Abstimmung zum Jagdgesetz Wolf und Bettag
Am Sonntag, 20. September, feiert die Schweiz den Dank-, Buss- und Bettag. Wir haben allen Grund dazu: Danken für unser wunderbares Land, beten für alle geplagten und notleidenden Menschen auf dieser Welt, Busse tun für die fortschreitende Zerstörung der Erde. Für mich auch Anlass, über das neue Jagdgesetz nachzudenken, über welches wir am 27. September abstimmen.
Mit diesem neuen Gesetz blasen dessen Promotoren zum Halali gegen den Wolf und weitere geschützte Wildtiere. Verantwortlich dafür sind jene stolzen Schweizer Politiker in Bundesparlament und einzelnen Kantonsregierungen, die sich als Lobby von wolfsfeindlichen Jägern verstehen und von Schafsbesitzern, welche den Schutz ihrer Herden vernachlässigen. Dieselben Schweizer betonen ansonsten gerne, wir seien ein christliches Land. So ungefähr steht es ja auch in der Bundesverfassung:
«Im Namen Gottes des Allmächtigen! In der Verantwortung gegenüber der Schöpfung, setzt sich (die Schweizer Eidgenossenschaft) ein für die dauerhafte Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen.»
Christinnen und Christen darf es also nicht egal sein, wie die Abstimmung zur Änderung des Jagdgesetzes ausgeht. Den Befürwortern der Vorlage, die Luchsen und Wölfen schlicht die Daseinsberechtigung in unserem Land absprechen, stelle ich die Worte von Papst Franziskus in seinem Schreiben «Laudato si‘» entgegen:
«Wir sind nicht Gott. Die Erde war schon vor uns da und ist uns gegeben worden. (67) … Da alle Geschöpfe miteinander verbunden sind, muss jedes mit Liebe und Bewunderung gewürdigt werden, und alle sind wir aufeinander angewiesen. (42)»
In den vergangenen Jahrhunderten haben unsere Vorfahren die Wälder geplündert und schon vor dem Wolf viele weitere Tierarten in der Schweiz mutwillig ausgerottet, so Elche, Gämsen, Steinböcke, Hirsche, Rehe oder Wildschweine, zuletzt Luchse und Bären. Das ökologische Gleichgewicht geriet dadurch massiv aus den Fugen. Dank geeigneten Schutzvorkehrungen erholten sich Flora und Fauna im Verlauf der letzten hundert Jahre. Heute sind die Bestände der Hirsche und Rehe sogar zu gross. Sie gefährden durch Verbiss den Wuchs der Schutzwälder. Diese sind aber für die Sicherheit vor Lawinen, Steinschlag, Murgängen und Überschwemmungen elementar. Die Jäger allerdings sind nicht in der Lage, die Wildbestände ausreichend zu regulieren. Gleichwohl fürchten sie aus Gründen der Konkurrenz Luchs und Wolf als natürliche Beutegreifer von Hirsch und Reh. Dabei kommen allein auf der Strasse jährlich 10‘000 Rehe ums Leben. Das ist völlig unverhältnismässig. Die Gefährdung der Schutzwälder, die aktuell unter dem Klimawandel leiden, kommt in der Abstimmungsdiskussion leider viel zu kurz.
Wolf und Schaf
Ähnliche Unverhältnismässigkeiten prägen die Propaganda in Sachen Schädigung von Nutztieren durch reissende Wölfe. Jährlich gehen während der Sömmerung rund 4‘700 Schafe durch andere Ursachen verloren: Verletzungen und Krankheit, Absturz und zurückgelassen werden. Wildtiere dagegen rissen maximal 300-500 Schafe. Das Schadensverhältnis ist 10:1. Bestimmt ist der Riss eines Nutztieres für den einzelnen Schafhalter bitter. Als Berggänger habe ich umgekehrt wiederholt verlassene Schafe angetroffen, die eingeschneit wurden oder krank verendet sind, zuletzt vor Jahresfrist. Am Telefon wurde mir zuständigen Orts beschieden, das Schaf zu töten – mit einem Messer oder einem Stein. Da ich nicht Abraham heisse, betrachtete ich dies nicht als meine Aufgabe, schon gar nicht in Anwesenheit prominenter Exkursionsteilnehmerinnen.
Ich halte es mit Pro Natura und der Gruppe Wolf, die zur Abstimmung über das Jagdgesetz Folgendes empfehlen: „Das Jagdgesetz regelt den Umgang mit sämtlichen geschützten Tieren (u.a. Luchs, Biber, Höckerschwan, Graureiher). JagdSchweiz und Bauernverband versuchen trotzdem, die missratene Revision zu einer Abstimmung über „den Wolf“ zu machen. Die Zahlen jedoch zeigen: Der Feldzug gegen den Wolf ist unverhältnismässig. Der Herdenschutz funktioniert und die TierhalterInnen werden von Bund und Kantonen nicht allein gelassen. Pragmatische Anpassungen – zum Beispiel bei der Höhe der staatlichen Beteiligung an den Herdenschutz-Mehrkosten oder beim Wolfsmanagement – wären via Gesetz und Verordnung möglich, ohne den Artenschutz in der Schweiz auszuhöhlen. Für einen Kompromiss beim Wolf bieten die Naturschutzverbände Hand. Deshalb lehne ich am 27. September das neue Jagdgesetz ab – als Naturfreund und als Christ.
(( Bildquelle: https://jagdgesetz-nein.ch/medien/))
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