Kirche aktuell

Trauerfeier für verstorbenen Weihbischof «Henrici brauchte keine Hofberichterstattung»

Zuletzt lebte der am 6. Juni verstorbene Peter Henrici im Kloster St. Ursula in Brig im Kanton Wallis. Der 95-jährige prägte die Schweizer Kirche mit einem vorbildhaften Mut zur Offenheit. Bei der Trauerfeier am 14. Juni würdigten unter anderen der ehemalige Generalvikar Josef Annen und Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding sein Wirken.
15. Juni 2023 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Auszüge aus der Predigt von Alt-Generalvikar Josef Annen

«Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.» Dieser Kernsatz aus dem Prolog des Johannesevangeliums hilft uns ein wenig verstehen, wer Peter Henrici war, was er geglaubt und wofür er gelebt hat.

Der zeitlos-ewige Gott ist eine Beziehung zur Welt eingegangen. Gott ist Mensch geworden. Fleisch ist Ausdruck für das Vergängliche, Hinfällige, das dem Menschen als Geschöpf eignet. In diese Hinfälligkeit und Vergänglichkeit hat sich Gott in der Menschwerdung in Jesus von Nazareth hineinbegeben und allem Menschlichen eine ewige Bestimmung geschenkt.

 «Schnell erkannte Weihbischof Henrici, was die Gläubigen heute erwarten: eine dienende Kirche.»

Aus dieser Einsicht ist der Pastoralplan «für eine geschwisterliche und offene Kirche» entstanden. Eine «Geh hin-Kirche» sollte neue Glaubwürdigkeit schaffen.

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Josef Annen bei seiner Predigt für den verstorbenen Weihbischof Peter Henrici. Foto: Sibylle Ratz

Als Diasporakatholik war für Peter Henrici die Ökumene eine Selbstverständlichkeit. Im damaligen Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich fand er einen verständigen Gesprächspartner. Der am Bettag 1997 veröffentlichte Ökumenebrief ist bis heute ein Höhepunkt der ökumenischen Beziehungen im Kanton Zürich. Mit Leichtigkeit knüpfte Peter Henrici auch Kontakte zu den in Zürich zahlreich vertretenen orthodoxen Kirchen und den anderen Religionsgemeinschaften.

War ihm das duale Kirchensystem mit den staatskirchenrechtlichen Organen von Rom her eher fremd, so erkannte Peter Henrici schnell auch die Vorzüge dieses Systems und stellte sich entschieden dahinter. Peter Henrici war ein Segen für die vielen, die nach der Bestimmung ihres Lebens suchen und fragen. Er war ein Segen für unsere weltweite Kirche, für das Bistum Chur und die Kirche im Kanton Zürich.

Die Predigt von Josef Annen in voller Länge veröffentlichen wir hier

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Pater Christoph Rutishauser SJ leitet die Beisetzung seines Mitbruders Peter Henrici. Links im Bild Franz-Xaver Hiestand SJ. Foto: Charles Martig, kath.ch

 

Auszüge aus der Ansprache der Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding

Im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen im Synodalrat möchte ich meinen grossen Dank für das Wirken von WB Henrici aussprechen. Und zwei Punkte ansprechen, mit denen wir ihn verbinden und die unsere Arbeit in der Katholischen Kirche im Kanton Zürich prägten.

Die Ökumene: Seit Henricis mutigem Einsatz für die Ökumene vor 25 Jahren hat sich von unserer Seite in der Ökumene nicht mehr viel bewegt. Wie schön wäre es, wenn wir hier wieder mutiger würden. Besonders im Zwinglikanton können wir vorbildlich voranschreiten.

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Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding. Foto: Sibylle Ratz

Die Medien: WB Henrici forderte einen professionellen Journalismus, auch in der Kirche. So anerbot er sich 1993 auch, das Ressort Kommunikation und Medien der Bischofskonferenz zu übernehmen. Er veranlasste und schrieb die Leitlinien für kirchliche Medienarbeit mit.

Er wollte eine aktive Kommission, in der Expertinnen und Experten unabhängig von der Hierarchie für die katholische Kirche ihre Stimme erheben.

«Im Gegensatz zur Körperschaft und zum heutigen Bischof, die sich auf politischer Ebene nichts mehr zu sagen getrauen, sagte er seine Meinung, zeigte eine Offenheit für die Anliegen dieser Welt.»

Weihbischof Henrici brauchte aber keine Hofberichterstattung. Und so wünsche ich uns: Finden wir einen offenen, kritischen Geist. Stärken wir uns. Nach Vorbild von Peter Henrici. Und wirken jeder Tendenz, uns auf uns selbst zurückzuziehen, entgegen.  Wir sind für die Welt da. Schweigen war gestern.

Die gesamte Ansprache von Franziska Driessen-Reding können Sie hier nachlesen.