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Tagung Berufsverband Spitalseelsorge Die Weichen für die Zukunft stellen

Spitalseelsorge ist in der Schweiz kantonal geregelt und damit haben die Seelsorgenden in den verschiedenen Kantonen unterschiedliche Bedingungen. Bei der zweiten Jahrestagung des Berufsverbandes Seelsorge im Gesundheitswesen (BSG-APA) Ende August tauschte man sich aus und versucht deshalb ein gemeinsames Profil für die Spitalseelsorge zu entwickeln.
04. September 2024 Katholische Kirche im Kanton Zürich

An der zweiten Jahrestagung des Berufsverbandes Seelsorge im Gesundheitswesen (BSG-APA) in Bern Ende August ging es um das Berufsprofil der Spitalseelsorge für die Zukunft. 86 Seelsorgende aus der Schweiz diskutierten, wie die Spitalseelsorge bei unterschiedlichen kantonalen Regelungen und kirchlichen Traditionen weiterentwickelt werden kann. Die Ergebnisse werden zur Profilschärfung der Seelsorge genutzt.

Herausforderungen im Gesundheitswesen

Im ersten Vortrag sprach Renate Gurtner Vontobel, Geschäftsführerin von palliative.ch, über die zunehmende Komplexität des Gesundheitswesens. Verschiedene Professionen kämpfen um ihre Position, und auch die Spitalseelsorge müsse sich ihren Platz sichern. Dabei sei Geduld gefragt, da sich Veränderungen über Jahrzehnte entwickeln.

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Heiko Rüter, Renata Aebi und Susanne Altoè leiteten die Tagung. Foto: Sabine Zgraggen

Der Kairos der Palliative Care

Die Palliative Care habe ihren Durchbruch 2008/09 erreicht, als die Nationale Palliative Care-Strategie etabliert wurde. Qualitätsstandards, die auch für die Seelsorge relevant sind, wurden entwickelt. Ella Benninger von palliative.ch betonte, dass Standards für verschiedene Settings wie stationäre oder ambulante Einrichtungen notwendig seien. Aktuell seien Standards für das pädiatrische Setting und Hospize in Arbeit. Die Seelsorge müsse sich dabei stärker in der Gesundheitsversorgung sichtbar machen.

Seelsorge sichtbarer machen

Ein zentrales Fazit der Veranstaltung war, dass die Seelsorge ihren Beitrag im Gesundheitssystem klarer kommunizieren muss. Sie sollte sich entlang der Patientenpfade – von stationär bis ambulant – bewegen, um ihren Mehrwert zu verdeutlichen.

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Prof. Pierre-Yves Brand, Lehrstuhl für Religionspsychologie in Lausanne, war einer der Referenten. Foto: Sabine Zgraggen
Prof. Yves Brandt ging auf die Notwendigkeit ein, seelsorgerische Prozesse in Qualitätsstandards und Kompetenzprofile zu übersetzen. Er erinnerte daran, dass die Qualität der Seelsorge in der Schweiz bereits hoch sei, und betonte, dass eine Objektivierung der Prozesse im säkularen Gesundheitsumfeld notwendig sei. Es sei wichtig, dass Seelsorgende selbst ihre Wirkung überprüfen, da die Empfänger oft keine Möglichkeit hätten, ihre Erfahrungen zu teilen.

Überprüfung der Seelsorge-Qualität

Brandt schlug vor, dass Seelsorgende nach Gesprächen aktiv Feedback einholen und sich an Zufriedenheitsumfragen beteiligen. Auch die Mitarbeit an wissenschaftlicher Forschung und die eigene Wirkungsmessung seien entscheidend. Seelsorgende sollten sich zudem selbst Qualitätskriterien setzen und sich im Umgang mit medizinischem Personal und deren Denkweise schulen. Brandt hob die Bedeutung einer klaren Trennung zwischen beruflichen, spirituellen und persönlichen Kompetenzen hervor.

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Mit der Methode der World Cafés wurden die Diskussionen gef¨ührt. Foto: Sabine Zgraggen

Diskussionen und Ausblick

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Auch Seelsorgende aus Zürich waren vertreten: Sr. Monja Schnider und Silke Winkler. Foto: Sabine Zgraggen
Die Diskussionen im Plenum drehten sich um Themen wie Personalmangel, die Abgrenzung zur Psychotherapie und die Anerkennung von Lebenserfahrung als gleichwertig zu Diplomen. Ein weiteres Fazit lautete, dass die Seelsorge den Menschen eine Sprache geben kann, um über ihre inneren Lebensthemen zu sprechen. Effizienz bedeute in der Seelsorge, «zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein». Die Tagung zeigte deutlich, dass die Seelsorge vor großen Herausforderungen steht, aber auch Chancen hat, sich im Gesundheitswesen zu etablieren und ihren Mehrwert klar zu kommunizieren.