Sommerserie: Autobahnkirche Gastfreundschaft an der A13
Mit Kreuz, Bibel und Opferkerzen. Sie wollten schliesslich eine Kirche bauen, keinen Raum der Stille. Davon gibt es tatsächlich schon einige in der Schweiz. Eine Autobahnkirche dagegen ist ein echtes Novum in helvetischen Landen. Die erste ihrer Art soll an der A13 bei Andeer entstehen im Kanton Graubünden.
«Unser Tal war schon immer ein Durchgangstal», sagt Pfarrer Jens Köhre. Er leitet die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde in Flims. «Halb Nord- und Südeuropa fährt an Andeer vorbei. Wir wollen, dass die Reisenden auch anhalten und innehalten können zum Gebet. Damit setzen wir ein Zeichen der Gastfreundschaft.»
Die alten Wegkirchen, in denen die Menschen früher für eine sichere Überquerung eines Alpenpasses gebetet haben, sind noch da, stünden aber heutzutage einfach an der falschen Stelle, meint Köhre. Die Lösung für dieses Problem sei dem Gemeindepräsidenten und ihm dann abends beim gemeinsamen Bier gekommen: eine Kirche an der Autobahn!
Aber wer hält dort an? «Viele, das haben kirchensoziologische Untersuchungen immer wieder bestätigt», erklärt Köhre. Es seien vor allem Männer zwischen 40 und 60 Jahren, die offensichtlich ein Bedürfnis haben, hier einen Moment zur Ruhe zu kommen. Gottesdienste sind hier nicht geplant. «Dieser Ort dient dem ganz persönlichen und anonymen Gespräch mit Gott. Wenn es keine feste Gemeinde gibt, kann sich hier niemand fremd fühlen», erklärt Köhre.
Rasten macht gelassener
In Andeer entsteht keine gewöhnliche Kirche. Ohnehin ist das Konzept einer Autobahnkirche nicht weit verbreitet. Mit Abstand am meisten gibt es im Nachbarland Deutschland – ganze 44 Standorte zeigt die Karte; zwei in Österreich, einen in Tschechien und dann einige wenige verteilt in Skandinavien, die aber nur in der Tourismussaison geöffnet sind.
Entsprechend muss auch die Architektur aussergewöhnlich sein. Kein geringerer als das Basler Star-Architektenbüro Herzog & de Meuron wurde deshalb mit der Gestaltung eines «Weges» beauftragt.
Und neben architektonischer Kunst und Einkehr sollten Besucher auf etwas Sicherheit mit auf ihren Weg bekommen. «Wer in Autobahnkirchen Rast gemacht hat, der fährt danach gelassener, rücksichtsvoller und sicherer», heisst es auf der offiziellen Homepage der Konferenz der Autobahnkirchen in Deutschland – die müssen es wissen.
Anmerkung der Redaktion: Bei Erstfeld im Kanton Uri steht seit 1998 eine Autobahnkapelle
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