Jubiläum Planen in der Kirche - 50 Jahre SPI
Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) hat Mitte Januar 2019 zur Feier ihres 50-jährigen Wirkens eingeladen. Die Aufgaben, die sich das in St. Gallen domizilierte SPI gibt, bilden sich in den Tätigkeitsworten „forschen, beraten und planen“ ab. An der Jubiläumsveranstaltung hat man sich auf das Planen konzentriert.
Das Planen steht in alter St. Galler Tradition: Vor 1200 Jahren wurde auf dem St. Galler Klosterplan ein Entwurf des Zusammenlebens von Jungen und Alten, von Kranken und Gesunden, von Arbeitern und Gelehrten skizziert. Ein Architekturplan, der für alle Lebensbereiche der idealisierten Klostergemeinschaft die passenden Räume vorsah: Leben und Sterben, Lernen und Arbeiten, Beten und Gottesdienst, Krankheit und Gesundheit.
Auf Planung kann auch heute nicht verzichtet werden. „Ein Verzicht auf Planung hiesse nichts anderes, als die Zukunft schon aufzugeben, unsere Mitverantwortung für Kirche und Welt zu verneinen und letztlich auch, auf jeden Anspruch der Gemeinschaft zu verzichten – die Planung der Kirche hat ja mehr im Blick als die individuelle Heilsvorsorge.“ (Arnd Bünker, derzeitiger Leiter des SPI)
Beispiel
Vor 15 Jahren konnte ich miterleben, wie der Planungsprozess begann, der die Katholische Behindertenseelsorge im Kanton Zürich von einer eher assistentialistischen Arbeitsstelle mit Angeboten für Menschen mit einer intellektuellen Behinderung, für Menschen mit einer Körperbehinderung, für Aphasiker, für Gehörlose und Schwerhörige, für Blinde und Sehbehinderte, zu einer Dienststelle wandelte, die die Menschen mit Behinderungen zu den Experten machte.
Das Seelsorgeteam unter der Leitung von Erich Jermann nahm Kontakt auf mit der Selbst-Bestimmt-Leben-Bewegung in der Schweiz und in andern Ländern. Regelmässige Weiterbildungstage mit einem in der USA wirkenden Ehepaar, selbst Betroffene, und der Einbezug von Menschen mit Behinderungen, die bei der Behindertenseelsorge in Zürich ein- und ausgingen, entwickelten eine Strategie, die mit drei Begriffen umrissen werden konnte: gemeinsam – barrierefrei – selbstbestimmt.
Die Nachhaltigkeit dieser Strategie, die entscheidend durch das Mitwirken der Betroffenen gelang und durch das Modell der inklusiven Theologie (integrative Diakonie und Ethik; Anerkennung der gleichen Autonomie und Würde) begründet ist, zeigt sich beispielsweise heute dadurch, dass die meisten Pfarreien im Kanton Zürich Inklusionsbeauftragte haben. So bringt eine junge Frau mit Down-Syndrom ihre Talente an einen Jugendanlass ein. Eine Gehörlose gebärdet im Gottesdienst das Vaterunser. Eine Frau im Rollstuhl übernimmt an der Kirchgemeindeversammlung das Traktandum „Barrierefreie Kirche“.
Durch die Planung des Strategieprozesses und den Einbezug der Betroffenen kam zum Ausdruck: Inklusion bedeutet, dass viele Menschen mit Behinderungen keine „Sonderinstitutionen“ mehr möchten, sondern einfach am normalen gesellschaftlichen und kirchlichen Leben teilnehmen.
Innovation und Entwicklung
In einem an der Jubiläumsveranstaltung angebotenen Atelier zur Experimentierkultur wurden Thesen zur Diskussion gestellt, die dem „Planen“ das Absolutistische und Dirigistische nehmen:
- Wer wirkliche Innovation will, kann nicht „kontrollieren“ und muss damit rechnen, überrascht zu werden.
- Das Neue lässt sich nicht planen, aber manchmal plant es für einem.
- Unsere Aufgabe besteht darin, dem Neuen Wege zu bahnen und nicht Neues zu erfinden.
Pastoralplan
Die Katholische Kirche im Kanton Zürich kennt den seit 1999 bestehenden Pastoralplan „Für eine lebendige und solidarische Kirche“. Hier ist die Akzentuierung einer „Geh-hin-Kirche“ und der Diakonie festgehalten. Damit kann eine Kirche, die in der Gesellschaft relevant sein will, gestaltet werden. Das ist gut so.
Was mir aber fehlt, ist eine Personalplanung, die dieser Akzentuierung dient. Mit welchem Schuhwerk, mit welchen Personen, mit welchen Professionen wollen wir die Ziele des Patoralplans erreichen? Da ist man schlecht beraten, einfach Lücken zu füllen. Die heutige kirchliche Personalsituation erfordert Planung. Notwendig und unerlässlich ist, nicht reaktiv, sondern vorausschauend zu handeln.
Markus Köferli ist Bereichsleiter Spezialseelsorge des Synodalrats und Verwaltungsratsmitglied des SPI
Literatur: Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut (Hg.), Die Menschen ins Zentrum stellen, 50 Jahre SPI. Forschen, Beraten und Planen für die katholische Kirche in der Schweiz. St. Gallen 2019
Lieber Köfi, toll dein Beitrag zum 'Planen'; da gebe es einiges auszutauschen. Melde dich mal! hier eines meiner letzten Produkte:
Leserbrief zu: «Bischof Vitus Huonder zieht zu den Piusbrüdern» NZZaSo 27.01.2019
4. und letzter offener Brief an Bischof Vitus Huonder
Lieber Vitus,
Eigentlich könnte ich antworten wie Bischof Henrici auf die Frage, ob er überrascht sei, dass du dich nach dem Ende des Bischofsamtes in ein Haus der Piusbruderschaft im Kt. St. Gallen zurückziehen wirst: «Nein, gar nicht … seine Nähe zur Bruderschaft St. Pius X. war bekannt, und auch dass er sich immer schon in der alten Liturgie wohl fühlt». Aber dann liefert dein GV Grichting uns «Mitbrüdern im priesterlichen Dienst» noch eine Erklärung nach, die nur noch grösseres Kopfschütteln auslöst: «Die Wahl des Wohnsitzes Wangs/SG steht im Zusammenhang mit dem Auftrag: «Den Dialog über spezifische Themen theologischer und pastoraler Natur mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. fortzusetzen …»» Mit Verlaub, einmal mehr werden wir von dir und deiner Entourage für Vollidioten genommen: Wie soll ein «Dialog über spezifische Themen theologischer und pastoraler Natur …» in einem Haus geführt werden, in dem 90 Schüler hausen und sich auf den Real- und auch auf den Sekundarschulabschluss vorbereiten und im Jahr 2016 gerade mal «drei junge Männer die Maturitätsprüfung mit Latein als Schwerpunktfach erfolgreich absolviert haben»? Wäre es nicht viel ehrlicher gewesen das zu sagen, was Bischof Henrici auch sagt: «Seine Nähe zur Bruderschaft war bekannt und er fühlte sich auch immer schon wohl in der alten Liturgie …» Nur die Frage ist: War das nicht schon seit Jahren so? Und hättest du ehrlicherweise nicht schon vor zwei Jahren diesen Wohnort-Wechsel vollziehen müssen statt das Vertrauen der Leute in unserer Diözese weiterhin zu strapazieren und den desolaten Zustand zu verschlimmern?
Viktor Hofstetter, Dominikaner
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