«Ehe für alle» (2) – die Debatte Bischof will Diskriminierung beseitigen und differenzieren
Da waren wohl viele gespannt darauf, was geschieht, wenn Priscilla Schwendimann als reformierte Pfarrerin für die LGBTQ-Community in Zürich als Befürworterin und der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain als Gegner der Abstimmungsvorlage aufeinandertreffen. Um es vorwegzunehmen: Trotz gegenteiliger Position verstanden sich die beiden innert kürzester Zeit. Bischof Bonnemain sprach sich sogar dafür aus, dass die Pfarrerin ihre Partnerin heiraten kann. Er befürwortet, dass verschiedene Realitäten und verschiedene Partnerschaften Platz haben und ihm ging es darum, «dass jegliche Diskriminierung beseitigt wird und gleichzeitig eine sinnvolle Differenzierung stattfindet.» Die Differenzierung versteht er vor allem mit Blick auf die Benennung der Ehe.
Politik dominiert
Die Diskussion der Vorlage «Ehe für alle» dominierten die beiden Nationalrätinnen Kathrin Bertschy GLP/BE vom JA-Komitee und Verena Herzog SVP/TG, Co-Präsidentin des Nein-Komitees, die sich verhakten. Letztere fiel vor allem mit stark (ab)wertenden Argumenten und ihrer empfindlichen Reaktion auf, wenn sie selber herausgefordert wurde.
Auf den sozialen Netzwerken blieb die Diskussion flau, nur ein paar wenige Posts begleiteten die Sendung. Immerhin konnte Bischof Bonnemain auf Facebook eine anerkennende Rückmeldung von Mattias Waltensbühl zur Kenntnis nehmen: „Einzig der Herr Bischof ist „überraschenderweise“ weltoffen und begreift die Argumente der Pro-Seite“. Und auf Twitter anerkannte Userin @LavenderPoodle zwar die Bemühungen von Bischof Bonnemain und gab bekannt, dass sie als überzeugte Katholikin ein «Ja» einlegen werde.
Dies ist ein Beitrag in unserer Reihe zur aktuellen Vorlage «Ehe für alle», über die die Schweiz Ende September abstimmt. In den kommenden Wochen werden auf unserer Homepage in loser Folge Pro- und Contra- Stimmen zu Wort kommen - immer persönlich, respektvoll und fundiert.
Weitere Beiträge aus der Serie «Ehe für alle - die Debatte»
1) Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding und Kommunikationschef Simon Spengler: «Einstehen für eine Kirche, die nicht diskriminiert»
2) Bischof Josef Bonnemain: «Ich will, dass jegliche Diskriminierung beseitigt wird und gleichzeitig eine sinnvolle Differenzierung stattfindet»
3) Theologe und Autor Pierre Stutz: «Es gibt keine Liebe zweiter Klasse»
4) Bischof Joseph Bonnemain: «Weder ein billiges Ja noch ein trotziges Nein»
5) queer-Altern-Präsidentin Barbara Bosshard: «Ja, ich will – soll für alle möglich sein»
6) Theologin und Professorin Sabine Bieberstein: «Was die Bibel zu Homosexualität (nicht) sagt»