50 Jahre Café YUCCA Heisse Suppe, Internet und viel Zuwendung
Vom Jugendcafé JuCa zum Café Yucca, ansonsten hat sich in 50 Jahren wenig Grundlegendes geändert. Angefangen als Jugendtreff, ist das Café Yucca heute Anlaufpunkt aller Altersklassen – der Name findet sich in der robusten Yuccapalme im Fenster wieder. Die Gäste wurden älter und «Jugendcafé» passte irgendwann nicht mehr.
«Wir sind an fast 365 Tagen für unsere Gäste da», erzählt Ulises Rozas vom Beratungsteam Café Yucca,«nur nicht an Heiligabend. Da bereiten wir alles für das grosse Festessen am ersten Weihnachtstag vor.» Und dann wird es richtig voll in dem kleinen Gastraum. «Rund 200 Essen geben wir an diesem Tag aus.»
Auch den Rest des Jahres ist das Café Yucca, ein Angebot von Solidara Zürich, in der Zürcher Altstadt unweit des Hauptbahnhofs, Anlaufpunkt für viele, die in der Zürcher Gesellschaft oft gar nicht wahrgenommen werden. Sie bekommen hier nicht nur eine kostenlose heisse Suppe, Internetzugang und ein sehr günstiges Znacht. Mit das Wichtigste ist die Aufmerksamkeit, die ihnen hier entgegengebracht wird.
«Etwa die Hälfte der Menschen, die täglich zu uns kommen, haben kein Obdach. Sie leben auf der Strasse», schätzt Rozas, der peruanische Wurzeln hat. Die Zahl der Obdachlosen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die meisten von ihnen sind Arbeitsmigranten aus den EU und EFTA-Staaten.
Die jungen Männer aus Osteuropa, Spanien, Italien oder Südamerika suchen hier eine Perspektive. Die Arbeitsverträge, die sie unterschreiben, sind ausbeuterisch. «Sie unterschreiben alles Mögliche, dabei können sie die Verträge gar nicht lesen», weiss Ulises. «Oft zahlen die Arbeitgeber keine Sozialversicherungsabgaben.» Die Frauen, die kommen, arbeiten in der Regel als Reinigungskräfte oder Haushaltshilfen – viele von ihnen ganz ohne Arbeitsvertrag und festen Wohnsitz.
Immer wieder schläft hier jemand einfach im Sitzen ein, den Kopf auf die Tischplatte gelegt – hier ist es sicherer zu schlafen als draussen. Die von der Stadt Zürich bereitgestellten Notschlafplätze stehen in der Regel nur hier offiziell gemeldeten Personen offen.
Vom Schreibtisch an die soziale Front
Es gäbe auch ein paar «Wahlobdachlose» auf Zürichs Strassen, sagt Ulises. Sie redeten oft nicht viel oder sehr lange nicht. «Ein Mann kam drei ganze Jahre zu uns ins Café ohne etwas über sich preiszugeben. Eines Tages erzählte er dann seine ganze Lebensgeschichte. Andere verschwinden für zwei oder drei Jahre und tauchen dann plötzlich wieder auf.»
Einige haben hier ihr zweites Wohnzimmer gefunden. Sie sind nicht obdachlos, aber viele von ihnen psychisch belastet. «Sie brauchen von uns besonders viel Zuwendung», erklärt Ulises, «es gibt Menschen, die jeden Tag hierherkommen.» Von den neun Sozialarbeitern des Teams sind immer zwei vor Ort. Sie werden unterstützt durch zwei junge Männer, die hier ihren Zivildienst leisten.
«Wir bieten unseren Gästen eine niederschwellige, unbürokratische Stelle an, die sie sich mit ihren Problemen wenden können», sagt Ulises Rozas sichtlich stolz. Er selbst arbeitet seit vier Jahren im Café Yucca. Er hatte zuvor eine leitende Position im sozialen Bereich, war viel bei der UN in Genf zu Gast. Hier als Zuhörer, Sattmacher und Sozialberater verdient er deutlich weniger. Es sei eine ganz bewusste Entscheidung gewesen, hierher zu kommen, erzählt er. Jede Begegnung hier ist anders – nicht postiv und nicht negativ, aber immer bereichernd.
Finanziert wird das Café Yucca von den Zürcher Kirchen, der öffentlichen Hand und Spenden. Am 24. August findet anlässlich des 50-jährigen Jubiläums ein grosses Strassenfest in der Häringstrasse im Zürcher Niederdorf statt.
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