Interview-Serie Kirche leben in Corona-Zeiten - mit Martina Broich
Was war für Sie das einschneidenste Ereignis seit dem Lockdown?
Ausgebremst sein! Nicht tun können, was ich geplant und vorbereitet habe – Highlights, auf die ich mich gefreut habe. Den Jubla-Leitenden zum Beispiel nicht im Kurs-Weekend begegnen können. Den Begegnungstag in der Pfarrei nicht durchführen können, den ich mit vielen Freiwilligen aller Generationen vorbereitet hatte.
Dann vor allem der Ausfall des dreitägigen Jubla-Grossanlass Jubla Trubla für über 1000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene! So viel Energie, jahrelange Vorbereitung und Vorfreude des ehrenamtlichen Planungsteams …
Und privat wurde es auf Dauer immer schwerer, meine erwachsenen Kinder und meinen Enkel nicht einladen und nicht umarmen zu können.
Wie gehen Sie persönlich mit der neuen Situation um?
Ich telefoniere mehr als sonst mit Verwandten, Freund*innen, Pfarreimitgliedern. Ich verbringe mehr Zeit im Wald. Die neuen Verhaltensregeln versuche ich konsequent einzuhalten, aber in guter Balance. Verbissenheit und Panik sind nicht gesund. Im Umgang mit Kindern und Enkel gestatte ich mir inzwischen wieder mehr Nähe.
Ihr schönstes Erlebnis in der Corona-Zeit?
Das intensive und konstruktive Zusammenspannen sowohl in der Jubla-Kantonsleitung als auch im Pfarreiteam, um die Situation zu bewältigen.
Der Austausch von WhatsApp-Videos und Video-Chats mit dem Enkelkind.
Hat Corona die Kirche verändert?
Alle wurden aus ihren gewohnten Bahnen gerissen. Viele erfrischende neue Angebote entstehen. Sowohl in der Jubla auf allen Ebenen von den Scharen bis zur Bundesleitung als auch in den Pfarreien und kantonalen kirchlichen Stellen.
Sowohl die Jubla als auch das Pfarreileben besteht normalerweise vor allem aus Begegnungen, direktem Kontakt, Austausch. Vieles davon ist leider im Moment unmöglich oder sehr erschwert. Umso bewusster wird uns allen, wie kostbar es ist.
Was soll nach dem Ausnahmezustand für das kirchliche Leben bewahrt werden?
Das flexible Reagieren auf neue Situationen. Gelassenheit im Umgang mit Veränderungen. Das Abwägen, was wirklich wichtig ist. Wir sollten weiterhin immer wieder fragen und genau hinhören, hinschauen: Was brauchen die Menschen jetzt eigentlich wirklich von uns?
Was haben Sie persönlich aus der Corona-Krise gelernt?
Das Leben ist im Moment sowohl privat als auch beruflich nur sehr bedingt planbar. Ich gewöhne mich daran, dies alles locker und entspannt zu nehmen.
Hat der Lockdown neben all den bedrückenden Seiten auch etwas Gutes?
Er zwingt uns, die Prioritäten unseres persönlichen und gesellschaftlichen Lebens zu überdenken. Und er macht uns bewusst, wie wertvoll menschliche Begegnungen und Beziehungen sind.
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