Zürcher Kirche fördert Bildung im Irak Neue Perspektive für Flüchtlinge
In erster Line und konkret geht es bei diesen Bildungsprojekten um Menschen. Menschen, die aus Syrien geflüchtet sind und zum Teil seit fast zehn Jahren in Flüchtlingslagern leben. Menschen, die innerhalb des Irak vor dem sogenannten Islamischen Staat geflohen sind, vertrieben und traumatisiert wurden, und mittlerweile zum Teil wieder in ihre Dörfer und Städte zurückgekehrt sind. Und Menschen, die schon immer da waren und die aus irgendwelchen Gründen – wie Religion, Wirtschaft, Schicksal - am Rand der Gesellschaft leben.
Jesuit Worldwide Learning, so der Name des vom Jesuitenorden getragenen Hilfswerks, erreicht diese Menschen momentan an sechs Standorten im Nordirak. Darunter sind ein Jesidischer Ort im Sinjar-Gebirge, ein christliches Dorf mit muslimischen Nachbardörfern, zwei Flüchtlingslager und zwei Grossstädte. Jesuit Worldwide Learning fragt bei ihren Programmen nicht nach der Religionszugehörigkeit; Jesuit Worldwide Learning geht es um Menschen, nicht um Religionen. Eine Abschätzung ergibt, dass circa 30 Prozent christlich, 15 Prozent jesidisch und 55 Prozent muslimisch sind. In einer Region wie der Ninive-Ebene, in der Christen und Muslime seit Jahrhunderten zusammenleben und christliche Bildung hoch angesehen ist, fördert Jesuit Worldwide Learning ganz bewusst das Miteinander der Religionen – respektive das glaubensunabhängige Miteinander von Menschen. Wichtiger als das interreligiöse Miteinander ist aber das Miteinander der Geschlechter. In den Bildungsprojekten sind Frauen und Männern gleichberechtigt und ungefähr gleich stark vertreten, bei den Teilnehmenden ebenso wie bei den Dozentinnen und Dozenten!
Bildung ist Hoffnung
Jesuit Worldwide Learning ist primär ein Online-Angebot. Damit ist es nicht an einen Ort gebunden. Wenn teilnehmende Flüchtlinge aus irgendeinem Grund weiterziehen müssen oder zurückkehren dürfen, können sie ihre Kurse weiterhin absolvieren - zumindest so lange es einen Internetzugang gibt.
Das Kursangebot (Link zum Video) zielt auf eine mehrfache Wirkung. Zum einen gibt es Englisch-Kurse. Englisch ist zwar eine Basis-Bildung, aber ein zertifiziertes Englisch ist eine fast sichere Job-Garantie, und das in einem Land mit sehr hoher Arbeitslosigkeit. So können die Englisch-Absolventinnen und Absolventen im Irak bleiben und dort ihre Zukunft in die Hand nehmen. Andere Kurse wirken gezielt in die Gesellschaft hinein. So kann «Sustainable Development» auf Bachelor-Niveau studiert werden. Im «Peace Leader»-Programm lassen sich Verantwortungsträgerinnen und -träger und sogar Dozierende lokaler Universitäten weiterbilden. Diese und ähnliche Angebote geben Menschen die Fähigkeiten, die sie als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren brauchen, und die sie an Schlüsselstellen der Gesellschaft einsetzen können. Somit verändern und prägen sie langfristig die Stimmung in der Gesellschaft: weniger Hass zwischen religiösen und sozialen Gruppen - und weniger Fundamentalismus in einer Region, die ideologisch immer noch unter den Nachwirkungen des IS und anderen islamistischen Strömungen leidet.
* Synode und Synodalrat unterstützen das Bildungsprojekt mit einem einmaligen Beitrag von 300'000 Franken, den Jesuit Worldwide Learning in den nächsten drei Jahren einsetzen wird. Insgesamt finanzieren die Zürcher Katholikinnen und Katholiken damit 40% der Kosten, weitere namhafte kirchliche und private Beiträge kommen aus Bayern, unter anderem von der Diözese Augsburg.
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