Kirche aktuell

Kollekte am Caritas-Sonntag Eine neue globale Normalität

Die gesamte Kollekte, die am 27. August in den katholischen Kirchen im Gottesdienst eingesammelt wird, kommt direkt der Arbeit der Schweizer Caritas zugute. «Ja zu einer Welt ohne Armut»: So lautet das diesjährige Motto unter dem dieser besondere Sonntag steht.
27. August 2023 Katholische Kirche im Kanton Zürich

«Viele Länder sind derzeit so instabil, fragil, krisen-erschüttert und staatlich handlungsunfähig, wie wir es in unserer Arbeit kaum je gesehen haben», erklärt Franziska Koller, Leiterin Internationale Zusammenarbeit bei der Caritas Schweiz, die Wahl des Themas. Die Armut nehme das erste Mal seit langer Zeit wieder messbar zu. Eine Trendwende sei bislang nicht in Sicht.

Pandemie, Krieg, Hitze – all das hat deutliche Spuren hinterlassen. «Wir gehen davon aus, dass wir es mit Blick auf die multiplen Krisen mit einer neuen globalen Normalität zu tun haben. Corona war einer der Auslöser dieser globalen Wende. Der Ukrainekonflikt hat die Situation massiv verschärft. Die klimatischen Extreme sind seit Jahrzehnten eine Realität, der wir bis heute nicht die Beachtung schenken, die angezeigt wäre», sagt Franziska Koller.

caritassonntag.JPG
Die Caritas wirbt um finanzielle Unterstützung ihrer zahlreichen Hilfsprojekte. Bild: Caritas Schweiz

In rund 20 Ländern der Welt ist die Caritas derzeit im Einsatz, um die Lebenssituation besonders von Armut betroffenen Menschen zu verbessern. Die Arbeit ist oft nötig, weil staatliche Strukturen ihrer Aufgabe der Daseinsvorsorge nicht genügend nachkommen, weiss die Sprecherin der Caritas Schweiz, Daria Jenni.

«Es wäre wünschenswert, wenn die Entscheidungsträger dieser Welt mehr für die Ursachenbekämpfung von Armut tun würden. Dann müssten Hilfsorganisationen wie die Caritas weniger Symptombehandlung betreiben.»

Um Armut effektiv zu reduzieren bräuchte es unbedingt würdige Arbeit, gute Bildungschancen und den Zugang zu einem guten Gesundheitssystem. Dinge, die für viele Menschen längst keine Selbstverständlichkeit sind, ohne die es aber kaum einen Weg heraus gibt aus der Armut.

Globaler Süden leidet mehr als der Norden

«Krisen erzeugen Folgekrisen und haben Konsequenzen, für die wir teilweise nicht vorbereitet sind und für die Lösungen fehlen. Der grosse Unterschied liegt darin, dass der Globale Süden viel stärker von den Krisen betroffen ist und noch sein wird als der Globale Norden. Dies ist ganz besonders offensichtlich bei den Klimakatastrophen», sagt Franziska Koller.

Eine Welt ganz ohne Armut wird es vielleicht nie geben, aber an diesem Sonntag kann jeder im Kanton Zürich einen Beitrag dazu leisten, dass Armut vielleicht erträglicher wird. Die Caritas Zürich wird das Thema beim «Armutsforum» Anfang November weiterführen: «Was heisst genug zum Leben?»

Damit stelle sich eine grosse und in mancherlei Hinsicht philosophische Frage. Eine abschliessende Antwort darauf wird es an einem Tag nicht geben, umso wichtiger sei die Aufrechterhaltung des Diskurses, schreibt der Direktor der Caritas Zürich, Björn Callensten, in seiner Einladung zum Armutsforum.