10-Jahr-Jubiläum Herzliche Gratulation, Papst Franziskus!
Immer wieder tritt Papst Franziskus unkonventionell und erfrischend auf und setzt Zeichen. Dies verärgert oft konservative Kritiker, die in ihm vor allem ein Übel und den Zerfall des Papsttums sehen. Er will, dass die Kirche die Komfortzone verlässt und hinausgeht, an die Ränder, hält aber gleichzeitig an der überkommenen Ordnung fest. Dies schürt die Ungeduld und Frustration derer, die auf handfeste kirchliche Reformen gehofft hatten.
Sicher ist: Papst Franziskus hat einen neuen Ton und eine neue Perspektive in die Kirche gebracht. Schon seine Namenswahl signalisierte, dass wie beim Heiligen Franziskus der Einsatz für Armutsbetroffene und der Neuaufbau der Kirche zu seinem Programm gehören. Mit dem Gang an die Peripherie der Welt richtet sich auch der Blick der Kirche zunehmend weg von Europa hin auf die Länder des Südens.
Verurteilungen von fortschrittlichen Theologinnen und Theologen, unter seinen beiden Vorgängern gang und gäbe, hat es seit Franziskus Amtsantritt nicht mehr gegeben. Er selbst ruft immer wieder dazu auf, frei zu sprechen und Bestehendes zu hinterfragen. Das bis anhin vorherrschende Klima der Angst ist überwunden, auch wenn es auf diözesanen Ebenen mancherorts noch Nachwehen gibt.
Von Evangelii gaudium zum Synodalen Weg
Mit «Laudato sí» hat er eine beindruckende Umwelt- und Sozialenzyklika veröffentlicht und im apostolischen Schreiben «Amoris laetitia» mit einer Fussnote für heftige Diskussionen gesorgt: Auch bezüglich Sexualität und Partnerschaft sollen die realen Bedürfnisse der Menschen im Zentrum stehen, nicht kirchenrechtliche Konstrukte.
Sein eigentliches Programm hat Franziskus jedoch mit «Evangelii gaudium» vorgelegt. Hier schreibt er über eine Kirche, die in Bewegung ist und deren Türen offenstehen. Hier entlarvt er ungeschönt den globalen Kapitalismus als «Wirtschaft, die tötet». Das zum Entsetzen der bürgerlich dominierten Kirchen Westeuropas. Und hier ermutigt er dazu, innerkirchlich synodaler zu werden und angesichts drängender Fragen vor Ort mehr Verantwortung zu übernehmen. Nationale Bischofskonferenzen sollten mehr Kompetenzen erhalten und mutiger werden. Diese Impulse nährten die Hoffnung, dass Reformen sich auch in der Kirche selber, in ihrer Struktur und im Kirchenrecht niederschlagen würden.
Doch im entscheidenden Moment, wenn «Evangelii gaudium» zu Ende gedacht wird und eine nationale Bischofskonferenz ernst machen will mit eigenverantwortlicher Suche nach Reformschritten, zeigt Rom die rote Karte und legt auch mit Zustimmung des Papstes neue alte Steine in den Weg. Gradmesser für Glaubwürdigkeit werden Entwicklungen sein wie diejenige des Synodalen Weges in Deutschland oder des weltweiten synodalen Prozesses, welcher im Herbst in die Bischofssynode münden wird.
Ob es Papst Franziskus gelingt (falls er das überhaupt will), nicht nur den Stil in der Kirche zu verändern, sondern auch die Machtstrukturen, wird sich bald erweisen. Viel Zeit wird dem heute 86-Jährigen nicht mehr bleiben und die Kräfte der Beharrrung auf dem Überkommenen sind weiterhin stark.
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