Kirche aktuell

13. Mai: Earth Overshoot Day Ab heute leben wir auf Pump

Leiter Nachhaltigkeit
Kevin Ischi
Kevin Ischi
Kevin Ischi, Projektleiter Nachhaltigkeit beim Synodalrat, macht sich Gedanken zum heutigen Earth Overshoot Day und wünscht sich rasche und mutige Schritte.
13. Mai 2022

Mit dem heutigen Tag erreichen wir in der Schweiz die Grenze der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen. Ab morgen nutzen wir mehr Ressourcen, als die Natur pro Jahr wieder erneuern kann. Der sogenannte Earth Overshoot Day zeigt uns auf krasse Weise auf, wieviel wir verbrauchen. Würden alle so leben wie wir in der Schweiz, bräuchte es 2.8 Erden.

Und gleichzeitig fällt der Erdüberlastungstag in diesem Jahr auf den Unglückstag schlechthin. Die kurzen Vorbehalte gegenüber einem Freitag, dem 13. verflüchtigen sich aber rasch. Der Computerbildschirm flimmert weiter, die Kaffeemaschine brüht mir nach wie vor einen Muntermacher, die Züge fahren immer noch vom HB Zürich ein und aus und ja, die eintreffenden Mails sagen mir, auch das Internet ist noch nicht zusammengebrochen.

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Für mich persönlich ändert dieser Tag offenbar nichts. Und trotzdem: Ich fühle mich betroffen. Jemand wird für die Kosten dieser Übernutzung zahlen: wir in ein paar Jahren oder Jahrzehnten, künftige Generationen und natürlich all jene, die heute selbst nie zu einem solch übermässigen Verbrauch beigetragen haben.

Im letzten Blogbeitrag habe ich noch geschrieben, dass ich das Hoffnungsvolle aus dem neuen Bericht des Weltklimarates mitnehme. Wir machen ja etwas. Wenn ich die Entwicklung des Earth Overshoot Day anschaue, haben wir seit 2018 aber nicht mal eine Woche dazugewonnen (damals war der Earth Overshoot Day für die Schweiz am 7. Mai). Die Richtung stimmt, das Tempo ist aber gefährlich bescheiden. Wir verfehlen trotz zwei Jahren Pandemie, Homeoffice und eingeschränkter Mobilität unsere Klimazwischenziele. Das vor kurzem aktualisierte Treibhausgasinventar des Bundes zeigt dies deutlich. Ausser im Bereich Industrie haben wir die Ziele bei den Gebäuden und im Verkehr verfehlt. Wir brauchen grössere Anstrengungen.

Doch was sollen wir tun? Will der Earth Overshoot Day uns allenfalls nicht nur zu stärkerem Engagement, sondern auch zu Verzicht erinnern? Sollen etwa ab morgen keine Firmreisen mehr organisiert oder muss an Pfarreifesten gänzlich auf Fleisch verzichtet werden?

Tatsächlich tragen unser Konsum und unsere Mobilität einen grossen Teil unseres ökologischen Fussabdruckes bei. Dass wir in der Schweiz weltmeisterlich recyclen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir mit rund 700 kg Siedlungsabfall pro Person auch zu den Spitzenreitern bei den Verursachern gehören. Ich glaube, dieser Tag will uns anderes sagen: nämlich mutige und rasche Entscheide zur Bewahrung der Schöpfung zu treffen.

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Das bedeutet, dass wir das Thema prioritär behandeln und uns ernsthaft damit auseinandersetzen. Will heissen, dass wir neue und kreative Lösungen finden, wie wir «Kirche nachhaltig leben» gestalten können. Es meint auch, dass wir rasch in Massnahmen wie eine neue Dämmung, Heizung oder ein automatisiertes Gebäudesystem investieren, auch wenn wir möglicherweise nicht einen unmittelbaren Nutzen erkennen können.

Vielleicht stehen ja heute, morgen oder übermorgen solche Entscheidungen an. Wie entscheiden Sie sich? Mich interessierts.