Versammlungsverbot aufheben Schrittweise Gottesdienste wieder ermöglichen
Der Lockdown hat das öffentliche kirchliche Leben stillgelegt, sogar die zentralen Feiertage von Karwoche und Ostern konnten nicht gemeinsam gefeiert werden. Dies trifft die Kirchen schwer – und rückt umso schmerzlicher ins Bewusstsein, da wirtschaftliche Betriebe derzeit schrittweise ihre Tätigkeiten wieder aufnehmen können.
Tischgemeinschaft gehört zur DNA der Kirche
«Gerade in aufwühlenden Zeiten brauchen Menschen Orte, wo sie zur Ruhe kommen können, Orte der Hoffnung, des Glaubens und des Gebets. Nach einer Phase der Vereinzelung und des verordneten Rückzugs ist das Bedürfnis nach Gemeinschaft gross. Zur DNA von Kirche gehört die Tischgemeinschaft im Feiern der Eucharistie» betont Josef Annen als Delegierter des Apostolischen Administrators für die Bistumsregion Zürich- Glarus.
Starke Stimme der Bischöfe ist gefragt
Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding respektiert den bundesrätlichen Entscheid, weiss aber auch, dass die staatskirchenrechtlichen Gremien gemeinsam mit der pastoralen Seite auf regionaler wie nationaler Ebene die Stimme erheben müssen.
Bereits am 27. April hatte die Schweizer Bischofskonferenz ein Rahmen-Schutzkonzept zur Durchführung öffentlicher Gottesdienste präsentiert. Doch der Bundesrat machte am 29. April klar: Öffentliche Gottesdienste sind bis mindestens 8. Juni verboten. Das Schutzkonzept hält realistischerweise auch fest, es werde sicherlich «noch eine Weile dauern bis zu einem vollen kirchlichen und religiösen Leben.»
Pfarreien und Kirchgemeinden sind bereit
Dezidiert vertreten Driessen-Reding und Annen die Meinung, dass Kirchgemeinden und Pfarreien bereits heute fähig wären, Gottesdienste so zu organisieren und zu gestalten, dass spezielle Hygienevorgaben und Abstandsregelungen problemlos eingehalten werden können.
«Wenn Restaurants, Gartencenter und Baumärke unter Einhalten von speziellen Bedingungen ihren Betrieb wieder aufnehmen können, ist es meiner Meinung nach ebenso zu verantworten – ja sogar notwendig! - dass wir schrittweise auch wieder Gottesdienste feiern können» sagt Franziska Driessen-Reding. Kirchgemeinden und Pfarreien sind ebenfalls daran, neue Formen zu finden, um auch die Menschen zu erreichen, die zur Risikogruppe gehören und zu Hause bleiben müssen.
Hoffnung und Freude
Die Hoffnung bleibt, dass der Bundesrat vor dem 8. Juni das Verbot nachjustiert und das Feiern von öffentlichen Gottesdiensten unter Einhalten von speziellen Schutzmassnahmen wieder zulässt.
Die Bereitschaft, alles Notwendige zu unternehmen, ist vorhanden, ebenso die Freude, bald wieder im gottesdienstlichen Rahmen gemeinsam feiern zu können. Pfingsten, der Geburtstag der Kirche, bietet sich an.
Bis es denn soweit ist, werden weiterhin die neu entdeckten Alternativen online und im häuslichen Kreis das Bedürfnis nach Spiritualität und Feiern lebendig erhalten. Ebenso gehen auch die vielfältigen Initiativen weiter, mit denen sich kirchliche Mitarbeitende zusammen mit Freiwilligen um Menschen am Rand kümmern und sie mit dem Notwendigsten versorgen.
... notwendig finde ich, dass wir unsere bisherige Praxis auch beim Hochfahren wieder überdenken und kreativ bleiben, wie wir die diversen Menschen erreichen können.
Es sind doch lang nicht mehr so viele Menschen, die miteinander Gottesdienste feiern, da müssen wir schon ein wenig ehrlich bleiben. Und alles Leben wird wieder nach und nach hochgefahren, über die Prioritäten kann man sich streiten. Aber auch ich weiss heute noch nicht, ob das Sommerlager durchgeführt werden kann. Mit dem müssen wir leben (lernen).
Ludwig Widmann
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