Interview-Serie Kirche Leben in Corona-Zeiten - mit Markus Hodel
Was war für Sie das einschneidenste Ereignis seit dem Lockdown?
Dass es einige gibt, die bei all den angebotenen Hilfsprogrammen immer noch durch die Maschen fallen. Ein Beispiel war der Hilferuf des Ponystalls, wo unsere Tochter das Reiten erlernte und wir viele schöne Jahre gemeinsam erleben durften. Als wir erfuhren, dass der Besitzer kein Geld mehr für das Futter, den Arzt oder den Hufschmid hatte, entschieden wir uns sofort zu helfen.
Wie gehen Sie persönlich mit der neuen Situation um?
Ich befolge die Regeln des Bundes. Keine Einladungen bei uns oder bei Freunden. Ich telefoniere sehr viel und versuche so mit nahestehende Personen in Kontakt zu bleiben.
Weiter kaufe ich vermehrt bei lokalen Geschäften ein, die alternative Verkaufswege aufbauen mussten. Ich bezahle gerne etwas mehr, wenn ich damit jemandem in unserer Gegend helfen kann.
Ihr schönstes Erlebnis in der Corona-Zeit?
Während dem Homeoffice wieder mit der Familie gemeinsam am Mittagstisch zu sitzen und sich auszutauschen.
Hat Corona die Kirche verändert?
Die Kirche musste Wege finden, wie sie die Leute über andere Kanäle erreichen kann. Corona hat aber auch die Arbeit für die Kirche verändert und die Kirche dadurch sichtbarer gemacht.
Was soll nach dem Ausnahmezustand für das kirchliche Leben bewahrt werden?
Das füreinander da sein. Die Hilfsbereitschaft der Menschen gegenüber Menschen am Rande der Gesellschaft, gegenüber älteren Menschen, die nicht mehr aus dem Haus durften und ihre Familienangehörigen nicht mehr treffen konnten, ist Nächstenliebe pur. Diese Solidarität ist wunderbar und sollte weiter bewahrt bleiben.
Was haben Sie persönlich aus der Corona-Krise gelernt?
Zu Beginn nahm ich es noch locker und dachte, dass eine rasche Erkrankung vermutlich das Beste sei, weil ich es dann hinter mir hätte. Als ich aber erfuhr, dass es bleibende Lungenschäden hinterlassen könne, war es fertig mit der Lockerheit.
Hat der Lockdown neben all der bedrückenden Seiten auch etwas Gutes?
Weil nicht immer jeder irgendwohin rennen kann, sieht man sich in der Familie mehr und verbringt so viel Zeit miteinander. Auch meinem Hund, Cäsar, wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Für ihn könnte es noch lange so bleiben.
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