Filmpreis der Zürcher Kirchen Regisseurin Carmen Jaquier über ihren Gewinnerfilm «Foudre»
Frau Jaquier, was hat Sie am Thema des Films «Foudre» gereizt?
Es war mir wichtig, dass die katholische Religion, die gerade für viele Frauen eng mit den Gefühlen von Scham und Minderwertigkeit verbunden ist, die Grundlage des Films bildet. Mit «Foudre» möchte ich diese Frauen mit einer umfassenderen Reflexion konfrontieren und sie zur Suche nach einer sanften, freundlichen und wohlwollenden Sexualität ermutigen – einer Rückkehr zu sich selbst, zum Körper, der wir sind, und zur Transzendenz. Befreit von der katholischen Praxis, wird Gott zu einem unendlichen Territorium der Reflexion.
Ich wollte eine junge Person begleiten, die sich mit ihrer religiösen Erziehung auseinandersetzt und erzählen, wie sie, ermutigt durch die Liebe ihrer Schwester, versucht, einen wohlwollenden Raum zu schaffen, in dem sie sinnliche und spirituelle Erkundungen durchführen kann. Der Mut zu leben und zu wachsen.
Wie ist Ihre eigene Beziehung zu Kirche und Religion?
In meiner Kindheit haben wir mit meinen Eltern nicht über Religion gesprochen. Es war meine Grossmutter väterlicherseits, die darauf drängte, dass ich den Katechismus besuchte. Ich ging also zum Katechismus, mir gefielen die Gebete, die Geschichten und der Werdegang von Jesus.
«Nach meiner Erstkommunion merkte ich, dass ich mehr Fragen hatte, als man mir Antworten geben konnte. Vielleicht war das der Moment, in dem ich begriffen habe, dass ich zum Beten keine Kirche brauche und selbst nach Antworten suchen muss. «Foudre» ist Teil einer spirituellen Suche.»
Was war Ihre erste Reaktion, als Sie erfuhren, dass Sie den Filmpreis der Zürcher Kirchen gewonnen haben und wie denken Sie darüber, dass die Auszeichnung von der Kirche kommt?
Ich war überrascht und habe mich gefragt, wie der Film interpretiert wurde. «Foudre» zu prämieren, ist auch eine Unterstützung dabei die Gewalt und Unterdrückung sichtbar zu machen, die von religiösen Autoritäten bis heute begangen wird. Wir sollten frei sein, unsere Autoritäten zu wählen, wenn wir das Bedürfnis danach haben. Diese Autoritäten sollten uns helfen, zu denken, zu reflektieren und zu wachsen anstatt uns zu unterdrücken.
«Wenn Kino auch nicht die Welt verändern kann, so kann es zumindest zum Fühlen und Nachdenken anregen. Ich betrachte den Preis der Kirchen daher als eine starke Geste.»
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