Glockenweihe in Zumikon-Zollikerberg Heiliger Bimbam
Fast ganz allein stand die Glocke um 8.30 Uhr zwischen den beiden historischen Feuerwehrautos auf dem Dorfplatz in Zumikon. 500 Kilogramm schwer ist die Bruder-Klaus-Glocke, die seit dem 17. November in St. Michael läutet - nicht die grösste, aber die neuste. Eine neue Glocke sei heute etwas Aussergewöhnliches, erzählte auch Bischof Joseph Maria vor der Glockenweihe. Für ihn sei es erst das zweite Mal und, wie er sagte, vielleicht auch das letzte Mal in seiner Amtszeit, dass er eine neue Glocke segnet.
Lächeln einfrieren
Die Glocke musste nicht lange allein warten. Als die Einsegnung begann, versammelten sich etwa 300 Menschen auf dem Dorfplatz; eine illustre Schar: kirchliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, politische Prominenz, katholische Funktionäre und viele Gläubige, Besucher und Schaulustige.
Da die Temperaturen zu Beginn der Feier sehr kalt waren, wies Pfarrer Pascal Marquard die Anwesenden darauf hin, dass sie lächeln sollten, dann würde vor allem das Lächeln einfrieren. Es war nicht das einzige aufheiternde Wort. Ein Zeichen dafür, dass im Pastoralraum Zumikon-Zollikerberg eine gute Stimmung herrscht und sich alle freuen, diesen Tag zu feiern.
Glocke Bruder Klaus
Nach den Ansprachen und Grussworten konnte Bischof Joseph Maria die Glocke segnen und anschlagen. Der Hammer, mit dem die Glocke angeschlagen wurde, machte unter den Mitarbeitenden und Minis die Runde und so konnte man sich vorab schon ein Bild davon machen, wie die Glocke später einmal klingen wird.
Die neue Glocke trägt den Namen des Schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus. Und neben dem Namen des Heiligen steht auf der Rückseite das Friedenszitat: «Fried ist allweg in Gott, denn Gott ist der Friede». Ein Motto, das nicht nur in die Zeit passt, sondern auch, weil in Zumikon der Schweizer «Friedensapostel» Max Dätwyler lebte.
Prozession zur Kirche
Anschliessend setzte sich die sorgfältig orchestrierte Prozession in Bewegung, um die Glocke an ihren Wirkungsort zu bringen. Dass nicht alle Tage ein Polizeiauto im Schritttempo, gefolgt von einem historischen Feuerwehrauto, den Minis, den Priestern und dem Bischof, der Glocke und vielen Menschen von Dorf zu Dorf fährt, merkte man auch an den offenen Fenstern und den gespannt zuschauenden Menschen auf den Balkonen.
An der Kirche St. Michael angekommen, wurde die Glocke von Schweizergardisten und unter grossem Applaus der Bevölkerung empfangen. Um den Zeitplan einzuhalten, ging es zügig in die Kirche. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche seien nicht einmal an Weihnachten und Ostern so viele Menschen anwesend, flüsterten sich die Einheimischen zu.
Bei den Katholiken läuft mehr
Die nächste Überraschung erlebten die Gäste nach dem stimmungsvoll gestalteten Gottesdienst. Sie «durften» nicht hinaus. Nur die geladenen Gäste und alle, die im Altarraum ihre Aufgaben hatten, «durften» hinaus. Die anschliessenden Ansprachen wurden mit Bild und Ton in die Kirche übertragen, so dass sie in Ruhe und im Sitzen miterlebt werden konnten.
Synodalratspräsident Raphael Meyer erklärte zuerst, was ein Synodalrat ist und macht. Dann spannte er den Bogen von der Kampagne «Kirchensteuer wirkt» zur Begeisterung, die er hier an diesem Fest erleben darf. Regierungsrat Mario Fehr erzählte, dass er als Reformierter viel mehr Berührungspunkte mit den Katholiken habe, als man vermuten würde. Einfach, weil bei den Katholiken mehr «lief». Sein Lob für die katholische und reformierte Kirche zum Wohle der Gesellschaft: Die Arbeit der Kirchen sei «jeden Franken wert».
Rechenrätsel
Als letzter Redner vor dem Glockenaufzug forderte der Gemeindepräsident von Zollikerberg die Gäste heraus, indem er die Frage stellte, in wie vielen verschiedenen Kombinationen die bestehenden fünf Glocken schlagen könnten. Und wie sich die Zahl nun mit sechs noch erhöhen würde. Er löste das Rätsel nicht auf, betonte aber, wie wichtig die Glocken für die Gemeinde seien und wie diese die Arbeit der Kirchen für die Menschen symbolisierten.
Die Herzlichkeit, die man in der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren aus Pfarrei, Kirchenpflege, der reformierten Partnern und der Politik spürte, zeigt, dass die Pfarrei 60 Jahre nach der Grundsteinlegung und 50 Jahre nach der Errichtung lebt, dass sie da ist, wo Menschen sind und diese sie auch wahrnehmen.
Zum krönenden Abschluss durften die Drittklässler aus Zollikerberg die Glocke in den Turm ziehen. Dabei mussten sie die rund 30 Meter, welche die Glocke zu überwinden hatte, mit rund 100 Metern Seil hochziehen. Eine Aktion, von der die Kinder noch viele Jahre erzählen werden.
Kommentare anzeigen