Ukraine-Hilfe «Der Mensch steht im Zentrum»
Angesichts des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine hat sich einmal mehr gezeigt, wie wertvoll das kirchliche Engagement in einer Krisensituation ist.
- Wir Kirchen haben bestehende Infrastrukturen, die wir zur Verfügung stellen konnten.
- Wir haben Personal, das rasch und unbürokratisch Koordinationsaufgaben sicherstellen konnte.
- Vor allem haben wir in allen Gemeinden, verteilt über den ganzen Kanton, ein sehr feinmaschiges Netz von engagierten Freiwilligen, die schnell zum Einsatz kommen können. Etliche kirchliche Gruppen bringen auch bereits Erfahrungen in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit mit, nicht zuletzt auch Dank ihres Einsatzes bei früheren grossen Migrations- und Flüchtlingsströmen - z.B. 2015.
Ebenso bedeutsam ist, dass wir Kirchen keine politischen Interessen verfolgen. Wir stellen den Menschen ins Zentrum, der Hilfe benötigt. Unabhängig davon, woher er kommt, welche Religion und Weltanschauung er hat. Wir als Kirchen sind da sehr frei.
Wir Kirchen wirken unterstützend und ergänzend zu den staatlichen Strukturen, nicht unabhängig davon. Ich bin sehr dankbar, dass die vertrauensvolle Kooperation mit dem Kanton auch in dieser Krise so gut funktioniert hat. Längerfristig ist es sinnvoll, dass der Staat die Koordination und Federführung übernimmt. Aber vor allem auch im ersten Moment der Krise braucht es unbedingt das Engagement, die Strukturen und die Erfahrungen kirchlicher Angebote.
Für Körper und Seele
Kernaufgabe der Kirchen ist aber neben dem caritativen Wirken auch die Sorge um die Seelen, die seelsorgerische Begleitung von unzähligen Menschen, die aus ihrem Umfeld und ihren Familien gerissen wurden, die hier in der Fremde nach einer extremen Fluchterfahrung auch Trost, Mitgefühl und Stärkung ihrer Hoffnung benötigen. Dieser spirituelle Teil unseres Engagements vollzieht sich nicht in der breiten Öffentlichkeit, ist aber für die betroffenen Menschen oft unendlich wichtig für die psychisch-seelische Stabilisierung nach traumatischen Erlebnissen. Sehr unbürokratisch konnten wir in Zürich die Seelsorgeangebote in ukrainischer Sprache ausbauen und sind nun gefordert, dauerhafte und tragfähige Strukturen für die ukrainische Seelsorge zu schaffen.
Interreligiöse Verantwortung
Als Vorsitzende des Interreligiösen Runden Tisches im Kanton Zürich ist es mir ein wichtiges Anliegen daran zu erinnern, dass in Zürich auch viele orthodoxe Christen leben. Im Verband der Orthodoxen Kirchen, den wir Kantonalkirchen unterstützen, arbeiten orthodoxe Gemeinden verschiedenster Herkunft zusammen – auch von beiden Seiten des aktuellen Kriegs in der Ukraine. Es ist wichtig, dass dieses Miteinander erhalten bleibt, dass der Dialog nicht abreisst. Auch hier stehen wir traditionellen Zürcher Kirchen in der Verantwortung.
Verantwortung tragen wir auch gegenüber anderen Religionsgemeinschaften, die ebenfalls mit grossen Flüchtlingsströmen konfrontiert sind, etwa aus Syrien, aus Afghanistan oder diversen afrikanischen Staaten. Hier gilt ebenfalls unser Grundsatz: Der notleidende Mensch muss im Zentrum stehen, unabhängig von Religion und Herkunft. Alle, die Hilfe benötigen, sollen sie erhalten, ohne Unterschied.
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