Jahrhundert-Theologin Dorothee Sölles bleibende Inspiration
Obwohl Dorothee Sölle promoviert und habilitiert war, hatte sie nie einen Lehrstuhl an einer Universität inne und trotzdem gilt sie als eine der meistgelesenen und prägendsten evangelischen Theologinnen des letzten Jahrhunderts. Nach einer ersten gescheiterten Ehe heiratet sie den Benediktinermönch Fulbert Steffensky. Zusammen laden sie zum politischen Nachtgebet ein, bei welchem aktuelle Fragen diskutiert werden und immer auch ein biblischer Text meditiert wird. An diesen Gebeten orientieren sich später die Montags-Friedensgebete in Leipzig, die den Grundstein zur Friedlichen Revolution in der damaligen DDR werden.
Grosses Interesse an Veranstaltung
Am 31. März organisieren die Paulus Akademie, die Evangelischen Frauen Schweiz und die Zeitschrift Neue Wege zum 20. Todesjahr Sölles einen Abend unter dem Titel «Mystik, Widerstand, Poesie – und bekommen innert kurzer Zeit überraschend viele Anmeldungen.
Wo ist Dorothee Sölle heute noch aktuell? Wo fordert sie uns heute heraus? Über diese und andere Fragen haben wir uns mit Veronika Bachmann unterhalten. Sie ist Leiterin des Fachbereichs Theologie und Religion an der Paulus Akademie und freut sich, dass dieser Anlass grossen Zuspruch findet. Dass Sölle heute noch aktuell ist, steht für sie ohne Zweifel fest. Rein schon bei der heute umstrittenen Frage, ob Kirche politisch sein dürfe, würde ihrer Meinung nach Sölle mit einem klaren Ja Partei ergreifen.
Sprache vermittelt Theologie
Schon sehr früh habe die deutsche Theologin mutig eine Theologie entwickelt, die sich dem Schutz der Schöpfung widmet, stellt Veronika Bachmann mit einem Blick in die heutige Situation und Diskussion um das Klima fest.
«Dorothee Sölle war eine bahnbrechende Theologin und erreichte mit ihrem Wirken einen breiten Kreis verschiedenster Menschen in der Gesellschaft. Sie hat sich nicht gescheut, in ihrer Ausdrucksweise Wege zu gehen, die ganz unterschiedliche Menschen angesprochen haben.» Eines der Geheimnisse liegt für Bachmann darin, dass Dorothee Sölle Poesie und Theologie in einer tiefsinnigen Art miteinander verweben konnte, sodass die Theologie wirken konnte.
Und was würde die Feministin Dorothee Sölle bei einem Treffen Papst Franziskus sagen? «Francesco - was für ein Papstname! Aber nimm bei diesem Programm für «Mystik, Widerstand und Poesie» bitte auch konsequent Klara und ihre Gefährtinnen ernst!», mutmasst Bachmann.
Der Abend «Dorothee Sölle – Mystik, Widerstand, Poesie» findet am Freitag, 31. März von 18.00 bis 20.30 Uhr in der Paulus Akademie statt. Anmeldeschluss 29.3.23.
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