Kirche aktuell

Literarischer Abendspaziergang Von christlichen Werten und ganz Profanem

Auf Quartierstrassen und verschlungenen Wegen führte der Literarische Abendspaziergang von Affoltern nach Neuaffoltern. Unterwegs eröffneten die Texte lokaler Autorinnen und Autoren an diesem schwülwarmen Donnerstagabend neue Sichtweisen auf eine für viele vertraute urbane Umgebung.
18. August 2023 Katholische Kirche im Kanton Zürich

«Der Literarische Spaziergang will den Menschen ihr eigenes Quartier und andere Teile der Stadt nahe bringen. Er regt dazu an, neue Wege und Orte zu entdecken und diese – nicht zuletzt aufgrund der literarischen Texte – anderes wahrzunehmen», begrüsste Autor und Mitinitiator Tobias Grimbacher die Spaziergänger. Rund 70 von ihnen hatten sich zum Start im Innenhof der Kirche St. Katharina Zürich-Affoltern eingefunden.

Die Veranstaltung soll lokalen Autorinnen und Autoren die Möglichkeit geben, ihre Texte öffentlich zu präsentieren. Sie wollen darüber mit den Zuhörern über aktuelle Probleme und christliche Werte ins Gespräch kommen. «Es ist ein Auftrag der Kirche, lokale Kultur zu fördern und gleichzeitig literarisch und kirchlich interessierte Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen», sagt Grimbacher. 

Er selbst hatte sich das Thema Lichtverschmutzung für den heutigen Abend ausgesucht. Dazu trug er seine Geschichte von Grossvaters Wiese Am Feuchtbiotop Einfangstrasse vor: «So viele Sterne hat schon Herkules gesehen, und die Menschen, die vor zehntausend Jahren in Höhlen gelebt haben, nur wir sehen weniger.»

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Einen Höhepunkt des Abends bildete der Besuch auf dem Bauspielplatz Affoltern, direkt an der Glaubtenkirche. Vereinspräsidentin Christin Severin erklärte das Prinzip des Bauspielplatzes: Der Platz steht für alle Kinder offen und ermöglicht ihnen handwerkliches Spielen. «Ich freue ich, dass er heute auch von einem anderen, nicht mehr ganz so jungen Publikum genutzt wird». Danach spitzen Susanne Mathies, Tobias Grimbacher und Manfred Kulla in fünf Gedichten das Spielplatz-Treiben aus Kinder und Erwachsenenperspektive zu: «Kinderaugen entdecken einen Turm / eine Treppe schlängelt sich hoch / dort eine Brücke / hier ein grosses Tor», heisst es einem der Gedichte von Manfred Kulla. 

Menschen, Engel und Heilige

Nach etwa anderthalb Stunden erreichten die Literaten die Allerheiligen-Kirche und damit den verdienten Apéro, organisiert vom dortigen Pfarreirat. Christine Voss schloss den Abend mit der Erzählung einer Begegnung von zwei Menschen, die sich einander als Engel und Heilige gegenüber treten.

«Es ist schön zu sehen», sagt Organisator Tobias Grimbacher, dass sich auch bei den Mit-Spazierenden klassisches kirchliches Publikum und Literaturinteressierte mischen. «Wir wählen bewusst eine bunte Vielfalt verschiedenartiger Texte aus, damit im Lauf des Abends christliche Werte, konkret ortsbezogene Geschichten und ganz profanes, unterhaltsam präsentiertes Quartierleben vertreten sind.»

Die Veranstaltung wird von drei katholischen Pfarreien und zwei reformierten Kirchenkreisen in Zürich Nord getragen. Mit Diakon Manfred Kulla (Herz Jesu Oerlikon), Synodalrat Tobias Grimbacher (Allerheiligen) und der reformierten Journalistin Christine Voss (Seebach) haben drei Schreibende einen kirchlichen Hintergrund. Die anderen Autorinnen, Susanne Mathies und Dorothea Zingg, sind nicht näher kirchlich verbandelt.