Kirche aktuell

Diakonie-Tag zum Corona-Manifest Kirchen wollen Corona-Spaltung überwinden

Vor einem Jahr unterzeichneten die Kirchen der Stadt Zürich ein ökumenisches Corona-Manifest . Was ist daraus geworden? Der Diakonietag am 11. November im Zürcher Grossmünster zieht Bilanz.
03. November 2021 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Am Martinitag (11. November) 2020 riefen die Stadtzürcher Kirchen vor dem Hintergrund der Pandemie und mit Blick auf Advent, Weihnachten und das neue Jahr zur diakonischen Tapferkeit auf. Ihr ökumenisches Corona-Manifest umfasst vier Kernfragen und sieben Leitsätze. Am Martinitag 2021 wird Bilanz gezogen. Für Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist ist das Manifest auch heute höchst aktuell.

 

Was wollte und will das Corona-Manifest vom 11.11.2020?

Christoph Sigrist: Es war ein Fenster nach innen und nach aussen. Das Manifest wollte die Kirchen sensibilisieren auf ihren ureigenen Auftrag in Gottes Namen, gerade dann ihre Räume und Herzen zu öffnen, wenn alles rundum dicht macht. Und nach aussen zeigten gerade die Kernfragen und Leitsätze, wie fundamental nah die Kirchen bei den Menschen sind.

 

Welche fundamentale Fragen stellten die Kirchen?

Wie halten wir es mit den Einsamen in der Pandemie, den Kranken, Gefangenen und Sterbenden? Wie gehen wir um angesichts von 10‘000 toten Menschen, die an Corona gestorben sind? Wie können wir zusammenrücken und die Arbeit mit Gruppen und Freiwilligen auch unter Schutzmassnahmen kreativ weiterführen und fördern?

 

Wurde das Manifest überhaupt wahrgenommen?

Und wie! Einerseits ist der kirchliche Fingerzeig in vielen Kirchgemeinden und Pfarreien aufgenommen und auf die schwierigen Umstände kreativ reagiert worden. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger haben gerade in dieser Zeit dafür gesorgt, dass möglichst wenige Menschen in Spitälern allein gestorben oder in Altersheimen vereinsamt sind. Und ich wage zu behaupten, dass kaum je zuvor in der Gesellschaft, in den Medien so viel über Einsamkeit, Sterben, Tod und Freiwilligenarbeit diskutiert worden ist.

 

Die Durchführung eines Diakonie-Kongresses war einer der Leitsätze im Manifest. Welche Botschaft hat der Diakonie-Tag kommende Woche am Martinitag?

Die Kirchen wollen den Spaltungstendenzen in der Gesellschaft entgegentreten und als zivilgesellschaftliche Kraft verschiedene Welten in Kontakt bringen. Wir bieten eine Plattform für weltliche und interreligiöse Panels, für Expertinnen und Betroffene gleichermassen und suchen konstruktive Lösungsansätze. Denn es ist uns doch allen klar: Wir hocken alle im gleichen Boot!

 

Die Pandemie scheint uns noch weiterhin im Griff zu haben. Wird das Corona-Manifest auch in einem Jahr einer Prüfung unterzogen?

Der Prozess wird nächste Woche erst mal abgeschlossen. Die Präsenz der Kirchen in der Gesellschaft und das Überwinden der Spaltungstendenzen bleibt aber eine dringende Aufgabe. Ich denke, dass wir ein Sensorium und Instrumente haben für die nächsten Jahre. In der Corona-Krise hat sich die gesellschaftspolitische Relevanz der Kirchen verdichtet. Welcher Art die Bedeutung sein kann, hat das Manifest aufgezeigt.

 

Das Gespräch führte Aschi Rutz

 

Der Diakonie-Tag am 11. November 2021 im Zürcher Grossmünster ist öffentlich und kostenlos (Zertifikatspflicht). Hier das detaillierte Programm. 

Corona-Manifest 2020