Konferenz zum Kirchenasyl Weihnachtliches Bangen um Asyl
Die immer härtere Gangart im Schweizer Asylsystem führt auch immer öfter zu katastrophalen Folgen für Geflüchtete. Zum Beispiel bei Nichteintretensentscheiden und Ausschaffungen gemäss der Dublin-Verordnung, wenn Asylsuchenden aus einem anderen Schengen-Land (auch die Schweiz ist Mitglied im EU-Schengen-Raum) eine Kettenabschiebung in ihr Herkunftsland droht, oder wenn sie aus gesundheitlichen Gründen dringend eine Behandlung brauchen, die ihnen etwa in Kroatien oder Rumänien nicht zuteil werden kann.
An Weihnachten werden wir unter anderem mit Geschichten beschenkt, die unseren Glauben an die Rettung aus der Not, an das Licht in der Finsternis, an das Gute auch im Menschen stärken. Weihnachtsgeschichten handeln immer von Not, die am Ende aber überwunden oder mindestens eingegrenzt wird, und zwar durch Menschen, die sich berühren lassen, sich solidarisch zeigen und den Notleidenden einen Platz in ihrem Leben geben. So kann die Erzählerin am Ende sagen: «Jetzt kann es Weihnacht werden!»
Solche Geschichten ereignen sich auch heute. Vor unserer Haustür. Nicht nur an Weihnachten. Wie sie enden, hängt auch von uns ab. Nicht zuletzt haben Geflüchtete Weihnachten in diesem Sinn am nötigsten. Von Ausschaffung bedrohte Menschen befinden sich in genau solch dramatischen Lagen. Manche Unterbringung gleicht in Kälte, Enge, Schmutz und Schutzlosigkeit dem Stall von Bethlehem. Der Dauerstress in der Ungewissheit über ihre Zukunft nagt an ihrer psychischen Gesundheit. Doch für einfache Bürgerinnen und Bürger der Zivilgesellschaft ist es manchmal nicht einfach, dem Herzen zu folgen, Barmherzigkeit zu üben, und diesen Menschen eine Aufnahme zu geben - das ist heute nicht anders als vor 2000 Jahren.
Die Weihnachtsgeschichte erinnert uns nicht zufälligerweise an die kirchliche Tradition der Aufnahme und des Schutzes bedrohter Menschen. Das Kirchenasyl diente seit Jahrhunderten zum Schutz von Verfolgten und zur Stärkung derjenigen, die im Namen und Auftrag der Kirchen und des Evangeliums diesen Schutz zu gewährleisten hatten.
Doch an vielen Orten scheint das Kirchenasyl heute zu ungeeignet oder gegenüber den rechtstaatlichen, für die Abschiebung verantwortlichen Organen nicht gerechtfertigt, um als letztes Mittel zum Schutz der Bedrohten eingesetzt zu werden. Die Frage, wie denn die vom Evangelium geforderte Barmherzigkeit angesichts der heutigen Not der Flüchtlinge auszusehen hat, bleibt dennoch offen.
Diese Fragen sollen am 1. März in einer Konferenz mit Workshop besprochen werden. Die ökumenische Kirchenasyl-Bewegung in Deutschland und Erfahrungen aus der Schweiz werden uns im Verstehen der Möglichkeiten und Stolpersteine angesichts gegenwärtiger Situationen helfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch viele engagierte Menschen aus der Zürcher Kirche an dieser Konferenz teilnehmen könnten.
Programm zum Workshop Kirchenasyl
Christoph Albrecht SJ ist Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in der Schweiz, Mitglied der Koordinationsgruppe des Netzwerks migrationscharta.ch und Co-Präsident des Solinetzes Zürich und von Solinetze Schweiz. Weiter ist er verantwortlich für die katholische Seelsorge der Fahrenden in der Schweiz und Pfarradministrator in der Pfarrei Greifensee.
Kommentare anzeigen