Konzerte nach altem julianischen Kalender Malanka - ukrainische Traditionen zum Neuen Jahr
Im ersten Teil bringen die Beteiligten von Perespiv sakrale Musik zum Besten, begleitet von Fragen und Gedanken des ukrainischen Philosophen und Sokratikers Hryhorii Skoworoda aus dem 18. Jahrhundert. Im zweiten Teil überraschen sie mit Malanka, einer einmaligen Neujahrstradition.
Ukrainische Traditionen aufleben lassen
Mit Malanka feiert man im Jahresübergang den ersten Tag des Jahres nach dem alten julianischen Kalender. Somit findet dieses Fest abends am 13. Januar nach unserem Kalender statt, der auch in der Ukraine seit 1918 gilt. Der alte Name dieses Feiertages lautete «Schtschedryj Wetschir», das heisst grosszügiger Abend, welcher ursprünglich in der heidnischen Tradition noch der Göttin der Fruchtbarkeit «Makoscha» gewidmet war. Sein heutiger Name stammt vom Fest der Heiligen Melania, einer Nonne, die im 5. Jahrhundert im Römischen Reich lebte. Wie bei Weihnachten kommt es also auch bei diesem Fest zu einer heidnisch-christlichen Symbiose.
Je nach Region in der Ukraine können die Rollen unterschiedlich besetzt sein. Grundsätzlich gehören zu diesem Fest Malania, vermischt mit der Göttin der Fruchtbarkeit, («Malanka») und Wassyl. Dazu gesellen sich meist noch eine Ziege, ein Arzt, ein Hausherr («Hospodar») und eine Hausherrin («Hospodynja»), ein alter Mann und ein Schütze. Diesem Tag sind besondere Lieder gewidmet, die man «Schtschedriwka» nennt. Damit gratuliert man dem Hausherrn zum Neuen Jahr und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.
Geschichte erzählen mit Rollentausch
Dieses traditionelle Fest bestimmen Rollentausch und Travestie. So wird «Malanka» von einem Jungen gespielt, der in Frauenkleidern auftritt und dabei die Rolle einer ungeschickten Hausfrau zu spielen hat. «Malanka» obliegt die Aufgabe, aus den Häusern die bösen Geister zu vertreiben. Die Ziege («Koza») symbolisiert wiederum Fruchtbarkeit, gutes Leben und familiäres Wohlbefinden. Die rituelle Handlung kulminiert im Tanz der Ziege; ihr Sterben und ihre Auferstehung im Spiel stehen für den Zyklus von Vergehen und Wiedergeburt der Natur.
Das Projekt Perespiv besteht vorwiegend aus ukrainischen Schutzsuchenden in der Schweiz. Daran teil nehmen aber auch einheimische Chorsängerinnen und -sänger. Schweizweit gibt es schon zwölf Chöre, die sich mit ihrem gemeinsamen Programm für die Verbreitung der ukrainischen Chor- und Liedkultur einsetzen. Das Projekt bietet so nicht nur sozialen Halt und Austausch, sondern auch Entdeckungen der ganz besonderen Art in der Vielfalt ukrainischer Kulturen.
Konzerte Perespiv
Freitag, 13. Januar, 19 Uhr
Kirche St. Anton, Zürich
Sonntag, 15. Januar, 17 Uhr
Kirche St. Laurentius, Winterthur
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