Kirche aktuell

Erinnerung an den visionären Priester Hans Leu †

Erinnerung an den visionären Priester Hans Leu †
Zeno Cavigelli
Zeno Cavigelli
02. August 2018

Am 21. Juli 2018 starb Hans Leu im 80. Lebensjahr in Namibia, wo er seit 30 Jahren als Fidei-Donum-Priester wirkte. Synodalrat Zeno Cavigelli erinnert sich an einen aussergewöhnlichen Kirchenmann.

Ich erinnere mich an den damaligen Bundespräses der Jungwacht (1978-1987), den scharfsinnigen Initianten so mancher Idee, mit der er dann andere zur Tat anstacheln konnte. Der Visionär mit dem Künstlerbändel um den Hals stiess damals die „KINAG“ an, die Kindernachrichtenagentur, wo Kinder und Jugendliche sich journalistisch entwickeln konnten – aus nicht wenigen sind später Profis geworden. Er war der Mitgründer des „Friedensdorfes“, damals noch im Flüeli-Ranft bei den Dorotheaschwestern, heute in Broc FR. Der Zufall will es so: Der langjährige Friedensdorf-Präsident Josef Wirth, auch er Bundespräses, aber 1989-1995, starb nur drei Tage später in den Bündner Bergen.

Mit Hans Leu legten die Kinder- und Jugendverbände Blauring und Jungwacht eine Verbindung nach Afrika, zuerst nach Ruanda, später nach Namibia. Mit ihm brauste auch die „Grundsatzwelle“, das Erneuerungsprojekt für die 50jährigen Verbände, durch alle Chargen.

Irgendwie habe ich auch nach so vielen Jahrzehnten seine helle Urner-Stimme im Ohr. Vielleicht, weil Hans Leu uns gefordert hat. Als ich ihn zum ersten Mal sah, war es im Jungwachtkurs, der mich zum Gruppenleiter machte. Wir konnten nicht so leicht folgen, aber damals kamen die Intellektuellen auf in unserem Verband und vertrieben das Militaristische.

Und seltsam: Als ich später Manns Zauberberg las, wollte Lodovico Settembrini vor meinem innern Auge partout nicht anders aussehen als eben Hans Leu.

Ein paar Jahre später traf ich ihn wieder in der Sanitätsrekrutenschule Losone. Auch da forderte er alle. Kein Feldpredigergesäusel, er wollte wissen von uns, weshalb wir Waffen trugen oder eben nicht.

Und die Kirche? Er und einige seiner Kollegen haben uns Jugendlichen die Eucharistie nahe bringen können, wie kaum einer in unseren Pfarreien. Schlecht daran war: Wie kann man es nach einem Gottesdienst im Leiterkurs noch aushalten in den heimatlichen Kirchenbänken?

Das Gute aber überwiegt: Viele von uns sind zu Frauen und Männern in der Kirche geworden, mit einem Schatz im Herzen, den uns kein Kirchenrestaurator wegradieren kann.

Hans Leu hat in Namibia auch gebloggt (http://leu-apcnamibia.blogspot.com/). In einem seiner letzten Beiträge schreibt er: „Am Vater-Tag (17.06.2018 in Fatima / Messe) wollte ich zuerst das African-Child begruessen weil gestern der ‚African-Child-Day‘ gefeiert wurde. Als ich frug: Wer von den Anwesenden ist denn tatsaechlich ein ‚African-Child‘ streckten nur die Kleinen die Haende. Es scheint, die Erwachsenen haben das Bewusstsein verloren, dass sie in jedem Fall und fuer immer auch ‚Kind‘ sind (Kind der Eltern, des Kontinents und Kind Gottes). Gelten nicht jene als Erwachsene, die ‚Kinder in eigener Verantwortung‘ sind?“ Da ist sich Hans Leu treu geblieben. 1980 brachte er im rex-Verlag eine Art kleine Sakramententheologie heraus, die uns damals geprägt hat: „Kinder – Zeichen des Heils“.

Zeno Cavigelli, Dr. theol., Seelsorger und Synodalrat

 

Todesanzeige Hans Leu

Todesanzeige Josef Wirth