Premiere in Winterthur und Zürich Projektchor singt Roma-Songs

Zu 105 Prozent finanziert – schon vor Ablauf der Kampagne kamen mehr als genug Unterstützungsgelder via Crowdfunding zusammen. «Das zeigt, dass wir ein gesellschaftlich relevantes Thema aufgreifen», sagt Martin Lugenbiehl. Etwa die Hälfte aller Kosten für die geplanten vier Benefizkonzerte seines Projektchors Roma Song ist damit gedeckt.

Schon seit vielen Jahren beschäftigt Lugenbiehl die Diskriminierung von Roma, Sinti und Jenischen in ganz Europa. Mit seinem Projektchor Roma Songs bringt er ihre Geschichten und Schicksale und auch ihre Musik auf die Bühne.

Anderthalb Jahre lang haben sich die 32 Chorsänger aus der Schweiz und Deutschland auf die vier geplanten Konzerte vorbereitet. Begleitet wird der Chor von der für ihre Balkan-Beats in Zürich und Umgebung bekannten Winterthurer Band SEBASS. Zwei der sieben Musiker kommen selbst aus einer Roma-Familie. Neben zehn von Choreiter Lugenbiehl arrangierten traditionellen Roma-Liedern präsentieren sie auch etwas ganz Neues.

Eigens für das Projekt hat Musiker Roger Moreno-Rathgeb die Kantate «Wir Kinder der Landstrasse» komponiert. Der Zürcher ist Sohn eines Schweizers und einer Sintiza, lebt heute in den Niederlanden. Internationale Bekanntheit erlangte er mit seinem «Requiem für Auschwitz». Über zehn Jahre hatte er an dem Werk gearbeitet, das schliesslich 2012 von den Roma und Sinti Philharmonikern 2012 in der Nieuwe Kerk in Amsterdam uraufgeführt wurde. Nach verschiedenen Stationen in Europa wartet das Werk jedoch immer noch auf eine Aufführung in Morenos Schweizer Heimat. 

Mit «Wir Kinder der Landstrasse» erzählt der Projektchor Roma Songs seinem Publikum die Geschichte der Jenischen in der Schweiz – in feinster Mundart. Über 600 jenische Kinder sollen zwischen 1926 und 1973 ihren Familien entzogen worden sein. Das «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» von der gemeinnützigen Stiftung Pro Juventute brachte die Kinder in Heimen, Erziehungsanstalten oder bei Pflegefamilien unter.  

«Ich freue mich sehr, dass unser Anliegen schon so viele Menschen erreicht hat», sagt Lugenbiehl noch einmal angesichts der Spendengelder. Mit den Einnahmen der vier Konzerten werde soll die Arbeit verschiedener Organisationen und Projekte unterstützt werden, die sich für den Erhalt der Kultur der Fahrenden und für mehr Verständigung zur sesshaften Schweizer Bevölkerung einsetzen. 

Die Benefizkonzerte finden an folgenden Terminen statt:
- Samstag, 28.10., um 20:00 Uhr  Winterthur, ev. ref. Kirche Wülflingen
- Sonntag, 29.10., um 18:30 Uhr  St. Gallen, Kirche St. Laurenzen
- Samstag, 09.12., um 20:00 Uhr  Zürich, Citykirche St. Jakob
- Sonntag, 10.12., um 18:30 Uhr Bern, Aula «PROGR» Zentrum für Kulturproduktion