nur dringend empfehlen: schaut auf Blick TV das Format «Wie findsch du…?» und hört genau hin! Die Jugendlichen haben eine Botschaft für die Kirche.
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