Zwei Zürcher Kirchenfrauen auf dem Podest Priorin Irene Gassmann und Monika Schmid geehrt
Sie lässt sich von keiner Männerkirche unterkriegen: Die Erfinderin des «Gebets am Donnerstag» für Veränderungen in der Kirche, die Mitgründerin der Junia-Initiative, die Rompilgerin für eine «Kirche mit den Frauen» hat einen langen Atem. Unentwegt und unbeirrt tritt sie für Reformen in der Kirche ein, vor allem bezüglich der Stellung der Frauen. Kein Bischof und kein Abt kann die Vorsteherin des Klosters an der Zürcher Stadtgrenze davon abhalten, ihre Meinung zu sagen und dafür einzustehen – gerade weil sie sich der Kirche verbunden fühlt und mit und in ihr an den angeblich gottgewollten Strukturen männlicher Dominanz leidet. Sie erfährt auch jeden Tag hautnah, was die Ungleichheit im kirchlichen Leben bedeutet, muss doch für jede Messe im Kloster ein Pater aus Einsiedeln ‘eingeflogen’ werden, dem das Frauenkloster untersteht. Das Gedächtnis Jesu in der Eucharistie selbst zu feiern ist der Frauengemeinschaft noch immer verboten.
Das Durchhaltevermögen der streitbaren Ordensschwester wird am 15. November von der theologischen Fakultät der Universität Freiburg gewürdigt: «Die Fakultät möchte das Lebenswerk einer Schweizer Ordensfrau ehren, die seit mehr als zwanzig Jahren auf höchst eindrückliche und überzeugende Weise monastisches Leben und Moderne ineinander zu übersetzen weiss», heisst es in der offiziellen Mitteilung des Dekans der Fakultät.
Gratulation der Zürcher Kirche
Auch Synodalratspräsident Raphael Meyer schätzt das Wirken der Fahrer Schwester: «Mit ihrem Beispiel zeigt sie, dass Bescheidenheit und konsequentes Einstehen für Gleichwertigkeit innerhalb unserer Kirche nicht im Widerspruch stehen. Sie spricht mit ihrem Engagement vielen Männern und Frauen aus dem Herzen und holt sie ab: dafür möchte ich im Namen des Synodalrats der Katholischen Kirche im Kanton Zürich Danke sagen.»
Starre Mauern einreissen
Noch eine zweite Zürcher Kirchenfrau kommt im gleichen Monat zu internationaler Anerkennung: Die wohl bekannteste Seelsorgerin der Schweiz, die streitbare ehemalige Gemeindeleiterin von Effretikon Monika Schmid, wird am 8. November von der österreichischen Reformbewegung «Kirchenreform.at» mit der «Trompete von Jericho» ausgezeichnet. Diese Trompete bringt gemäss der biblischen Erzählung auch die dicksten Mauern zum Einsturz. So, wie die Festung Jericho durch den Schall der Trompete in sich zusammenbrach, so soll auch der Klerikalismus in der katholischen Kirche dereinst fallen, denn «die Zukunft der Kirche verträgt sich nicht mit Klerikalismus», so «Kirchenreform.at» in ihrer Begründung der Preisverleihung.
Noch ist es nicht so weit, die überkommenen Strukturen sind noch immer stärker als jede Reformbewegung. Erst im letzten Jahr wurde Monika Schmid vom Vatikan gemassregelt, weil sie bei ihrem Abschiedsgottesdienst mit den Priestern gemeinsam die Einsetzungsworte mitsprach. Aber Vieles ist dank dem mutigen Engagement der beiden Kirchenfrauen Irene Gassmann und Monika Schmid in Bewegung gekommen.
Die Frauenfrage ist gestellt, keine überkommene Kirchenlehre kann sie mehr vom Tisch wischen.
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