Synodalratspräsidentin zum Austritt prominenter Frauen
Geschätzte Cécile Bühlmann, Anne-Marie Holenstein, Monika Stocker, Doris Strahm, Regula Strobel und Ruth-Gaby Vermot
Sie haben heute öffentlich Ihren Austritt aus der katholischen Kirche mitgeteilt und diesen Schritt ausführlich begründet. Ihre Entscheidung, mit der Sie lange gerungen haben, macht mich sehr betroffen und traurig. Wir verlieren mit Ihnen sechs starke Frauen, die als kritische Theologinnen und politisch engagierte Menschen für eine Kirche eingestanden sind, die auch meinem Ideal entspricht. Sie haben sich über Jahrzehnte in dieser Kirche engagiert, sie bereichert, mit ihr gehadert und an ihr gelitten. Die Kirche Schweiz wird ohne Ihre Stimme und Ihr Mittun ärmer werden.
Sie haben heute ein klares und starkes Zeichen gesetzt, weil Sie keine Hoffnung mehr haben, dass die Kirchenleitung ihre patriarchale Struktur überwinden kann und will. Ich kann Ihre Entscheidung nachvollziehen und respektiere sie, auch wenn ich für mich selbst einen anderen Weg eingeschlagen habe.
Ich will nicht gehen, sondern bleiben. In meinem Amt versuche ich meine Anliegen einzubringen und versuche, mich vom Klerikalismus nicht davon abhalten zu lassen. Täglich sehe ich unsere motivierten Seelsorgerinnen und Seelsorger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die trotz Enttäuschungen für eine gute Sache ihr Bestes geben. Das motiviert mich zu bleiben.
In einem Punkt bin ich mit Ihnen nicht einverstanden. Sie begründen Ihren Austritt damit, dass Sie den „römisch-katholischen Machtapparat mit seiner patriarchalen Theologie“ nicht länger unterstützen wollen. Ihr Austritt schadet aber nicht diesem „Machtapparat“, sondern den kantonalkirchlichen Strukturen, welche ja gerade ein gewisses Korrektiv zum Klerikalismus sind und Orte der Partizipation aller darstellen. Diese Kantonalkirchen ermöglichen oder fördern ja jene „andere Kirche vor Ort“, die Sie in Ihrem Communiqué auch selbst positiv bewerten, weil sie „für Geschlechtergerechtigkeit und das gute Leben aller Menschen“ eintritt. Genau dieser Kirche fühle auch ich mich als Synodalratspräsidentin verpflichtet.
So mag am Schluss mein Wunsch etwas blauäugig klingen: Ich wünschte mir, dass dank Ihrem Austritt die Kirchenleitung endlich den Ernst der Stunde realisiert, entsprechend handelt und sie schon bald ein Communiqué verfassen können: „Wir kommen zurück“.
Mir bleibt nur, Ihnen für alles zu danken, was Sie in und mit der Kirche für jene Menschen geleistet haben, die auf unsere Solidarität angewiesen sind.
Ihre Franziska Driessen-Reding
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