Ankommen, reden, machen, feiern! Jeder der vier Tage in Wetzikon beim Kirchentag des Zürcher Oberlands stand unter einem anderen Stern. Apropos Stern: Zum Auftakt gab es am vergangenen Donnerstagabend einen Sternenmarsch – von zwölf Startpunkten wanderten Angehörige und Gäste der über 40 Gemeinden, die sich am Kirchentag beteiligten, zum Festgelände bei der Eishalle in Wetzikon.

Geschätzte 6000 Besucher sollten dort laut Veranstalter am Wochenende zusammenkommen, um über ihren christlichen Glauben zu sprechen, miteinander zu feiern und zu beten. Kritische Diskussionen über relevante Kirchenthemen gab es nicht - ein buntes Programm für die ganze christliche Familie schon: neben Referaten wie «Die Hoffnungsgeschichte der Bibel in 80 Minuten» und «Die Biographie von Jesus von Nazareth» spielte der Musiker Roland Pöschl Mundartlieder und die Kinder konnten sich im Spiel-Paradies vergnügen. 

Allein für den ökumenischen Abschlussgottesdienst am Sonntagvormittag waren 1800 Menschen in die umfunktionierte Eishalle gekommen. Zum Konzert der deutschen Hip-Hop-Gruppe O’Bros am Freitagabend war die Halle mit 2150 jungen Menschen sogar bis zur Belastungsgrenze gefüllt – «mehr hätten wir nach Vorschrift der Feuerpolizei nicht reinlassen dürfen. Mich hat das sehr berührt, dass so viele Kinder und Jugendliche sowohl zum Brighter-Gottesdienst als auch zum anschliessenden Konzert den Weg zu uns gefunden haben», sagt Daniel Stoller-Schai, Präsident Verein Aktion Kirchen Züri Oberland. «Sie sind unsere Zukunft.»

Genauso froh sei er aber über die vielen älteren Menschen, die mit ihrem treuen Einsatz die Kirche tragen und die tatkräftig zum Gelingen des Kirchentags beigetragen hätten. «Mein persönliches Highlight war Martin Schleske, der Geigenbauer, Autor und Pferdemensch. Auf der grossen Hauptbühne sagte er: »Wir dürfen bei Gott Anfänger sein - damit Gott etwas mit uns anfangen kann« - was für ein schöner, ermutigender und hoffnungsvoller Satz.» 

Deshalb lautet das Fazit von Stoller-Schai: «Wir danken unserem gemeinsamen Gott, dass wir als Christen und Christinnen in einem Glauben vereint sein dürfen und diesen gemeinsam feiern dürfen.» 

Was sagen die Gläubigen?

Aber wie ist der Kirchentag bei seinen Besuchern angekommen? Wir haben die Menschen nach ihrem Kirchentags-Fazit gefragt.

«Ich war überrascht, dass so viele da waren. Die Atmosphäre und die Gestaltung des Gottesdienstes hat mich angesprochen. Gerade die Tatsache, dass Mann und Frau wechselseitig gelesen haben, hat mich sehr berüht. Ökumene finde ich extrem wichtig. Wenn wir auch unseren Kirchenalltag unterschiedlich gestalten, sollte uns Christen das nicht trennen.» - Erika, Vivakirche Grüningen   

«Es herrschte eine sehr friedliche Stimmung – eine grosse Offenheit war zu spüren. Es war sehr schön, Menschen wiederzusehen, die ich lange nicht getroffen habe, weil sie sonst in eine andere Kirche gehen.» – Ursi Bossert, Vertreterin der Oase Wildberg

«Ich bin nur meiner Frau zuliebe hierhergekommen. Mir gefällt es nicht, dass hier so getan wird, als gäbe es keine Unterschiede zwischen den Kirchen. Warum haben wir dann zwei Kirchen am Ort. Mir fehlt, dass hier nicht über die grundlegenden unterschiedlichen Ansichten diskutiert wird, sondern so getan wird, als gäbe es nur Gemeinsamkeiten» – männlich, anonym.

«Ich möchte etwas zurückgeben und nicht nur konsumieren, deshalb helfe ich als Freiwillige mit. Es ist schön zu sehen, dass noch Gemeinschaft da ist - das gibt mir das Gefühl von Heimat und Verbundenheit. In den Gemeinden werden die Kirchenbesucher leider immer übersichtlicher.» - weiblich, anonym

«Hier geht es einfach um Jesus - hier werden Grenzen überwunden, das hat mich mega berührt. Die Stimmung war fröhlich und festlich. Mit anderen jungen Menschen über Jesus zu reden, das war so schön.» - Tabea, ref. Kirche Wetzikon

«Für mich war es sehr schön zu sehen, wie viele Christen es in meiner Umgebung noch gibt. Den ein oder anderen Nachbarn oder Bekannten habe ich getroffen – vorher wusste ich nicht, dass sie auch zur Kirche gehen»- weiblich, anonym