Kirche aktuell

Kirchen fördern Biodiversität Verantwortung für die Schöpfung tragen

Ende September fand in Kooperation der katholischen, reformierten und christkatholischen Kirche eine Impulsveranstaltung zum Thema Biodiversität statt. Fachreferentinnen und Kirchenpfleger lieferten Inputs und praktische Beispiele.
11. Oktober 2022 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Der Impuls-Anlass «Natur bewegt – Für mehr Biodiversität in Kirchgemeinden» war mit über 80 Teilnehmenden gut besucht. Geschätzt wurde insbesondere der Austausch nach den Referaten beim Markplatz, wo Expertinnen von BirdLife Zürich, Dark-Sky Switzerland, Pusch und weiteren Organisationen Auskunft gaben und sich konkreten Fragen stellten.

Biodiversität fürs Überleben

Referent Christoph Küffer, Professor für Siedlungsökonomie an der Ostschweizer Fachschule, beschäftigte sich mit der Frage, was Biodiversität überhaupt ist und welche entscheidende Bedeutung sie hat. Arten verschwinden drastisch, auch im Kanton Zürich. Magerwiesen gibt es immer weniger. Erstaunlich ist die Tatsache, dass Zürich der Kanton mit den meisten Moorflächen im Mittelland ist. Diese ökologische Übergangszone zwischen festem Land und Wasser wirkt wie ein riesiger Schwamm, der schnell grosse Wassermengen aufnehmen und dann ganz allmählich wieder abgeben kann. Moore gelte es zu schützen, da sie Lebensraum bilden für vielzählige Lebensformen, die wiederum für den Erhalt verschiedener anderer Arten überlebenswichtig sind.

Referent Christoph Küfer, Professor für Siedlungsökolgie, Ostschweizer Fachhochschule
Referent Christoph Küfer, Professor für Siedlungsökolgie, Ostschweizer Fachhochschule

Dabei betont Küffer den Wert von Kindheitserlebnissen und die Weitergabe von «Achtsamkeit»: «Kinder sollten nach Möglichkeit in Projekte miteinbezogen werden.» Dadurch werde eine nachhaltige Entwicklung gefördert. In den letzten paar Jahren wurden grosse Anstrengungen für Renaturierungen gemacht. Aber es brauche noch mehr Einsatz.  «Wir haben definitiv eine Wahl, ob bei einer Schule ein Kiesplatz bestehen bleibt oder Platz gemacht wird für eine Wildpflanzenwiese.» Letzteres fördere auch die mentale Gesundheit, ist er überzeugt.

Daniel Gutzwiller von Pusch praktischer Umweltschutz und Jonas Landolt vom Verein Natur im Siedlungsraum brachten dann diverse praktische Beispiele, was auch Kirchgemeinden mit kleinen Schritten tun können. Mit verschiedenen Kleinstrukturen können diverse Arten gefördert werden, etwa die unglaublich vielfältigen Arten von Wildbienen. Dabei gilt es, Reserveflächen, wie zum Beispiel auf Friedhöfen, zu überdenken. Auch hier können Lücken geschlossen werden, damit Tiere und Insekten einen Übergang zur nächsten Fläche finden können und Lebensräume vernetzt werden. Man kann Neophythen entfernen, weniger mähen und düngen, sogenannte Ruderalflächen erhalten oder wieder herstellen.

Vorbild sein

Synodalrat Daniel Otth, zuständig für Soziales und Ökologie, hob hervor, wie wichtig der Kirche das Thema Nachhaltigkeit ist. Schon die Schöpfungstheologie appelliere an Genügsamkeit, Solidarität und generationenübergreifendes Handeln. Demnächst werde auch eine Nachhaltigkeitsbox an die Kirchgemeinden verteilt, die weitere Anregungen und Ideen vermitteln soll. «Wir haben eine besondere Verantwortung. Wir müssen mit gutem Beispiel voran gehen und Vorbild sein, auch wenn es manchmal erst kleine Schritte sind», meint Otth. Die Verwaltung der Katholischen Kirche im Kanton habe kürzlich beim Centrum 66 Neophythen entfernt, damit der einheimischen Flora und Fauna wieder ein besserer Lebensraum zur Verfügung stehe.

Das OK der Impulstagung: Kevin Ischi, Pfrn. Jessica Stürmer, Susanne Brauer, Pfr. Lars Simpson (v.l.n.r.)
Das OK der Impulstagung: Kevin Ischi, Pfrn. Jessica Stürmer, Susanne Brauer, Pfr. Lars Simpson (v.l.n.r.)

Jürg Hangartner und Bruno Zimmermann von der Kirchgemeinde Zürich-Heilig Geist, waren mit der Veranstaltung sehr zufrieden. Hangartner fand die Rednerwahl sehr passend, es sei auch der menschliche Aspekt eingebracht worden. Zimmermann gab zu bedenken, dass es bei den Projekten mit Freiwilligen immer auch jemanden brauche, der das Ganze am Laufen halte. Sonst werde nach der Anfangseuphorie nach zwei, drei Jahren wieder alles versanden. Nur lobende Worte für die Veranstaltung findet Felix Caduff, Präsident der Zürcher Synode: «Das war ein sehr guter und interessanter Abend. Wir müssen im Kleinen dazu beitragen, dass die Umwelt wachsen kann.» Über so viel Lob freuen sich die Mitorganisatoren Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung, sowie Kevin Ischi, Projektleiter Nachhaltigkeit, bei der katholischen Kirche Kanton Zürich, ganz besonders. «Wir haben nur gute Rückmeldungen erhalten. Das ist hier ein guter Ort für Entwicklung, für die Vermittlung von Werten und die Vernetzung von Freiwilligen», ist Brauer überzeugt.

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Stand vom Arbeitskreis Tiere. Fotos Sibylle Ratz

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Stand vom Arbeitskreis Tiere. Fotos Sibylle Ratz

Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung, KKKZ

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Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung, KKKZ

Pfarrerin Esther Straub, Kirchenrätin der Reformierten Kirche des Kantons Zürich

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Pfarrerin Esther Straub, Kirchenrätin der Reformierten Kirche des Kantons Zürich

Felix Caduff, (rechts im Bild) Präsident der Synode, im Gespräch mit Ursina Wiedmer, Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich. und Kevin Ischi

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Felix Caduff, (rechts im Bild) Präsident der Synode, im Gespräch mit Ursina Wiedmer, Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich. und Kevin Ischi

Daniel Otth, Synodalrat, mit Bruno Zimmermann und Jürg Hangartner (KG Zürich-Heilig Geist), v.l.n.r.

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Daniel Otth, Synodalrat, mit Bruno Zimmermann und Jürg Hangartner (KG Zürich-Heilig Geist), v.l.n.r.

Die Impulsveranstaltung fand in der Christkatholischen Augustinerkirche statt.

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Die Impulsveranstaltung fand in der Christkatholischen Augustinerkirche statt.

Patrick Fischer, ehemaliger Kirchenpflegepräsident der katholischen KG Pfungen

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Patrick Fischer, ehemaliger Kirchenpflegepräsident der katholischen KG Pfungen

An den Marktständen wurde eifrig über Biodiversität diskutiert.

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An den Marktständen wurde eifrig über Biodiversität diskutiert.

Auch in der Stadt Zürich gibt es Wildtiere, die zu schützen sind.

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Auch in der Stadt Zürich gibt es Wildtiere, die zu schützen sind.

Für gute Verpflegung am Vegibuffet war auch gesorgt.

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Für gute Verpflegung am Vegibuffet war auch gesorgt.