Scheidung als Armutsfalle Belastender Brocken, besonders für Kinder und Frauen
Es zeigen sich gesundheitliche Probleme, die Kinder haben Schwierigkeiten in der Schule – wie oft ist es die Mutter, welche die Stolpersteine aus dem Weg räumt? Eine Ehe droht zu scheitern – es ist häufig die Frau, welche am tragenden Fundament baut, damit nicht die ganze Familie ins Wanken kommt. Und trotz aller Gleichberechtigung leisten grossmehrheitlich Frauen die Betreuungsarbeit, etwa von kranken Angehörigen.
Wir alle kennen solche Fälle. Frauen und Mütter leisten einen unschätzbaren Beitrag für das Funktionieren unserer Gesellschaft, sie machen Beziehungen tragfähig, sie verkörpern die Ecksteine unserer Werte – Fürsorge, Pflege, Hingabe, Solidarität. Mit Recht haben wir am Sonntag Frauen und Mütter gefeiert und ihnen gedankt für ihr Engagement.
Gleiche Rollenteilung: Wir sind erst aufgebrochen.
Aber warum sind diese Aufgaben immer noch vor allem an die Frauen delegiert? Es heisst die Fürsorge, die Pflege, die Hingabe, die Solidarität. Ist das Zufall? Weshalb sehen wir darin vor allem weibliche und mütterliche Werte?
Früher war es offiziell den Männern vorbehalten, sich im Arbeitsleben zu bewähren. Sie mussten «ihren Mann stehen». Heute müssen sich immer mehr Frauen beruflich wie ihre männlichen Kollegen bewähren. Es gibt die Angleichung: In der Öffentlichkeit stehen mehr Frauen «ihren Mann» – oder eben «ihre Frau». Und umgekehrt zeigen mehr Männer andere Seiten, nämlich Fürsorge und Zärtlichkeit. Ein positiver Aufbruch.
Aber bei Scheidungen stellt sich heraus, dass vor allem Frauen sich bereits aus dem Arbeitsleben zurückgezogen haben. Das rächt sich brutal, wenn ein zweiter Haushalt geführt werden muss. Die Rollen, die Aufgabenverteilung und die finanzielle Eigenständigkeit der Frau haben sich eben doch noch zu wenig nachhaltig verändert.
Hohe Armutsrisiken für Kinder und Alleinerziehende
Fast die Hälfte aller Einelternhaushalte (47,6%) kann sich keine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken leisten. Rund 30% aller Personen in der Sozialhilfe im Kanton Zürich sind minderjährig. Alleinerziehende und kinderreiche Familien tragen ein hohes Armutsrisiko.
Rund ein Drittel der Alleinerziehenden in der Sozialhilfe im Kanton Zürich ist erwerbstätig. Aufgrund der hohen Kosten für Familien reichen viele Einkommen von Alleinerziehenden nicht, um sich von der Sozialhilfe zu lösen. Kinder zu haben, stellt in der Schweiz ein Armutsrisiko dar. Ein Skandal.
Ergänzungsleistungen für Familien
Familien mit schmalem Budget werden im Kanton Zürich auf verschiedenen Ebenen unterstützt: Sie können abklären, ob sie Anspruch auf Subventionen (zum Beispiel für Betreuungsangebote), individuelle Prämienverbilligungen oder Stipendien haben. Weiter bestehen Instrumente wie Familienzulagen oder Steuerabzüge. Und als letztes Auffangnetz haben sie Anrecht auf Sozialhilfe.
Doch gibt es in Zürich keine Familien-Ergänzungsleistungen. Eine entsprechende kantonale Volksinitiative ist in Zürich 2007 an der Urne leider gescheitert. Aktuell ist im Kantonsrat eine parlamentarische Initiative hängig, welche Working-Poor-Familien mit kleinen Kindern unterstützen will, deren Einkommen nicht existenzsichernd sind. Die Einführung einer solchen bedarfsabhängigen Leistung ist aus Sicht von Caritas Zürich ein einleuchtendes, ergänzendes Instrument und hat sich in vier anderen Kantonen bereits bewährt. So, wie die Altersarmut mit Ergänzungsleistungen erfolgreich bekämpft wurde, wäre dies mit Familien-EL ebenfalls möglich!
Scheidung: Ein wirklich schwerer Brocken
Führt eine Trennung automatisch in die Armutsfalle? Kaum jemand stolpert blindlings in die Scheidung und in die Armut. «Gegenseitige Entfremdung» ist einer der häufigsten Trennungsgründe, Scheidung kann Ausdruck der Ohnmacht sein. Viele Paare schaffen trotzdem eine respektvolle Trennung. Aber selbst bei bewussten Schritten um eine allfällige Falle herum öffnen sich finanzielle Abgründe. Plötzlich müssen zwei Haushalte und die Kinderbetreuung finanziert werden, die Mobilität wird teurer. Der Lohn verdoppelt sich jedoch nicht.
Leider wird die Caritas oft zu spät angefragt für eine Schuldenberatung oder finanzielle Überbrückung. Je früher jemand kommt, umso mehr Schaden kann vermieden werden.
Diese Familien brauchen unsere Unterstützung, um wieder Selbstvertrauen zu gewinnen und wirtschaftlich Tritt zu fassen. Die Leistungen, die in Einelternfamilien täglich erbracht werden, verdienen unseren grössten Respekt. Besonders in der Corona-Zeit, wo Elternteile auch noch die Rolle der Lehrpersonen übernehmen müssen. Wirklich ein schwerer Brocken an Aufgaben!
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